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11.07.09 / Gräberfeld geweiht – Gedenkstein steht / Rund 100 Personen beteiligten sich an der Feier zu Ehren der Toten des Behelfskrankenhauses Maxkeim

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-09 vom 11. Juli 2009

Gräberfeld geweiht – Gedenkstein steht
Rund 100 Personen beteiligten sich an der Feier zu Ehren der Toten des Behelfskrankenhauses Maxkeim

Das Gräberfeld in Maxkeim ist nun geweiht, der Gedenkstein steht. Rund 50 Personen aus der Bundesrepublik Deutschland waren angereist, davon 35 im Bus, um der Weihe den würdigen Rahmen zu geben. Keine 25 Stunden vor der Feier hatte die Busreisegruppe über Handy die umjubelte Nachricht erreicht, daß der „Rat zur Bewahrung des Gedenkens an Kampf und Martyrium“ dem geplanten Vorhaben zugestimmt hatte.

Etwa 100 Personen versammelten sich Mitte Mai am Gräberfeld in Maxkeim, unter ihnen die zum Weiheakt erschienenen Geistlichen: Dekan Dr. Adolf Setlak aus Bartenstein, der zuständige Pfarrer Ks. Krzysztof Józefczyk aus Kinkeim, der evangelische Pastor Jan Neumann aus Rhein (als Vertreter des verhinderten Pfarrer Hause) und Domherr André Schmeier (deutscher katholischer Seelsorger bei der Kurie in Allenstein).

Die Vorsitzende Ewa Pyszniak begrüßte die Gäste im Namen des Vorstandes der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen Minderheit Kreis Bartenstein und dankte allen, die von nah und fern den Weg zur Gedenkstätte gefunden hatten, um gemeinsam der Menschen zu gedenken, die als Patienten des Notkrankenhauses Maxkeim in den Jahren 1945 und 1946 in schwerer Zeit verstorben sind und an diesem Ort ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.

Anschließend weihte Dekan Setlak, assistiert von den drei anderen Geistlichen, das Feld. Die dort Begrabenen ruhen nun in geweihter Erde, wie auf einem Friedhof.

Der Bartensteiner Bürgermeister legte am Gedenkstein ein Blumengebinde in den polnischen Landesfarben nieder, und Dr. Udo Foethke, der älteste Sohn des Chefarztes des Behelfskrankenhauses Maxkeim Dr. Herbert Foethke, legte zusammen mit dem Maxkeimer Ortsvorsteher den Kranz der Deutschen Minderheit und der Heimatkreisgemeinschaft Bartenstein vor dem Stein nieder.

In der Kirche von Groß Schwansfeld wurde anschließend die kirchliche Feier abgeschlossen. Domherr Schmeier hielt eine eigens für diesen Anlaß gewählte Lesung und übersetzte die Ansprache von Setlak sowie Gebet und Segensspruch von Pastor Neumann. Hier endlich durfte die angereiste deutsche Gemeinde, die bisher stumm bleiben mußte, ihre Stimme mit dem Lied „Großer Gott, wir loben dich“ erheben.

Im Groß Schwansfelder Kulturhaus hatte die Deutsche Minderheit eine üppige Kaffeetafel ge­deckt, und die Wójt (Landbürgermeisterin) Jadwiga Gut ließ als Überraschung zusätzlich Piroggen auftischen, weil sie sich daran erinnerte, daß diese heimische Speise dem Vorstand der Heimartkreisgemeinschaft im Vorjahr bei den „Bartensteintagen“ so gut geschmeckt hatte.

Gut versicherte ihren guten Willen und ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit und gab ihrer Freude darüber Ausdruck, daß heute ein gutes Werk seinen – fast – ganz guten Abschluß gefunden habe. Es wurde die positive Entwicklung der deutsch-polnischen Beziehung betont und das Bemühen um ein besseres Verständnis zwischen den beiden Völkern. Die zweisprachige Gedenktafel sei Symbol für gute Nachbarschaft. Die heutige Feier bestätige, daß es noch viele namenlose Gräber gebe, die ein Recht auf Identität hätten. Domherr Schmeier half auch hier als Dolmetscher aus.

Der Vorsitzende der Heimatkreisgemeinschaft Bartenstein, Christian v. d. Groeben, wies in seiner kurzen Ansprache darauf hin, daß Maxkeim nun heute zu einer würdigen Ruhestätte geweiht worden und damit Mahnung zu Frieden und Versöhnung sei; für die Nachkommen und Verwandten der hier Begrabenen bleibe es ein Ort des Andenkens. Durch die Schrifttafel auf dem Stein erführen auch nachfolgende Generationen und natürlich die heutigen Maxkeimer, was zur Geschichte dieses kleinen Dorfes gehöre. Der Gemeinschaft Evangelischer Ostpreußen dankte er für deren Spende über 500 Euro und den drei Söhnen des damaligen Chefarztes Dr. Foethke für die Übernahme der Kosten für die Gedenktafel.

Am Schluß des offiziellen Teils zeichnete der Abgeordnete Zbigniew Pietrzak das Bild eines fröhlichen und fruchtbaren Zusammengehens in spürbar wachsender Freundschaft in der Zukunft. Bei seiner Ansprache benötigte er keinen Dolmetscher, denn er spricht ein vorzügliches Deutsch.

Zum Zeitpunkt der Weihe war die Gedenkplatte der Heimatkreisgemeinschaft Bartenstein noch nicht installiert, lehnte aber bereits am Stein. Am 16. Juni wurde die Platte dann durch einen Schippenbeiler Steinmetz in den Stein eingelassen. Sie trägt auf Deutsch und Polnisch die Aufschrift:

„Zur Erinnerung an die Menschen im Behelfskrankenhaus Maxkeim, an Chefarzt Dr. Herbert Foethke, Schwestern und Helfer. – Das Johanniter-Krankenhaus Bartenstein hatte die Rote Armee belegt. – Hier starben 1945/1946 weit über 600 Typhus-Patienten und wurden auf diesem Grabfeld bestattet. Wir gedenken ihrer als Mahnung zu Verständigung und Frieden. Heimatkreisgemeinschaft Bartenstein“   C. v. d. G.

Foto: Die Weihe: Vier Geistliche sorgten für eine binationale und ökumenische Zeremonie.


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