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13.06.09 / Kehren die alten Namen zurück? / Ein russischer Regionalpolitiker plädiert für die Rückkehr der Namen »Königsberg« und sogar »Preußen«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-09 vom 13. Juni 2009

Kehren die alten Namen zurück?
Ein russischer Regionalpolitiker plädiert für die Rückkehr der Namen »Königsberg« und sogar »Preußen«

Nach dem Ende der Sowjetunion 1991 wurde in Königsberg viel, aber ergebnislos über die Rückbenennung von „Kaliningrad“ in „Königsberg“ diskutiert. Nun hat ein russischer Regionalpolitiker, der als Vertrauter des Gouverneurs gilt, die Debatte wieder aufgenommen und sogar vorgeschlagen, dem Verwaltungsgebiet (Oblast) auch im Russischen den Namen „Preußen“ zu geben.

In einem Gespräch mit dem Mos­kauer Sender „Echo Moskwy“ am 9. Mai hat sich der Leiter der Königsberger Stadtgebietsverwaltung, Felix Felixowitsch Lapin, für eine offizielle Rückbenennung der Stadt in „Königsberg“ und des Gebiets in „Preußen“ ausgesprochen. Wörtlich sagte er: „In Rußland, denke ich, wäre man stolz darauf, daß, ja, daß [der Name] Königsberg wäre – als eine rußländische Stadt, im Bestand der Rußländischen Föderation. Eine andere Frage ist vielleicht, ob man die Oblast nicht ,Preußen‘ nennen könnte – damit wäre ich sicher sehr einverstanden.“ Er könne sich zwar auch andere Benennungen vorstellen, seine Präferenz für die Namen „Königsberg“ und „Preußen“ blieb aber deutlich. Die sowjetische Umbenennung sei für ihn grundsätzlich nicht nachvollziehbar. Als Königsberg während des Siebenjährigen Krieges zeitweise russisch besetzt war und hier ein russischer Gouverneur herrschte, habe auch niemand an eine Umbenennung der Stadt gedacht. Etwaige Ängste vor einer Herauslösung des nördlichen Ostpreußens aus der Russischen Föderation wegen des deutschen Namens seien unbegründet.

Lapin verwendet den Namen der Stadt in seiner alten russischen Form „Kjonigsberg“ – der deutsche Umlaut „ö“ wird im russischen traditionell durch den Buchstaben „jo“ wiedergegeben. Nicht selten hört man bei Nachkriegs-Königsbergern auch „Kenigsberg“ oder, in der russischen Jugendsprache, kurz „Kenig“. Viele der heutigen Bewohner Königsbergs bevorzugen den deutschen Stadtnamen, weil sie in ihrer neuen Heimat eine gegenüber Rußland eigenständige Identität entwickelt haben oder die Person des Namensgebers, eines stalinistischen Apparatschiks, ablehnen. Selbst offizielle Stellen in der Region und sogar in Moskau erlauben deshalb dessen „halboffiziellen“ Gebrauch.

Wie in solchen Fällen zu erwarten, traten die Vertreter der sowjetischen Veteranenverbände und ähnlicher Gruppierungen mit gewohnt schroffen Tönen an die Öffentlichkeit. Ihre „Argumentation“: Wozu habe man denn die Opfer beim „Sturm auf Königsberg“ erbracht, wenn nachher „alles beim Alten“ bleiben würde? Auch der ehemalige Gouverneur des Königsberger Gebiets in den Jahren 1996 bis 2000, Leonid Gorbenko, erging sich in ähnlicher Weise: Wie käme Lapin dazu, den Namen ändern zu wollen, da er ihn ja auch nicht vergeben habe. Er, Gorbenko, habe solche Bemühungen zu seiner Zeit niedergeschlagen. „Selbst den Präsidenten von Ostpreußen“, der ihn darum gebeten habe, habe er nicht ins Land gelassen. Gemeint ist hier offensichtlich Wilhelm v. Gottberg, der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen. Gorbenko wurde zwar in der Ukraine geboren, machte aber seine gesamte Karriere im Königsberger Gebiet, als dessen Gouverneur er freilich im Jahre 2000 mit deutlicher Mehrheit abgewählt wurde.

Zahlreiche einflußreiche russische Politiker und Geschäftsleute spekulieren seit langem nicht nur auf eine Rückbenennung, sondern auch auf eine Rückgabe der Region an Deutschland: Rußland könne sich die Unterhaltung seiner teuren „Luxuskolonie“ eigentlich schon lange nicht mehr leisten, und dies gelte in der jetzigen wirtschaftlichen und demographischen Krise um so mehr: Geld und Menschen werden andernorts in der Russischen Föderation dringend gebraucht. Es könnte daher durchaus sein, daß die Zeit der Altstalinisten in Königsberg und des Beharrens auf Politnamen ihres Regimes dem Ende entgegengeht: Lapin gilt als Gefolgsmann des Königsberger Gouverneurs Georgij Boos, der ihn – so wird vermutet – hier zunächst als seinen „Vortester“ ins Feld geführt hat. Und Boos wiederum wurde bekanntlich von einem noch weit Mächtigeren in sein Amt eingesetzt, der für sein strategisches Denken allgemein bekannt ist: Wladimir Putin.

Thomas W. Wyrwoll

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