29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
04.07.09 / Die erste Luftfahrtmesse / Vor 100 Jahre begann in Frankfurt die Internationale Luftschiffahrt-Ausstellung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-09 vom 04. Juli 2009

Die erste Luftfahrtmesse
Vor 100 Jahre begann in Frankfurt die Internationale Luftschiffahrt-Ausstellung

Die Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung Berlin (ILA) ist die bedeutendste Fachmesse der Luft- und Raumfahrtindustrie Deutschlands sowie neben dem Pariser Aérosalon und der Farnborough Air Show in England eine der größten und wichtigsten der Welt. In Frankfurt am Main fand sie unter der Bezeichung „Internationale Luftschiffahrt-Ausstellung“ (ILA) vom 10. Juli bis 17. Oktober 1909 erstmals statt.

Vor 100 Jahren richteten Frankfurts Stadtväter mit der Internationalen Luftschiffahrt-Ausstellung nicht nur die erste eigenständige Luftfahrtmesse der Welt, sondern auch die erste internationale Plattform für die flugtechnische Kommunikation in der noch jungen Luftfahrt aus. Was in den 100 Öffnungstagen des Sommers 1909 von den ILA-Veranstaltern in Frankfurt am Main nach nur einem Vorbereitungsjahr der faszinierten Bevölkerung und Fachwelt präsentiert wurde, war ein umfassender Überblick über den Stand des Luftschiffbaus und der Flugtechnik in Deutschland. Noch lag das Schwergewicht der gezeigten Produkte bei Luftschiffen und Ballonen. Großer Beliebtheit erfreuten sich die den Besuchern gebotenen Freiballonfahrten. Star der Ausstellung war allerdings bereits ein Flugzeug, das der Gebrüder Wright. Extra für die Ausstellung war es für eine Woche aus der Reichshauptstadt an die Mainmetropole verbracht worden. Aus deutscher Produktion war der Doppeldecker des Flugzeugkonstrukteurs August Euler zu sehen. Die Bilanz nach den 100 Tagen konnte sich sehen lassen. Die Ausstellung hatte 500 Aussteller mit  eineinhalb Millionen Besuchern zusammengeführt – wobei manches Geschäft entstand. Orville Wright schreibt in einem Brief: „Bei der ILA ging es allein ums Geschäft.“

Aufgrund des großen Erfolges wurde bereits wenige Jahre später erneut eine Leistungsschau der Luftfahrtindustrie durchgeführt. Diese Allgemeine Luftfahrtausstellung (ALA) des Jahres 1912 fand bereits in Berlin statt. Inzwischen überwogen die Flugzeuge. Man sah sieben Luftschiffe, aber über 25 Flugapparate. Keines der bekannten Flugzeugwerke der damaligen Zeit ließ es sich nehmen, dabei zu sein und hier Flagge zu zeigen.

Der Erste Weltkrieg und die Reglementierung der deutschen Luftfahrt durch den Versailler Vertrag führten dann jedoch zu einer etwas längeren Pause. Erst fast zwei Jahrzehnte nach der ersten ILA und zehn Jahre nach dem Ersten Weltkrieg gab es in Deutschland erneut eine Internationale Luftfahrtausstellung, im Oktober 1928 und wieder in Berlin. Veranstalter war der Reichsverband der Deutschen Luftfahrtindustrie in Verbindung mit dem Ausstellungs-, Messe- und Fremdenverkehrsamt der Stadt Berlin. Unter dem zwei Jahre zuvor errichteten Berliner Funkturm präsentierte sich auf dem Messegelände am Kaiserdamm in drei Ausstellungshallen die Luftfahrtindustrie aus 19 Ländern. Rund 150 Flugzeuge, viele Triebwerke und nahezu alles, was mit der Fliegerei zusammenhing, konnte vom 7. bis 28. Ok­tober 1928 von Publikum und Fachwelt bestaunt werden. Alle deutschen Flugzeughersteller von Rang und Namen zeigten ihre neuesten Entwicklungen. Die „Deutsche Luft Hansa“, mit mehr als 150 Maschinen damals die größte Fluggesellschaft der Welt, kam ebenfalls zur ILA und warb für die Vorzüge des Luftverkehrs.

Gleichfalls in der Reichshauptstadt widmete sich vier Jahre später die Deutsche Luftsport-Ausstellung (Dela) intensiv den sportlichen Aspekten des Fliegens. Die Ausstellerliste las sich wie ein „Who is Who“ der deutschen Luftfahrtunternehmen. Focke-Wulf, Heinkel, Klemm, Messerschmitt – alle waren nach Berlin gekommen.

Während der NS-Zeit gab es keine ILA, und nach dem Zweiten Weltkrieg war wie nach dem Ersten Deutschlands Luftfahrt durch die Sieger reglementiert. Als die Bundesrepublik Deutschland 1955 die Lufthoheit über ihrem Territorium erhielt, war der Grundstein für eine „Internationale Reiseflugzeugschau“ gelegt, die 1957 im Rahmen der Hannover Messe (HM) auf dem Flughafen Langenhagen gezeigt wurde. Sie war der Vorläufer einer mehr als 30jährigen ILA-Tradition in der niedersächsischen Landeshauptstadt.

Ende der 1950er Jahre wünschte sich die wieder erstarkende deutsche Luftfahrtindustrie ein Forum, das über die reine Reisefliegerei hinaus reicht. Deshalb rief der Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI), der 1955 als Nachfolger des Reichsverbandes der Deutschen Luftfahrtindustrie gegründet worden war, im Jahr 1958 parallel zur Deutschen Industrie-Messe die „Sonderschau Luftfahrtgerät, Luftfahrtausrüstungen und

-zubehör“ ins Leben. 1959 erfolgte die Umbenennung in „Deutsche Luftfahrtschau“, und 1960 beschloß der BDLI, die Messe statt jährlich fortan alle zwei Jahre alternierend mit dem Pariser Aérosalon durchzuführen. 50 Jahre nach der ILA des Jahres 1928 bekam die Luftfahrtschau ihr Traditionskürzel zurück. Seit 1978 heißt sie wieder „ILA“. Und auch auf den damaligen Namen wurde wieder zurückgegriffen, ergänzt um den Zusatz „und Raumfahrt“. Parallel wurde die Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung vom Termin der Hannover Messe losgelöst, was ihr mehr Eigenständigkeit bringen sollte. Nach der Wiedervereinigung und der Rück­gewinnung der Lufthoheit über Berlin entschied der BDLI, die ILA wieder in die Hauptstadt zu verlegen, wo sie seitdem auf dem Gelände des Flughafens Berlin-Schönefeld turnusmäßig durchgeführt wird – das nächste Mal vom 8. bis 13. Juni 2010.    Manuel Ruoff

 

Gedenkmünze und Sonderbriefmarke

Aus Anlaß des 100jährigen Bestehens der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung ILA hat die Bundesregierung am 4. Juni eine Zahn-Euro-Silber-Gedenkmünze sowie eine Sonderbriefmarke herausgegeben. Münze und Briefmarke wurden erstmals anläßlich eines Festaktes zum 100. Geburtstag der ILA am 27. Mai im Palais am Funkturm in Berlin vorgestellt.

Auf der Bildseite der Gedenkmünze „100 Jahre Internationale Luftfahrtausstellung“ hat der Berliner Künstler Bodo Broschat durch eine Dreiteilung des Motivs das breite Spektrum der Luftfahrt dargestellt. „Die Frontansicht eines modernen Flugzeugs beim Anflug auf die Landebahn zeigt die volle Dynamik des Fliegens“, urteilte die Jury. „Die gesamte Bandbreite der Luft- und Raumfahrt wird hier von den Anfängen bis zur Gegenwart in interessanter Form vor Augen geführt“, so das Preisgericht weiter. Der Spannungsbogen reicht dabei von den Fluggeräten Otto Lilienthals bis hin zur Internationalen Raumstation ISS. Die Inschrift der Münze lautet „FASZINATION FLIEGEN * TRADITION * INNOVATION *“.

Seit dem Ausgabetag, dem 4. Juni 2009, ist die in München geprägte Münze in der Prägequalität „Stempelglanz“ zum Nennwert von zehn Euro bei den Filialen der Deutschen Bundesbank sowie vielen Banken und Sparkassen erhältlich. Die Auflage beträgt 1,65 Millionen. In der höherwertigen Sammlerqualität „Spiegelglanz“ ist die Münze in einer Auflage von 200000 Exemplaren erschienen und kann zum Preis von 15 Euro bei der Verkaufsstelle für Sammlermünzen der Bundesrepublik Deutschland (VfS), 92626 Weiden, www.deutsche-sammlermuenzen.de, erworben werden. Ein Bezug der Münzen ist auch über den gewerblichen Münzhandel möglich.

Das Sonderpostwertzeichen „100 Jahre Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung“ zeigt als Markenmotiv das Plakat der ersten Internationalen Luftschiffahrtausstellung in Frankfurt am Main 1909. Die Grafikerin Andrea Voß-Acker aus Wuppertal hat diese Sondermarke gestaltet. Der Nennwert der Marke beträgt 55 Cent. Seit dem 4. Juni 2009 ist sie in den Filialen der Deutschen Post erhältlich.            PAZ

Foto: Freiballon­aufstiege waren damals die  Sensation: Internationale Luftschiffahrt- Ausstellung (ILA) 1909 in Frankfurt am Main


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren