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04.07.09 / Titel futsch

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-09 vom 04. Juli 2009

Titel futsch
von Silke Osman

Die einen sprechen von einer  Blamage für Deutschland, andere von einem schwarzen Tag für Dresden. Dabei war es längst abzusehen, was dann (endlich) bei der Sitzung des Welterbe-Komitees der Unesco beschlossen wurde: die Aberkennung des Welterbetitels für die Stadt an der Elbe. Die Dresdner hatten sich strikt geweigert, von dem Vorhaben Abstand zu nehmen, eine Brücke über den Strom zu bauen, die den einmaligen Blick auf die Silhouette der Stadt erheblich und unwiederbringlich beeinträchtigen würde. Seit 2007 graben sich Bagger durch das Elbtal und wachsen Betonsäulen in den Himmel. 160 Millionen Euro soll die (sicher notwendige) Elbquerung kosten. Noch teurer, aber eleganter wäre eine Tunnellösung gewesen, für die der Architekt Volkwin Marg vom Hamburger Büro gmp in einem offenen Brief plädiert hatte. In Dresden blieb man stur. Die Bürger hatten sich in einem Entscheid für die Brücke ausgesprochen. Ein Tunnel stand gar nicht erst zur Diskussion.

Nun ist der Titel futsch und mit ihm auch Fördergelder. 13 Millionen Euro hatte die Stadt Dresden aus dem Förderprogramm für deutsche Welterbestätten beantragt. Ob man allerdings auch um den Touristenstrom fürchten muß, der sich alljährlich um die Sehenswürdigkeiten schart, die Dresden zu bieten hat, bleibt dahingestellt. Wer sich die Perle des Barock ansehen möchte, der pfeift auf jeden Titel. Die Unesco aber hat nach den jahrelangen Drohgebärden Konsequenzen ziehen müssen. Doch erst wenn sie in Pompeji oder Peking, in Angkor Wat oder Babylon so energisch handelt wie in Dresden, wird sie sich tatsächlich als Hüterin des Welterbes erweisen.


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