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27.06.09 / Motive an der Ostsee gefunden / Die Stiftung Moritzburg zeigt erstmals das Spätwerk des Malers und Graphikers Lyonel Feininger

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-09 vom 27. Juni 2009

Motive an der Ostsee gefunden
Die Stiftung Moritzburg zeigt erstmals das Spätwerk des Malers und Graphikers Lyonel Feininger

Eine Weltpremiere erwartet den Besucher im Landeskunstmuseum Moritzburg: Erstmals wird eine Auswahl aus dem Spätwerk Lyonel Feiningers von 1937 bis 1956 gezeigt.

Unter dem Titel „Rückkehr nach Amerika“ sind 105 Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Druckgraphiken in Halle zu sehen. Es gibt kaum einen besseren Ort für eine solche Ausstellung als die Stiftung Moritzburg, diente der  Torturm dem Künstler doch von 1929 bis 1931 als Atelier, in dem er die weltberühmte Halle-Serie schuf, die zu den Höhepunkten seines Schaffens zählt.

Zu sehen sind jetzt Bilder, die Feininger in Amerika schuf, in denen er jedoch noch einmal die Erinnerung an die Ostsee und an Thüringen beschwor. Daneben treten als großes Thema aus der neuen Welt Feiningers Manhattan-Bilder. Mit ihnen gelang ihm schließlich ab 1940 eine Reihe von eindrucksvollen Arbeiten, die in seinem Alterswerk herausragen.

Geboren am 17. Juli 1871 in New York als Nachfahre deutscher, aus dem Badischen stammender Einwanderer, verließ Feininger im Juni 1937 Deutschland. Ein halbes Jahrhundert hatte er in Deutschland verbracht. 1887 war er nach Hamburg gezogen, um an der Allgemeinen Gewerbeschule Zeichenunterricht zu nehmen. 1888 zog er nach Berlin und besuchte dort die königliche Akademie. Der Aufenthalt sollte ursprünglich nur zwei Jahre dauern – es wurden 50.

1891 fand Feininger erstmals an der Ostsee ihn faszinierende Motive und Anregungen. Zunächst war er auf Rügen, dann auf Usedom, wo er 1908 Heringsdorf für Sommeraufenthalte wählte. Im Sommer 1924 dann entdeckte Feininger für sich Deep an der pommerschen Ostseeküste.

Der Künstler war von dem kleinen Fischerdorf, knapp 20 Kilometer westlich von Kolberg gelegen, zunächst enttäuscht. Der kleine, abgelegene Ort an der Reegamündung hatte wenig gemein mit den mondänen Seebädern, die Feininger bisher kennengelernt hatte. Aber er begann schnell die wilde Natur dieses Küstenstreifens mit seinen einsamen Stränden und den sturmzerzausten Dünenwäldern zu lieben, so daß er bis 1934 jeden Sommer dorthin reiste. Tag für Tag, bei Wind und Wetter war er am Strand mit seinem Skizzenblock zu treffen. Hunderte seiner Natur-Notizen entstanden; sie sollten den Grundstock bilden für die später zu schaffenden Ölbilder.

Die Aufenthalte an der Ostseeküste brachten Feininger zu einer intensiven Auseinandersetzung mit maritimen Motiven, mit Schiffen, Wolkenbildern und Strandansichten. Es waren vor allem die spektakulären Wolkenbildungen und das unvergleichliche Licht über der See, das den Künstler begeisterte.

Immer wieder sind auf den Gemälden und Zeichnungen allerdings auch einsame, menschliche Gestalten zu entdecken, die wie ein Zitat von Caspar David Friedrichs „Mönch am Meer“ anmuten.

Die Ausstellung in der Moritzburg macht nicht zuletzt auch deutlich: Deutschland, das war für Feininger nicht nur Wahlheimat, sondern auch kultureller und geistiger Resonanzraum. In New York konnte er so auf einen unermeßlichen Vorrat an inneren und äußeren Bildern zurückgreifen, auf wechselndes Licht und bauliche Figuren.

Die Formel „Zurück in Amerika“ meint daher nicht Rückkehr als Heimkehr, eher doch eine Rückkehr zu den malerischen Gründen. „Der Moment der Erinnerung, das Zurückgreifen auf Themen aus früheren Schaffensphasen ist dabei kein nostalgischer Rückgriff auf Vergangenes, sondern vielmehr Garant für die ständige künstlerische Erneuerung der eigenen Bildschöpfungen“, so die Ausstellungsmacher. Silke Osman

Die Ausstellung im Torturm der Moritzburg ist bis 23. August Dienstag von 10 bis 20.30 Uhr, Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr zu sehen. Eintritt 8/6 Euro. Ein Katalog ist im Hirmer Verlag, München, erschienen (232 Seiten, im Museum, broschiert, 29,90 Euro, Ladenpreis, gebunden, 39,90 Euro).

Foto: Lyonel Feininger: Baltic a Recollection (In Erinnerung an die Ostsee), Öl auf Leinwand,1947; im Besitz des Toledo Museum of Art


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