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04.07.09 / Jungen allein unterrichten / Privatschulverein erringt Etappensieg gegen Potsdamer Ministerium

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-09 vom 04. Juli 2009

Jungen allein unterrichten
Privatschulverein erringt Etappensieg gegen Potsdamer Ministerium

Beim ersten Anlauf waren sie gescheitert, doch nun schöpfen die Initiatoren einer Schule nur für Jungen in Brandenburg neue Hoffnung. Als 2007 eine Elterninitiative in Potsdam ein Jungengymnasium errichten wollte, verweigerte das brandenburgische Bildungsministerium die Genehmigung. Auch die Stadt Potsdam hatte sich gegen das Jungengymnasium ausgesprochen. Der Trägerverein des Schulprojekts wird von Mitgliedern der konservativ-katholischen Organisation „Opus Dei“ getragen.

Ein Jungengymnasium widerspreche dem gesetzlichen Grundsatz einer gemeinsamen Unterrichtung von Jungen und Mädchen (Koedukation), argumentierte das Ministerium. Das bezweifelt Professor Ulrich Häde von der Europa-Universität in Frankfurt (Oder). Das Gebot der Koedukation gelte nicht für private Schulen.

Der Vorsitzende der „Initiative Freie Schulen Brandenburg e.V.“, Christoph Rüssel, wollte sich denn auch nicht mit der Entscheidung abfinden: „Inzwischen verstehen wir uns immer mehr auch als Anwalt für die vielen Eltern und Kinder, die diese Schule ausdrücklich wünschen.“ Rüssel reichte Klage beim Potsdamer Verwaltungsgericht ein und verwies darauf, daß im nordrhein-westfälischen Jülich seit 37 Jahren ein Mädchengymnasium existiere. In der dritten Juniwoche 2009 hoben die Richter die ablehnende Entscheidung tatsächlich auf und verpflichteten das Ministerium, den Antrag neu zu prüfen.

Nun aber befürchtet der Trägerverein, das Ministerium könne die nächste Instanz anrufen. Die Ausschöpfung dieses Rechtsweges würde dann weitere zwei bis drei Jahre dauern. Angesichts des seit langer Zeit existierenden Mädchengymnasiums war der erstin­stanzliche Ausgang des Rechtsstreits für die brandenburgische Landesregierung nicht überraschend, so daß eine weitere Verzögerung der Schuleröffnung durch juristische Winkelzüge im Bildungsministerium die Frage nach der faktischen Rechtsverweigerung aufwirft.

Das eigentliche Motiv für die vermehrte Gründung von privaten Schulen in Brandenburg liegt möglicherweise nicht nur im besseren Bildungsangebot derartiger Privatschulen (das ihnen nachgesagt wird). Beobachter meinen, daß manche aus Westdeutschland zugezogenen Eltern Vorbehalte gegen frühere DDR-Lehrer hegen. Berichte über eine beschönigende oder gar keine Behandlung der DDR-Geschichte in Schulen der neuen Bundesländer hätten ihr Mißtrauen noch beflügelt. Auch Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) war vor 1989 Lehrer in der DDR.                Hans Lody


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