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11.07.09 / Nach 13 Jahren ein »Heimspiel« / Das Schleswig-Holstein Musik Festival hat in diesem Jahr Deutschland als Länderschwerpunkt gewählt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-09 vom 11. Juli 2009

Nach 13 Jahren ein »Heimspiel«
Das Schleswig-Holstein Musik Festival hat in diesem Jahr Deutschland als Länderschwerpunkt gewählt

Von Wotersen bis Friedrichstadt, von Flensburg bis Lüneburg sind in den kommenden Wochen die Menschen wieder auf Musik eingestellt. Zum 24. Mal bietet das Schleswig-Holstein Musik Festival Musikfreunden einen Genuß der besonderen Art.

Vom 11. Juli bis 30. August werden wieder Herrenhäuser, Scheunen und Kirchen, aber auch Werften, alte Industriehallen und ein Flughafenterminal – neben den großen Konzertsälen des Nordens – die Kulisse für Konzerte und Musikfeste bilden. 79 Spielstätten zwischen Sylt und Hannover öffnen ihre Pforten für 150 Konzerte und fünf „Musikfeste auf dem Lande“. Die Reihe „Spielraum Hamburg“ umfaßt 24 Konzerte und ein Musikfest. Diese Feste zählen zu den Herzstücken des Festivals. Sie gelten als besonders familienfreundlich. Auf den schönsten Gutshöfen des Nordens können Besucher klassische Musik und ein ausgedehntes Picknick miteinander verbinden.

Seit seiner Gründung 1986 durch den in Hohensalza bei Bromberg  geborenen Pianisten und Dirigenten Justus Frantz  gehört das Festival zu den herausragenden Kulturereignissen in Deutschland. Seit 1996 gibt es einen Länderschwerpunkt mit Beispielen der für das jeweilige Land typischen Musik. In diesem Jahr nun soll es nach 13 Jahren und Ländern wie Österreich, Norwegen, Finnland oder Rußland ein „Heimspiel“ geben. Rolf Beck, seit 1999 Intendant des Festivals: „20 Jahre sind nun seit dem Mauerfall vergangen. Dieses zentrale Ereignis, das uns so sehr an unser Heimatland erinnert, war für uns ein Grund, die Musiknation Deutschland in den Fokus des Schleswig-Holstein Musik Festivals 2009 zu rücken.“

Eröffnet wird das Festival mit der 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven und Richard Wagners Wesendonck-Liedern, dirigiert von Christoph von Dohnányi (Musik- und Kongreßhalle, Lübeck, 11. Juli, 20 Uhr). Spielen wird das NDR-Sinfonieorchester, das traditionell auch das Abschlußkonzert im Kieler Schloß bestreiten wird (30. August, 20 Uhr). Gespielt werden unter anderem Werke von Mozart und Brahms, letzterer in der Bearbeitung von Arnold Schönberg.

Ein Höhepunkt wird die Inszenierung von Bachs Johannes-Passion sein, die schon vor dem offiziellen Festivalstart Premiere hatte (weitere Aufführungen am 11. und 14. bis 16. Juli im Kieler Opernhaus). Erstmals in der Geschichte des Festivals wirken Chor- und Orchesterakademie sowie die Meisterkurse zusammen, und zwar unter der musikalischen Leitung von Rolf Beck und der Regie von Theatermacher Robert Wilson. In seiner Interpretation der Johannes-Passion legt er Wert auf ausgefeilte Licht- und Farbregie. Eine kluge Choreographie setzt spannende Akzente in den wohlbekannten Stoff. Wie vielseitig die deutsche Musiklandschaft ist, das wird der Besucher des Festivals unschwer erkennen. Dabei geht es gar nicht immer klassisch zu. Weltmusik mit Ukulele, Banjo und Dudelsack spielt die Berliner Band „17 Hippies“ in der ehemaligen U-Bootmontagehalle (Kiel, 24. Juli) und im Terminal 1 des Hamburger Flughafens (25. Juli). Josef „Wawau“ Adler pflegt den Sinti-Swing des legendären Django Reinhardt, er heizt mit seinem Gypsy-Quartett am 31. Juli in Großenaspe und einen Tag später Open Air im Sonderburger Schloß ein. Original krachlederne Weißwurst-Atmosphäre bringt das oft bitterböse Trio „Biermösl Blosn“ mit dem Kabarettisten Gerhart Polt vom 2. bis 4. August in den Norden, unter anderem auf der Evers-Werft am Timmendorfer Strand.

Unter den prominenten Interpreten ist vor allem die Geigerin Anne-Sophe Mutter zu nennen, die gemeinsam mit Leonard Elschenbroich, Violoncello, auftritt, dem Gewinner des diesjährigen Leonard Bernstein Awards (Sparkassen-Arena Kiel, 18, Juli, und Kongreßhalle Lübeck, 19. Juli).  In der Reithalle von Schloß Wotersen wird David Garrett seine Violine zum Erklingen bringen. Werke von Prokofieff und Mahler spielt der Pianist Lang Lang gemeinsam mit dem Schleswig-Holstein Festival Orchester in der Lübecker Musik- und Kongreßhalle

(13. August, 20 Uhr). In der Reihe Text und Musik werden so namhafte Schauspieler wie Hannelore Elsner und Klaus Maria Brandauer zu hören sein. Selbst Pop-Größen wie Sarah Connor oder Thomas D haben einen Platz auf dem Festival. Sie interpretieren die eindrucksvollen Gedichte, die das jüdische Mädchen Selma Meerbaum-Eisinger vor ihrer Deportation schrieb.            Silke Osman

Karten unter Telefon (0431) 570470 oder per E-Mail bestellung@shmf.de

Foto: Musikfeste auf dem Lande: Klassische Musik und ausgedehnte Picknicks gehen während des Schleswig-Holstein Musik Festivals auf den schönsten Gutshöfen des Nordens eine harmonische Verbindung ein.


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