20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
11.07.09 / Berlin ergraut

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-09 vom 11. Juli 2009

Berlin ergraut
von Harald Fourier

In Zehlendorf-Mitte steht eine alte Eiche, die nach dem Deutsch-Französischen Krieg als „Siegeseiche“ gepflanzt wurde. Heute heißt sie politisch korrekt „Friedenseiche“, was den jüdischen Schriftsteller Ivan Denes, der dort wohnt, zu dem Satz animiert hat: „Eine Nation, die zu keiner Gegenwehr mehr fähig ist, wenn das Gedenken an ihre großen Siege aus dem Gedächtnis getilgt wird, ist zum Untergang verdammt.“

Das klingt sehr dramatisch, aber daran muß ich manchmal denken, wenn ich nach Zehlendorf komme. In diesem Edel-Bezirk können wir nämlich sehen, daß die Deutschen vielleicht tatsächlich eines Tages von der Bildfläche verschwinden.

Wie durch ein Schlüsselloch ermöglicht ein Gang über den Teltower Damm einen Blick in die Zukunft auch anderer Stadtteile. Kurz gesagt: Es gibt viel mehr Alte und viel weniger Junge als sonst irgendwo in Berlin. In den letzten Jahren ist der Anteil der Senioren über 65 an der Berliner Gesamt­bevölkerung schon erheblich gestiegen – auf 17,9 Prozent (2006). In Steglitz-Zehlendorf liegt die Quote bei über 20 Prozent. 2030 dürfte sie in ganz Berlin bei 25 Prozent liegen.

Sich auf den demographischen Wandel  vorbereiten, das heißt gute Bedingungen für die Wirtschaft herstellen – und für Familien, damit beide nicht abwandern. Das Wort „Familie“ taucht jedoch in dem neuen Konzept des Senats (siehe Artikel unten) gar nicht mehr auf, außer im Zusammenhang mit der gebetsmühlenartig wiederholten feministischen Forderung nach der „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“.

Der Senat fordert eine „Willkommenskultur für Migranten“ statt dafür zu sorgen, daß nur solche Zuwanderer kommen, die uns auch Nutzen bringen. Außerdem will er Geld vor allem da investieren, wo geringe Geburtenraten eher kein Problem sind: Moabit oder Neukölln. Gefördert werden soziale Brennpunkte, was den Schluß nahelegt, daß der Senat in Wirklichkeit nur so verfährt wie immer. Er transferiert die Gelder aus den gesunden Bezirken in die kranken – jetzt auch unter dem Deckmantel der „Zukunftssicherung“.

Die rot-rote Landesregierung befriedigt so ihre ideologischen Triebe, trägt aber nichts zur Problemlösung bei. Einziger Hoffnungsschimmer: Berlin ist so oder so attraktiver als der Rest des Landes. Deswegen kann sich die Stadt das leisten. Mecklenburg-Vorpommern oder Sachsen-Anhalt können dies nicht. Sie müssen besser haushalten – und können den Abwanderungsdruck trotzdem nicht umkehren. Doch wieder einmal zeigt sich, daß Berlin vom Wowereit-Senat „unter seinen Möglichkeiten“ regiert wird. Das Potential der weltweit ausstrahlenden Metropole wird bei weitem nicht ausgeschöpft.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren