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20.06.09 / Frankreichs Bomber

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-09 vom 20. Juni 2009

Frankreichs Bomber

Obwohl Frankreichs finanzielle Möglichkeiten auch schon zu Zeiten General Charles de Gaulles ungleich kleiner als die der Supermacht USA waren, baute das Land während seiner Präsidentschaft eine eigene nukleare Abschreckung auf. Neben der „Bombe“ gehörten dazu strategische Landraketen und Nuklear-U-Boote sowie Langstreckenbomber.

Unter drei Vorentwürfen für einen solchen Bomber wurde 1957 der von Dessault ausgewählt. Im April des Jahres wurde ein Vorvertrag über den Bau eines Prototypen abgeschlossen. Vor 50 Jahren, am 17. Juni 1959, fand der Erstflug des ersten strategischen Langstreckenbombers der Grande Nation statt. Zunächst wurden 50 Maschinen bestellt. Es dauerte dann noch bis zum 1. Oktober 1964, bis die französischen Luftstreitkräfte ihre erste Mirage IV in Dienst nehmen konnten. In jenem Jahr wurden dann noch zwölf Maschinen nachbestellt. Konstruktiv baute der Dessault-Bomber auf dem bereits bewährten Muster des Abfangjägers Mirage III auf. Er erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 2340 Stundenkilometern.

Da der Bomber mit einer Reichweite von 2477 Kilometern nicht mit einer Tankfüllung von Frankreich aus die Sowjetunion erreichen konnte, beschaffte die französische Luftwaffe US-amerikanische Boeing KC-135 „Stratotanker“, mit denen eine Betankung in der Luft möglich war. Da Transportflugzeuge ein relativ leichtes Ziel sind, sollten zwei Mirage IV zusammen mit einer KC-135 „Stratotanker“ operieren. Dabei sollte, nachdem das Feindgebiet erreicht war, auf der Strecke bis zum strategischen Ziel die eine Mirage IV der anderen, welche die Bombe trug, als Tankflugzeug dienen. Als Alternative beabsichtigte de Gaulle die Entwicklung einer größeren Mi­rage IV B mit größerer Reichweite durchzusetzen, aber die Planungen hierzu wurden bereits 1959 eingestellt. Dafür reichten die Finanzmittel der Grande Nation dann doch nicht.

Das Ende der Mirage IV (als Langstreckenbomber) wurde eingeleitet, als sich in den 80er Jahren die Erkenntnis durchsetzte, daß nur tieffliegende Angriffsflugzeuge gegen die Bodenabwehr bestehen können. Für den Tiefflug war die Mirage IV aber nicht ausgelegt, und so wurden die Flugzeuge schrittweise außer Dienst gestellt. Die nukleare Abschreckung Frankreichs basiert seitdem nur noch auf den strategischen U-Booten und den landgestützten Raketen. Die

Mirage IV war damit nicht nur der erste, sondern bislang auch der einzige strategische Langstreckenbomber der Grande Nation.

18 Mirage IV wurden zu Aufklärungsflugzeugen umgebaut und auch noch nach der Jahrtausendwende eingesetzt. Am 23. Juni 2005 fand der letzte Flug einer Mirage IV statt. Viele der ausrangierten Maschinen kamen in Museen.

Der Bau der Mirage IV ist als Ausdruck des Versuchs Frankreichs zu interpretieren, trotz seiner Einbindung in die westliche Wertegemeinschaft und beschränkter ökonomischer Ressourcen die waffentechnische Unabhängigkeit von den USA zu erhalten. Die Abhängigkeit von Tankflugzeugen des US-Flugzeugherstellers Boeing hat dabei beispielhaft die Grenzen aufgezeigt. Hans Lody


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