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27.06.09 / Reeder in Not / Deutschland trifft Handelskrise hart

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-09 vom 27. Juni 2009

Reeder in Not
Deutschland trifft Handelskrise hart

Wer mit dem Zug den größten deutschen Hafen passiert, kann die Krise sehen: Reling an Reling dümpeln die Containerriesen neben Hamburgs Norderelbbrücken. Von den weltweit mehr als 4000 Hochseecontainerschiffen liegen gut 500 still in den Häfen, weil der Welthandel eingebrochen ist. Was die Lage noch verschlimmert: Im Hochgefühl des Booms hatten die Reeder noch viele neue Schiffe bestellt, die in den nächsten beiden Jahren geliefert, aber wohl nicht gebraucht werden.

So wird sich die Weltflotte in diesem und im kommenden Jahr um zusammen 29 Prozent vergrößern, wie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln mitteilt. Schon häufen sich Fälle, in denen nagelneue Containerriesen gleich nach dem Stapellauf eingemottet werden.

Für die Reeder ein Desaster. Sie geraten von drei Seiten in die Zange, so das IW: Sie würden vom zyklischen Abschwung, der Finanzkrise und den hohen Überkapazitäten auf einmal getroffen. Infolge des zyklischen Abschwungs bricht der Handel ein, die Finanzkrise erschwert die Finanzierung und wegen der immer weiter anschwellenden Überkapazitäten türmen sich Kosten und totes Kapital.

Bald, so fürchten die Kölner Wissenschaftler, dürfte das Reedereien-Desaster zudem auf die Banken übergreifen: „Schiffskredite ticken als Zeitbombe in ihren Bilanzen.“

Deutschland ist besonders hart getroffen wegen seiner herrausragende Stellung unter den Schiffseignern. Rund die Hälfte alle Containerschiffe weltweit gehören deutschen Reedern, auch wenn die meisten davon an fremde Linienreedereien verchartert sind und nur rund 500 Containerriesen unter deutscher Flagge fahren.

Es sieht übrigens nicht danach aus, daß die Zeiten bald besser werden. Nach einer Studie des Unternehmensberaters „Boston Consulting Group“ für das „Manager-Magazin“ wird der Welthandel auch nach der Krise für lange Zeit nicht mehr die Rekordumsätze von 2007 und davor erreichen.      Hans Heckel


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