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11.07.09 / Ein Leben für Afrika / Gustav Nachtigal stellte Kamerun unter den Schutz des Reiches

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-09 vom 11. Juli 2009

Ein Leben für Afrika
Gustav Nachtigal stellte Kamerun unter den Schutz des Reiches

Vor 125 Jahren stellte Gustav Nachtigal Kamerun unter den Schutz des Deutschen Reiches. Obwohl er vorher auch schon Togo als Kolonie für sein Land gewonnen hatte, war Nachtigal aber nicht etwa ein auf territoriale Expansion zielender Imperialist. Vielmehr machten ihn Tuberkulose, Forscherdrang und Ablehnung der Sklaverei zum Kolonialpionier. 

Eine schwere Lungenentzündung zwang den 1834 in Eichstedt bei Stendal geborenen Preußen, sein Studium der Augenheilkunde in Berlin abzubrechen und Deutschland Richtung einer Region mit warmem und trockenem Klima zu verlassen. 1862 reiste er nach Bona an der algerischen Küste. Im darauffolgenden Jahr wechselte er nach Tunis. Seinen Unterhalt bestritt er dabei als Arzt.

1868 lernte er Gerhard Rohlfs kennen. Der Afrikaforscher war vom Preußenkönig Wilhelm I. beauftragt worden, dem Sultan von Bornu im heutigen Nigeria Geschenke als Dank für die Unterstützung deutscher Forschungsreisender zu überbringen. Rohlfs bot Nachtigal nun an, an seiner Statt den Auftrag auszuführen. Nachtigal nahm das Angebot an und nutzte es, um auf Staatskosten eine mehrjährige Forschungsreise durch den Norden Afrikas zu unternehmen. Erst 1875 kehrte er nach Deutschland zurück. Die Auswertung seiner Reiseerlebnisse und -erfahrungen machten ihn zu einem anerkannten Afrikaforscher.

Nicht nur die Wissenschaft, auch die Politik in Form von Reichskanzler Otto von Bismarck wurde auf den Afrikareisenden aufmerksam. 1882 ernannte ihn Bismarck zum Generalkonsul in Tunis, und 1884 trat er als Reichskommissar eine Reise nach Westafrika an. Nachtigal war kein Politiker. Ganz Wissenschaftler beschäftigte sich der deutsche Generalkonsul in Tunis denn auch lieber mit der Erforschung der islamischen Kultur Nordafrikas als mit der Vertretung der Interessen der deutschen Exportindustrie; diese Feststellung findet sich als Vorwurf zumindest in den offiziellen Berichten.

Nachtigal erforschte nicht nur Afrika und die Afrikaner, er empfand auch Sympathie für seinen Forschungsgegenstand. Ihm, der in Afrika die Jagd von Sklaven selber miterlebt hatte, war die Sklaverei ein Greuel. Der Kampf gegen den Sklavenhandel waren denn auch Nachtigals Motiv, den Auftrag anzunehmen, als Reichskommissar nach Westafrika zu reisen.

Im Mai 1884 stach er von Lissabon aus mit dem bei F. Schichau in Elbing gebauten und dort im Jahr 1879 von Stapel gelaufenen Kanonenboot „Möwe“ und zwei weiteren Kriegsschiffen in See Richtung Westafrika. Nachdem er am 5. Juli namens des Deutschen Kaisers einen Schutzvertrag mit Vertretern der dortigen Bevölkerung geschlossen hatte, folgte wenige Tage später Kamerun. Nach der Unterzeichnung von Schutzverträgen mit den Duala-Führern Ndumb’a Lobe und Ngand’a Kwa am 11. und 12. Juli, wurde am 14. Juli 1884 in Duala die deutsche Flagge gehißt und die Schutzherrschaft proklamiert. Die westafrikanische Küstenstadt wurde der erste Verwaltungssitz des Schutzgebietes – und dort fand Nachtigal, der die Westafrikaexpedition nicht überleben sollte, denn auch 1888 seine letzte Ruhestätte am damaligen Gouverneursgebäude, dem heutigen Justizpalast.   M. Ruoff


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