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27.06.09 / Gerüchte um Atomkraftwerk bei Ragnit / Georgij Boos: Der Bau beginnt planmäßig im Frühjahr 2010 – Finanzierung angeblich gesichert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-09 vom 27. Juni 2009

Gerüchte um Atomkraftwerk bei Ragnit
Georgij Boos: Der Bau beginnt planmäßig im Frühjahr 2010 – Finanzierung angeblich gesichert

Am vergangenen Sonnabend gaben der russische Minister für Energie, Sergej Schmatko, und der Gouverneur des Königsberger Gebiets, Georgij Boos, eine Pressekonferenz in Königsberg, um die aufkeimenden Gerüchte um das geplante Atomkraftwerk bei Ragnit aus dem Weg zu räumen und für das Bauvorhaben zu werben.

An der Zweckmäßigkeit eines Kernkraftwerks im Königsberger Gebiet scheiden sich die Geister  seit der Bekanntgabe des Vorhabens. Es droht, die Bevölkerung in Befürworter und Gegner aufzuspalten. Während die einen meinen, ein so kleines Gebiet wie die Königsberger Exklave benötige überhaupt keine Atomenergie, fürchten andere – in der Erinnerung an Tschernobyl – die Folgen einer Katastrophe durch Schlamperei oder technische Fehler. Die Befürworter halten dagegen, daß ein Atomkraftwerk Arbeitsplätze schaffe und sich auf die Entwicklung der Region sehr positiv auswirken werde.

An der Stelle im Kreis Ragnit, wo das Atomkraftwerk entstehen soll – unmittelbar an der litauischen Grenze –, hat sich bislang noch nichts getan. Deshalb mehrten sich in jüngster Zeit die Gerüchte, wegen der Finanzkrise sei der Bau auf unbestimmte Zeit verschoben oder abgesagt worden.

Diese Gerüchte wies Georgij Boos in einer recht emotionalen Rede scharf zurück. „Nichts von dem stimmt. Diese Frage hat sich nie gestellt und sie wird sich nie stellen! Wie geplant wird der erste Block des Atomkraftwerks im Jahr 2016 in Betrieb gehen, und der zweite 2018. Alles läuft nach Plan.“

Diese Auffassung bestätigte der aus Moskau angereiste Energieminister Sergej Schmatko. Er erklärte, daß zur Zeit noch die notwendigen Genehmigungen eingeholt werden müßten, vor allem die  der Industrieüberwachungsbehörde „Rostechnadzor“. Wenn diese Genehmigungen vorliegen, könne mit dem Bau des ersten Blocks bereits im Frühjahr 2010 begonnen werden. Die Finanzierung des ersten Bauabschnitts sei gesichert. Schmatko machte den Pressevertretern noch einmal die Vorzüge eines Atomkraftwerks im Königsberger Gebiet deutlich: Es würde nicht nur die Region mit Energie versorgen, sondern die Exklave hätte  darüber hinaus die Möglichkeit, überschüssige Energie zu exportieren, zum Beispiel ins benachbarte Baltikum oder auch nach Skandinavien. Zudem biete das Atomkraftwerk Anreize für ausländische Investoren, „die sich auf große Energieprojekte spezialisiert haben“.

Obwohl für die Pressekonferenz nur wenig Zeit vorgesehen war, hatten die Journalisten die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Dabei war herauszuhören, daß die Menschen im Gebiet vor allem eines interessiert: Wie weit werden die  Strompreise noch steigen?

Darauf antwortete der Gouverneur sehr theoretisch, gab schließlich zu, daß mit weiteren Preissteigerungen zu rechnen sei. Als Gründ hierfür gab er die Kürzung der staatlichen Subventionen, die Abschaltung des litauischen Kernkraftwerks Ignalina sowie die zu erwartende Erhöhung der Transportkosten über weißrussisches und litauisches Gebiet an, und die Verteuerung von Gas. Gründe, die dafür sprechen, daß die Königsberger Exklave unabhängiger von Energieimporten werden sollte, und sei es durch den Bau eines Atomkraftwerks. Manuela Rosenthal-Kappi


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