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04.07.09 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-09 vom 04. Juli 2009

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landlied,

liebe Familienfreunde,

Johanni ist vorbei, der Sommer ist jung und lockt zum Reisen. Auch wenn man nicht mehr an die Schulferien gebunden ist, genießt man gerne diese Zeit, vor allem, wenn die Fahrt in die Heimat führt, denn die Tage sind lang und die Nächte hell, man kann die Stunden am heimischen Strand voll auskosten. Das haben auch Heinz Adomat und seine Frau Hannelore immer getan, haben ihren Kindern die eigene Kindheit auf den Reisen nach Ostpreußen und da besonders in die Heimatstadt von Heinz Adomat, Pilkallen, nachvollziehbar gemacht. Aber nun sind ihre drei Kinder groß und ihre eigenen Wege gegangen, da haben sie zwangsläufig die Erinnerungen an die Heimat ihres Vaters verdrängt. „Dachten wir!“ schreibt der Studiendirektor i. R., aber dann kam eine wunderbare Überraschung: „Doch nach nunmehr fast 40 Jahren riß plötzlich der Vergangenheitsschleier und zeigte uns, daß das, was sie als Kinder erlebt hatten, tief in ihnen weiterwirkte. Denn unser Sohn Peter hatte sich ein Hochseesegelboot mit allen Finessen gebaut und stand nun eines Tages vor dem Problem der Namensgebung. Und in einer stillen Stunde verriet er sein Geheimnis: Er wolle das Boot in Erinnerung an Ostpreußen auf den Namen der Heimatstadt seines Vaters taufen: Pillkallen! Natürlich waren wir zu Tränen gerührt, als wir von seinem Entschluß hörten, zeigte er uns doch damit, daß die Kindheitserlebnisse viele Jahre geschlummert haben und nunmehr wieder aufbrachen, und – wenn wir nicht sein werden –, die Erinnerung an das schöne Land im Osten über Generationen aufrechterhalten bleiben wird.“

Und die jüngste Generation war schon voll im Einsatz, als am 1. Mai die Bootstaufe im Hafen von Mainz-Gustavsburg stattfand. Sohn Peter hatte als Eigner des Schiffes dazu eine kleine Tauflegende verfaßt, die unter dem Motto „Wo Pillkallen ist, ist oben“ stand – so lautet auch der Titel des Buches, das sein Vater geschrieben hat. Und natürlich fehlte in dieser Tauflegende, die jeder der geladenen 30 Segelfreunde mit Staunen und Vergnügen las, auch nicht das Poem von Heinz Adomat über den „Pillkaller“, der – mit Leberwurst und Mostrich – als stilechter Tauftrunk gereicht wurde. Zuvor hatten die Urenkel Philipp (10) und Paulinchen (5) als vierte Generation dem Boot „eine gute Fahrt und immer eine Handvoll Wasser unter dem Kiel“ gewünscht. Und das wünschen wir auch dem Schiff, das mit den Worten von Sohn Peter und seiner Frau Claudia, den Namen „Pillkallen“ über alle Meere tragen soll.

Und sollten Sie der „Pillkallen“ irgendwo einmal begegnen, werden Sie sich wohl ebenso freuen wie Frau Ute Eichler, als sie in Heiligenhafen in Schleswig-Holstein einen Kutter mit dem Namen „Ostpreußen 1“ entdeckte. Das bedeutet für uns immer: Kurs Heimat!

Wir können so viel weitergeben, wenn wir offene Ohren und wache Augen finden. Und das ist bei unserer jungen Leserin Karen Baum aus Allensbach der Fall. Sie möchte zusammen mit ihrem Freund im nächsten Juni nach Ostpreußen fahren, in die Heimat ihrer Mutter, nach Königsberg und Labiau. Frau Baum betreibt seit einigen Jahren Ahnenforschung und würde gerne, soweit noch möglich, auf Spurensuche gehen. Das Paar möchte aber flexibel sein und deshalb mit dem Auto fahren. Natürlich sind sich Frau Baum und ihr Freund der Schwierigkeiten bewußt, die sich auf solch einer Reise ergeben könnten, und bittet deshalb unsere Leserinnen und Leser um Hinweise und Tipps aufgrund eigener Erfahrungen, vor allem, was die Unterkünfte betrifft. Da die Reise ja erst im nächsten Jahr stattfindet, wäre es ratsam, wenn sich Auskunftsbereite erst nach Rückkehr von ihren Reisen bei Frau Baum melden würden, um ihre neuesten Erfahrungen mitteilen zu können. (Karen Baum, Radolfzeller Straße 75 in 78476 Allensbach, Telefon 07533/3306, E-Mail: k-bäeumchen@web.de)

Wie es zu unverhofften Begegnungen und Zusammenführungen auf solch einer Heimatreise kommen kann, schildert uns Frau Karin Haupt aus Kiel. Vor einem Jahr hatten wir den Wunsch ihres Ehemannes Volkmar Pellner gebracht, der die Heimat seines Vaters durchleuchten wollte, der auf dem Vorwerk Ernstfelde bei Zinten aufgewachsen war und als 14jähriger das Fluchtfahrzeug über das Eis des Frischen Haffes gelenkt hatte. Die große Sehnsucht trieb nun den nachgeborenen Sohn wieder in die Heimat seiner Vorfahren, und was auf dieser vor wenigen Wochen unternommenen Reise geschah, schildert seine Frau Karin:

„Wir waren 28 Mitreisende in dem Bus und kannten niemand in der Runde, hatten aber gleich das Gefühl, in einer großen Familie willkommen zu sein. Eines abends gesellte sich im Hotel eine Mitreisende zu uns, die am Nebentisch saß, und fragte uns, wo wir hinwollten, was und wen wir suchten. Nach Ernstfelde, dem Vorwerk, das leider 1945 ausgelöscht wurde – so erklärten wir. Sie sah uns mit großen Augen an und sagte, daß sie aus der Gegend stamme und jahrelang auf dem Schulweg an dem Vorwerk vorbeigekommen sei. Sie konnte sich noch sehr gut an die weißen Häuser erinnern. Für uns war es das erste Mal, daß wir auf unserer Suche einem Menschen begegneten, der Ernstfelde kannte. Bisher war unsere einzige Zeitzeugin Frau Eva Manthey geborene Schwarz, die dort 1932 geboren wurde. Sie hat uns sehr spannend über das Vorwerk und die Menschen, die dort lebten, erzählt. Von ihr wissen wir auch, wann 1945 der Treck zur Flucht aufbrach, und sie konnte genau sagen, wo das Haus, in dem die Familie Pellner wohnte, gestanden hat. Wir tauschten noch im Hotel unsere Adressen aus. Zuhause in Kiel angekommen haben wir gleich versucht, Frau Manthey zu erreichen, die in der Nähe von Ratzeburg wohnt. Als wir ihr von der Begegnung erzählten und den Namen der Dame nannten, sagte sie sofort: Klar kenne ich die, das ist doch die Ursula, die hat zwei Plätze von mir entfernt gesessen. Sie wußte noch die Namen anderer Mitschülerinnen, die damals in Wesselshöfen die Schulbank gedrückt hatten. Die beiden inzwischen 77jährigen Schulkameradinnen haben sich nach 64 Jahren wieder gefunden, haben miteinander telefoniert und Erinnerungen ausgetauscht. Das mußte ich Ihnen doch mitteilen.“ Und dafür danke ich Frau Haupt, denn solche positiven Erlebnisse machen wieder Mut.

Selbstkritisch muß ich einräumen, daß sich einige Irrtümer eingeschlichen, und das gerade in Bezug auf Herrn Manfred Böttcher, dem ich viele interessante und für unsere Familienarbeit wichtige Informationen zu verdanken habe. Herr Böttcher fungiert seit Jahren als Genealogische Auskunfts- und Beratungsstelle für den Kreis Heiligenbeil beim Verein für Familienforschung in Ost- und Westpreußen und arbeitet an einem Ortssippenbuch für das große Kirchspiel Heiligenbeil. Deshalb legt er großen Wert auf eine richtige Namens- und Ortsangabe, und so korrigiere ich seinen Vornamen, der einmal fälschlich als „Martin“ angegeben wurde, in „Manfred“. Sein Geburtsort ist Deutsch Bahnau am Frischen Haff – nicht Groß Bahnau, das gibt es nicht, dafür aber noch Preußisch Bahnau, Neu Bahnau und Mühle Bahnau. Somit ist er wohl richtig zugeordnet, wie es Manfred Böttcher gewünscht hat. Und dann ist da noch die Sache mit der Bezeichnung „Königsberger Archive“, die wir in Folge 24 brachten. Herr Böttcher legt Wert darauf, daß es sich um die „Archive in Kaliningrad“ handelt, in denen er nach seinem vermißten Vater gesucht hatte. Er schreibt:

„Das ,Königsberger Staatsarchiv‘ ist größtenteils erhalten und befindet sich im ,Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz‘ in Berlin. Das ,Königsberger Stadtarchiv‘ ist bekanntlich verlorengegangen. In diesen beiden Archiven hätte ich auch nichts über meinen seit Mitte April 1945 in Pillau vermißten Vater finden können, denn dort konnte damals nichts mehr archiviert werden. Da mein Vater offenbar in Pillau umgekommen ist, habe ich mich bei einer Ostpreußen-Reise 1996 direkt vor Ort an das Archiv des Standesamtes im Gebietsarchiv des Oblast Kaliningrad, an das Archiv der Baltischen Flotte und vorsorglich auch an die Archive der Miliz und des KGB gewandt. Dort wurde mir mitgeteilt, daß die Akten aus der Zeit vor 1957 an das Zentralarchiv ,Zentrum der Bewahrung der historisch-dokumentarischen Sammlungen‘ nach Moskau abgegeben worden sind. Eine Anfrage dort mithilfe einer befreundeten Germanistik-Dozentin der Universität Kaliningrad von 1996 ergab im Frühjahr 1998 das von der russischen Botschaft in Berlin mitgeteilte einsilbige und von vornherein falsche Ergebnis, daß es in den Archivbeständen Rußlands keine Angaben über einen ,Franz Böttcher‘ gibt. Danach habe ich auch nicht gesucht, denn mein Vater hieß ,Fritz Böttcher‘, wie ich zusammen mit allen notwendigen Daten stets deutlich gemacht hatte. Mein Widerspruch und meine Bitte an die russische Botschaft, in den Archiven nach der richtigen Person suchen zu lassen, wurde gar nicht erst beantwortet. Soviel zu meiner Klarstellung, warum es ,Archive in Kaliningrad‘ heißen muß.“.

Diese detailliert beschriebene Suchaktion konnten wir aus Platzgründen in Folge 24 nicht bringen. Da sie aber sehr wichtig ist, weil sie die ungeheuren Schwierigkeiten aufzeigt, mit denen eine alle Möglichkeiten ausschöpfende Vermißtensuche verbunden ist, haben wir dies nachgeholt. (Manfred Böttcher, Rundfunkredakteur a. D., Riemstraße 41 in 28359 Bremen, Telefon 0421/253905.)

Mancher Neuabonnent hätte vielleicht gerne auch einige ältere Jahrgänge der PAZ / Das Ostpreußenblatt, und für diese hält ein Leser aus Velbert mehrere bereit. Er möchte die Jahrgänge 2004 bis 2007 vergeben. Wer Interesse hat, wende sich bitte an Herrn Werner Elmer, Nossnackerstraße 6 in 42555 Velbert, Telefon (0176) 29629967.

Eure Ruth Geede

Foto: „Pillkallen“: Am 1. Mai wurde das Boot in Mainz-Gustavsburg auf den ostpreußischen Städtenamen getauft.


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