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04.07.09 / Integration: Die Liebe zu unserem Land vorleben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-09 vom 04. Juli 2009

Auf ein Wort
Integration: Die Liebe zu unserem Land vorleben
von Jörg Schönbohm

In Deutschland leben 15,4 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund. Beinahe jeder fünfte Einwohner hat eine Zuwanderungsgeschichte. Es ist nachvollziehbar, daß die Integration so vieler Menschen eine Gesellschaft vor große Herausforderungen stellt.

Eine kontrollierte Steuerung der Einwanderung wurde in Deutschland lange Zeit aus ideologischen Gründen abgelehnt. Vor allem linke Kreise gaben sich lieber den Träumereien einer heilen Multikulti-Welt hin. Die Versäumnisse von damals rächen sich heute.

Der jüngste Integrationsbericht der Bundesregierung zieht eine ernüchternde Bilanz der deutschen Integrationspolitik. Die Unterschiede zwischen Migranten und Einheimischen werden vor allem im Bereich der Bildung deutlich. 16 Prozent der Zugewanderten und sogar 30 Prozent der Türkischstämmigen verlassen die Schule ohne Abschluß. Bei den deutschen Schülern sind es nur 6,5 Prozent. Auch bei den Hochschulabschlüssen und Berufsausbildungen schneiden Migranten deutlich schlechter ab als die Einheimischen. Dieser „Bildungsrückstand“ macht sich auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. So waren im Jahr 2007 20,3 Prozent aller Migranten arbeitslos. Die Quote der Gesamtbevölkerung lag zum selben Zeitpunkt bei 10,1 Prozent. Auch das Armutsrisiko ist bei Migranten höher als bei der Gesamtbevölkerung. Im Jahr 2007 galt jeder achte Deutsche – laut Definition – als arm. Bei den Migranten waren es doppelt so viele. Ebenso deutlich sind die Unterschiede bei der Kriminalitätsquote. Sie lag bei den Ausländern zuletzt bei 5,4 Prozent, bei den Einheimischen lediglich bei 2,7 Prozent.

Trotz aller Fortschritte, die in der Integrationspolitik seit dem Ende der rot-grünen Koalition zweifelsohne gemacht wurden, bleibt noch immer viel zu tun. Zu lange hat man die gesamte Problematik verharmlost, geschönt oder ignoriert.

Eine große Herausforderung stellt insbesondere die Integration muslimischer Migranten dar, die sich in Deutschland häufig schlechter integrieren als Zuwanderer anderer Religionen. Offizielle Schätzungen sprachen bisher davon, daß etwa drei Millionen Muslime in Deutschland leben. In Wirklichkeit sind es wohl über eine Million mehr, wie das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge kürzlich errechnete.

Die korrigierten Zahlen unterstreichen noch einmal die Dringlichkeit einer konsequenten und umfassenden Integrationsstrategie für die Muslime in Deutschland. Die Gründung einer Institution wie der Islamkonferenz, die vergangene Woche zum vorerst letzten Mal tagte, reicht hierfür mit Sicherheit nicht aus.

Daß die Integration von Menschen mit unterschiedlichen kulturellen und religiösen Hintergründen gelingen kann, hat unser Land in seiner Geschichte mehrfach bewiesen.

So kamen beispielsweise im Jahr 1685, als Frankreich das Edikt von Nantes aufhob, das bis dahin den französischen Protestanten Religionsfreiheit gewährt hatte, innerhalb kürzester Zeit mehr als 20000 Menschen nach Preußen. Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm begrüßte damals die mehrheitlich hugenottischen Einwanderer mit offenen Armen und machte Preußen zur Hauptanlaufstelle für die Erniedrigten und die Verfolgten aus ganz Europa. Die Flüchtlinge wurden in ihrer neuen Heimat gut behandelt. Sie bekamen Wohnungen und Kredite – alles, was sie für einen guten Start in ihr neues Leben brauchten. Und Preußen tat gut daran, seine Gäste so herzlich aufzunehmen, denn der Staat profitierte von den Zuwanderern.

Nach den Spätfolgen des Dreißigjährigen Krieges wurde Preußen auf diese Weise wieder „peupliert“ wie es Friedrich der Große nannte. Vor allem für die Wirtschaft waren die größtenteils gut ausgebildeten Flüchtlinge eine enorme Bereicherung. Aber auch in der Kultur sorgten die Zuwanderer für eine Blütezeit. Theodor Fontane, ein Nachkomme hugenottischer Einwanderer, sei hier nur als ein Beispiel von vielen angeführt. Sie alle waren willkommen, in Preußen ihr Glück zu versuchen. Keiner wurde gezwungen – sie alle sollten „nach ihrer Façon“ glücklich werden. Nur eine Bedingung hatte der preußische Staat an seine neuen Bürger: daß sie treue Untertanen sind und ihre Staatspflichten pünktlich erfüllen.

Tatsächlich waren innerhalb kürzester Zeit aus Einwanderern Einheimische geworden. Begünstigt wurde diese geräuschlose Integration dadurch, daß sich die Zuwanderer vom ersten Tag an mit ihrem Gastland vollkommen identifizierten. Nach kürzester Zeit war die französische Kolonie bereits ein Vorbild an Staatstreue und Patriotismus. Otto von Bismarck ließ sich sogar zu der Aussage hinreißen, die Zugewanderten seien doch eigentlich die „besten Deutschen“ im gesamten Reich.

Die französischen Hugenotten waren jedoch nicht die einzigen Einwanderer, die Preußen aufnahm und die sich vorbildlich integrierten. Es kamen Auswanderer aus Österreich, die vor der Gegenreformation flohen, es kamen Waldenser und Mennoniten, es kamen schottische Presbyterianer, es kamen Juden und Katholiken. Diese Vielfalt schadete der Gesellschaft nicht, sie bereicherte sie sogar. Daran hat sich bis heute nichts verändert.

Ein friedliches und geordnetes Zusammenleben kann jedoch immer nur auf der Basis gemeinsamer Grundwerte funktionieren. Wir können es daher nicht hinnehmen, daß in Deutschland in manchen islamischen Kreisen die Scharia an die Stelle des Grundgesetzes tritt. Allen Migranten muß klar gemacht werden, daß für uns Freiheit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und die Gleichberechtigung von Mann und Frau unverhandelbar sind. Wer die Bedingungen des Gastlandes nicht akzeptieren kann, dem steht es jederzeit frei, das Land wieder zu verlassen.

Wer sich jedoch entscheidet, in unserem Land dauerhaft zu leben, muß die staatliche Ordnung anerkennen, sich an die Gesetze halten und seinen Teil dazu beitragen, ein guter „Mitbürger“ zu sein. Grundvoraussetzung hierfür ist, daß diejenigen, die hier leben wollen, auch die deutsche Sprache lernen. Der

Spracherwerb ist der Schlüssel zur Lösung vieler Probleme. Wie soll man sich den „Integrationsdialog“ vorstellen, wenn sich die Dialogpartner nicht in einer gemeinsamen Sprache verständigen können?

Früher setzte man sich als Gegner von Multikulti leicht dem Vorwurf der Deutschtümelei aus, wenn man  verlangte, wer in unserem Land leben wolle, müsse auch unsere Sprache erlernen. Wer solches dennoch forderte, galt schnell als „nationalchauvinistisch“ und „ausländerfeindlich“. Heute wird die Bedeutung von Sprachkenntnissen für die Integration von Zuwanderern von niemandem mehr ernstlich in Frage gestellt. Natürlich sind Sprachkenntnisse keine Garantie für eine gelungene Integration, ohne sie wird Integration jedoch unter Garantie scheitern.

Wir wollen Zuwanderung, und wir brauchen sie auch. Wir brauchen sie, weil bereits jetzt absehbar ist, daß wir in naher Zukunft einen eklatanten Fachkräftemangel haben werden. Wir brauchen sie aber auch, weil wir viel voneinander lernen können. So ist es bewundernswert, wie der Wert der Familie in vielen anderen Kulturen hochgehalten wird und Familien über alle Generationen hinweg zusammenhalten. Auch was den ungezwungenen Umgang mit Traditionen oder Nationalstolz betrifft, können wir Deutschen lernen.

Integration kann gelingen. Sie wird vor allem dann gelingen, wenn wir unsere Ansprüche klar formulieren und unsere Wertgemeinschaft konsequent und mit allen Mitteln des Rechts verteidigen. Wir müssen den Zuwanderern in Deutschland vorleben, was wir von Ihnen verlangen: Respekt, Solidarität und Liebe zu unserem Land. Dann werden sie auch bereit sein, sich in unserer Gesellschaft zu integrieren.


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