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11.07.09 / Ausverkauf einer Seele

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-09 vom 11. Juli 2009

Ausverkauf einer Seele
von Hinrich E. Bues

Der „King of Pop“, Michael Jackson, ist tot. Die „Queen of Pop“, Madonna,  sang bei seiner Beerdigung ein Ständchen. Was für ein königliches Zusammentreffen. Seit Tagen werden wir geplagt mit solchen Nachrichten. Bei Jacksons „Beerdigungsshow“ am Dienstag wollten angeblich 1,6 Millionen Menschen dabei sein, aber es gab nur 17500 Eintrittskarten. Sie wurden sogleich für 20000 Euro im Internet angeboten. Was für ein Hype, was für eine Blase um dieses angebliche Idol, diese vermeintliche Ikone.

Ikonen sind eigentlich religiöse Bilder, die uns bei der Gottesverehrung helfen sollen. Idole sind Menschen, die als Vorbilder gelten können. Was aber soll an Jackson vorbildhaft oder gottgleich gewesen sein? Seine Musik? Dieses Gejauchze und Gekiekse, das den stampfenden Beat schreckschußhaft perforierte? Oder seine Tanzeinlagen, dieser legendäre „Moonwalk“ − vorwärts, rückwärts und gleichzeitig auf der Stelle treten?

Wo man in Jacksons Leben auch hinschaut, gibt es für den etwas objektiveren Beobachter eigentlich nichts als Elend zu sehen.

Oder was soll man von einem über 30jährigen Mann halten, der jahrelang mit einem in Windeln gewickelten Schimpansen in einem Zimmer lebte? Eine ganze Schar Kinder leistete ihm auf der „Neverland-Ranch“, einer Art ständigen Jahrmarkt, lustige Gesellschaft. In den letzten 15 Jahren hörte man allerdings nur wenig von Jacksons Musik, dafür umso mehr von Prozeßen, wo es um den Vorwurf des Kindesmißbrauches ging. Mit viel Geld kaufte sich der Künstler schließlich frei. Ständig bewege man sich bei Jackson auf „schlüpfrigem Grund“, schrieb ein Kommentator zu Recht.

Die Krönung erfährt nun der Jackson-Hype durch eine Boulevard-Zeitung, die seit Tagen kein anderes Thema kennt und ihn nun auch noch zum Familienmenschen stilisieren will. Zwei seiner drei Kinder stammen aus der kurzen Ehe mit einer Krankenschwester; das dritte wurde von einer Leihmutter ausgetragen.

Jackson, der offenbar beziehungsunfähig war, ein Familienmensch?

Toten soll man keine Steine nachwerfen, das ist richtig. Aber ehe man die Beerdigungsshow Jacksons mit dem Begräbnis von Papst Johannes Paul (2005) oder Ronald Reagan (2004) vergleicht, hilft vielleicht doch ein wenig Nüchternheit. Michael Jackson ist wohl eine durch und durch traurige, eine vielleicht bemitleidenswerte Person gewesen. Nicht deswegen, weil er angeblich von seinem Vater geschlagen worden wäre, was viele ohne Schäden überstanden haben, sondern vielmehr deswegen, weil er rücksichtslos von der Pop-Industrie vermarktet und ausgebeutet wurde. Und genau diesen furchtbaren Ausverkauf einer Seele kann man gegenwärtig studieren.

Das mag heilsam sein für alle, die in Gefahr sind, falschen Idolen nachzulaufen.

Foto: Weltweit trauerten seine Fans um Michael Jackson: Auch wer sich für Popmusik nicht interessiert, konnte sich dem Thema kaum entziehen, da selbst seriöse Nachrichtensendungen wochenlang penetrant viel über diesen Sänger berichteten.


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