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20.06.09 / Die Frau des Seefahrers / Roman über das Leben von Elizabeth Cook

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-09 vom 20. Juni 2009

Die Frau des Seefahrers
Roman über das Leben von Elizabeth Cook

Der britische Seefahrer und Entdecker James Cook (1728–1779) ist vielen ein Begriff. Bekannt wurde der Sohn eines Tagelöhners vor allem durch seine drei Fahrten in den Pazifischen Ozean, auf denen er zahlreiche Inseln entdeckte, vermaß und kartographierte. Darüber hinaus bekämpfte er die auf Seereisen auftretende Vitaminmangelerkrankung Skorbut, indem er seine Mannschaft zum Verzehr von Zitronen und Karottengelee zwang.

Literatur über das Leben des berühmten Seefahrers gibt es bereits genug. Das seiner Ehefrau Elisabeth Batts jedoch ist uns weniger bekannt. Sie ist die Hauptfigur in Anna Enquists Roman „Letzte Reise“. Elizabeth war eine starke und intelligente Frau.

Die niederländische Autorin erzählt äußerst eindrucksvoll das Schicksal der ewig wartenden Seemannsfrau. Die gelernte Konzertpianistin und Psychoanalytikerin schildert die Distanz und Nähe, die Elizabeth bedingt durch die Abwesenheit ihres Mannes empfindet. Der Leser erfährt auch etwas über ihre leidenschaftlichen Gefühle für Hugh Palliser – dem Förderer von James Cook –, der ihr während Cooks Abwesenheit immer eine moralische Stütze war.

Elizabeth ist enttäuscht, als ihr Mann seine dritte Reise antritt. Nach seiner zweiten Reise hatte Cook aufgrund seiner Erkenntnisse über Skorbut eine leitende Stellung in einem Krankenhaus für Marineveteranen angenommen. Aber die See ist seine Bestimmung. Er bietet sich freiwillig an, den Vorzeige-Polynesier der Londoner Gesellschaft „Omai“ in sein Land zurückzubringen. Von dieser Reise wird Cook nie wieder zurückkehren. Die im Jahr 1741 geborene Elisabeth Batts wurde 94 Jahre alt und überlebte nicht nur ihren Mann, sondern auch all ihre sechs Kinder. Der Tod ist neben der Seefahrt eines der zentralen Themen des Romans. Oft endete zu dieser Zeit die Geburt eines Kindes mit dessen Tod.

Obwohl „Letzte Reise“ kein autobiographischer Roman ist, ist es kein Zufall, daß sich Enquist ausgerechnet die Geschichte von Elizabeth Cook ausgesucht hat. Denn wie es ist, sein Kind zu überleben, weiß die Autorin aus Erfahrung, da sie ihre Tochter Margit beerdigen mußte. Diese kam mit 27 Jahren bei einem Autounfall zu Tode. Im Nachwort schreibt die Autorin, daß sie das Thema des Romans aufgrund eines Telefonats mit Margit gewählt hat. Diese hatte ihr mitgeteilt, daß ein Bericht über Cook in der Zeitung stehe. Die Erinnerung an dieses Telefonat habe ihr geholfen, das Buch fertigzustellen. Ihre Erfahrungen verarbeitet Enquist allerdings anderorts, in ihrem 2008 veröffentlichten Roman „Kontrapunkt“.

An einigen Stellen wirkt Elizabeth ein wenig zu modern und emanzipiert in ihrer Einstellung zu ihrem Mann, was ein wenig unglaubwürdig für eine Frau im vorviktorianischen Zeitalter anmutet. Es scheint, als habe die Autorin wenig Distanz zu ihrer Hauptfigur. Trotzdem ist der Roman fesselnd und für denjenigen, der sich in leichter Lektüre über das Leben von James Cook informieren möchte, richtig.       Vittoria Finzi

Anna Enquist: „Letzte Reise“, btb, München 2008, geb., 413 Seiten, 9 Euro


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