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04.07.09 / Billy, Knut und Konsorten im Museum / Pinakothek der Moderne zeigt Produkte eines Möbelkonzerns – Modetrends auch im Wohnzimmer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-09 vom 04. Juli 2009

Billy, Knut und Konsorten im Museum
Pinakothek der Moderne zeigt Produkte eines Möbelkonzerns – Modetrends auch im Wohnzimmer

Vom Teppich über Glas, Vasen und Kinderspielzeug bis zum Möbel zeigt die Pinakothek der Moderne in München in der Ausstellung „Democratic Design – Ikea“ rund 150 Exponate aus dem schwedischen Möbelhaus.

Ivar, Billy und Knut haben eine ganze Generation jahrelang begleitet. Die Produkte aus Schweden waren preisgünstig und sie entsprachen dem Geschmack der Zeit. Böse Zungen behaupten zwar, ein Mensch werde erst dann erwachsen, wenn er sich von seinen Ikea-Möbeln getrennt habe. Nun aber sind sie sogar im Museum gelandet.

Wenn „Billy“, „Ivar“ und Co. auch Massenprodukte sind, so brauchen sie sich  hinter anderen Design-Produkten dennoch nicht zu verstecken. Die Pinakothek widmet der Ausstellung allerdings keine eigenen Räume, sondern hat die Exponate in die umfangreiche ständige Design-Ausstellung des Hauses eingestreut. Wie Inseln im Meer des Designs wirken die Ikea-Produkte, die auf den Pappen stehen, die sonst für eine stabile Verpackung sorgen müssen und nach der Ausstellung wieder ins Hochregal wandern werden. Die Wirkung ist erstaunlich: Inmitten all der elitären Corbusier-Liegen und freischwingenden Stühle wirken die Ikea-Exponate vertraut. Als Besucher fühlt man sich wie zu Hause und kommt zu dem Schluß: Gute Gestaltung hat nichts mit Geld zu tun.

„Die schöne Form ist für alle da. Und nicht nur fürs Museum!“ lautete einst die Parole aus dem Hause des schwedischen Möbelkonzerns. Die Vorstellung von einem „demokratischen Design“ prägte das Bild Ikeas grundlegend.

„Ein entscheidender Aspekt ist die Entwicklung einer spezifischen Formensprache und Produktpalette, die verschiedene gestalterische Richtungen verbindet“, erläutern die Ausstellungsmacher das Programm der Präsentation und nennen „zum einen die skandinavische Moderne mit ihrer Vorliebe für das Material Holz, naturbelassene Oberflächen und organische Formen, zum anderen internationale Strömungen wie etwa der von Flower Power und ,Demokratie von unten‘ geprägte Stil der sechziger Jahre oder die Postmoderne.“ Dazu komme das Bekenntnis zur „Swedishness“, zum Schwedisch sein, das sich gestalterisch in einem Landhausstil zeige, der von heimischen Traditionen inspiriert werde. Man denke nur an die Aquarelle von Carl Larssen im 19. Jahrhundert. Aber auch experimentelle Entwürfe junger schwedischer Entwerfer würden berücksichtigt.

Daß die Ikea-Exponate in der Neuen Sammlung der Pinakothek der Moderne gezeigt werden, kommt nicht von ungefähr. Idee und Initiative zur Gründung des Museums hängen eng mit der 1907 in München formierten Werkbundbewegung zusammen, der von Künstlern, Kunsthandwerkern, Architekten, Werkstätten und Industriellen gegründeten Vereinigung zur Verbesserung des Lebens mittels gut geformter Dinge. Vorstellungen, denen sich auch Ikea verbunden fühlt. Eine ab 1912 aufgebaute „Moderne Vorbildersammlung“ des Münchner Bundes, einer Teilgruppe des Werkbundes, bildete mit rund 2000 Objekten den Grundstock des Sammlungsbestandes des Hauses. 1925 wurde die Neue Sammlung als Staatsmuseum gegründet und firmierte als „Abteilung für Gewerbekunst“. Das „Neu“ im Namen war Programm und ist den Verantwortlichen Verpflichtung bis zum heutigen Tage.

Wer sich für Design und Trends in der Innenraumgestaltung interessiert, kann an den einschlägigen Möbelmessen nicht vorbei gehen. Ein Höhepunkt ist alljährlich im Frühjahr die Mailänder Messe. Ob allerdings alles, was dort gezeigt wird, auch seine Abnehmer findet, bleibt dahingestellt, zu extravagant sind oft die vorgestellten Entwürfe. So war in diesem Jahr digitaler Fotodruck auf Textil der Renner. Man saß auf Sofas, die mit schneebedeckten Hängen auf der gezackten Rückenlehne, Wasserfällen als Sitzfläche und bewaldeten Gebirgshängen auf den Armlehnen verziert waren. Nichts ist, wie es scheint, war die Devise der jungen Möbeldesigner. Feine Wollteppiche sahen dank einer speziellen Schertechnik und raffinierter Farbgebung aus wie die Seegrasfliesen, die man Mitte der 70er Jahre in fast jedem aufgeschlossenen Haushalt finden konnte. Transparenter Kunststoff imitierte bei einem anderen Gestalter raffinert dichtes Strohgeflecht.

Ein Trend hat sich ganz besonders abgezeichnet: Aus Bad und Schlafzimmer wird ein privater Rückzugs- und Wellness-Bereich, aus Küche, Eß- und Wohnzimmer eine halb-öffentliche, kommunikative Zone, so die Wohnexperten der internationalen Möbelmesse „imm cologne“. Die dazu passenden Möbel müssen vielseitig einsetzbar und nicht zweckbezogen sein. „Alle Möbel passen überall hin“, so der Verband der deutschen Möbelindustrie.

Wer bei der Fülle des Angebots ins Schlingern gerät, der kann sich auch Hilfe bei Einrichtungsberatern suchen. Die gibt’s jetzt sogar online unter www.die-online-einrichter.de  oder www.wohninformation.de. Junge Inneneinrichter geben Informationen, wie man seine eigenen vier Wände ansprechender gestalten kann. Manchmal fehlt nur das eine oder andere Accessoire, mit dem man Althergebrachtes in neuem Licht erscheinen lassen kann. Silke Osman

Die Ausstellung in der Neuen Sammlung der Pinakothek der Moderne,  Kunstareal München, Barer Straße 40, ist bis 12. Juli 2009, dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr geöffnet, Eintritt 9,50/6 Euro.

Foto: Der Alltag fand den Weg ins Museum: Ikea-Möbel als Designbeispiele


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