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18.07.09 / Die Marke mit den vier Ringen / Vor 100 Jahren gründete der Preuße August Horch die spätere Audi Automobilwerke GmbH

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-09 vom 18 Juli 2009

Die Marke mit den vier Ringen
Vor 100 Jahren gründete der Preuße August Horch die spätere Audi Automobilwerke GmbH

Vor mehr als 100 Jahren, nämlich bereits 1899, gründete der 1868 in Winningen an der Mosel in der preußischen Rheinprovinz geborene Maschinenbauingenieur August Horch das Unternehmen „Horch & Cie. Motorwagen Werke“. Horchs Autos waren innovativ, und das Unternehmen expandierte. Um den Kapitalbedarf zu decken, wandelte Horch sein Unternehmen in eine Aktiengesellschaft um. Das Ergebnis war, daß er nicht mehr Herr im Haus, sondern nur noch der technische Direktor war. Er überwarf sich mit Vorstand und Aufsichtsrat und schied aus dem Unternehmen aus.

Nur wenige Wochen nach der Trennung, nämlich am 16. Juli 1909, gründete Horch mit der August Horch Automobilwerke GmbH ein neues Automobilwerk. Zwischen seinem nunmehrigen und seinem früheren Unternehmen entsprang ein Rechtsstreit um den Namen „Horch“. August Horchs neue Firma gewann in der ersten Instanz, verlor jedoch in der zweiten und schließlich endgültig vor dem Reichsgericht. Was dann geschah, wissen wir von August Horch selber:

„Wir beriefen eine Sitzung ein, die in der Wohnung von Franz Fikentscher stattfand, und brüteten lange über einem anderen Namen. Uns war klar, daß diese Sitzung niemand verlassen durfte, bevor unser Werk einen Namen hatte. Was da alles an möglichen und unmöglichen Bezeichnungen auftauchte, läßt sich nicht beschreiben.

In einer Zimmerecke saß bescheiden ein Sohn von Franz Fikentscher und büffelte an seinen Schulaufgaben, das heißt, er tat so, in Wirklichkeit hörte er mit der gesammelten Inbrunst eines Jugendherzens dieser hochinteressanten und hitzigen Unterhaltung zu. Wahrscheinlich hatte er schon seit einiger Zeit etwas auf dem Herzen, schluckte es aber immer wieder hinunter. Aber plötzlich brach der zurückgehaltene Vulkan aus ihm heraus, und er schrie begeistert herüber: ,Vater – audiatur et altera pars! Vater, wäre es nicht richtig, anstatt Horch Audi zu sagen?‘ Es war heraus, und wir saßen schlankweg begeistert da. Der Firmenname wurde am 25. April 1910 in das Handelsregister eingetragen: Audi-Automobilwerke GmbH.“

Damit ist der Markenname „Audi“ erklärt, aber noch nicht das Markenzeichen, die vier Ringe. Wie die heutige Finanzkrise brachte auch die Weltwirtschaftskrise die Automobilbranche ins Schlingern, und auch schon damals mischte der Staat mit. Auf Betreiben der Sächsischen Staatsbank, die ihr Engagement im Automobilbau des Freistaates in Gefahr sah, schlossen sich am 29. Juni 1932 die Audiwerke, die Horchwerke und die Zschopauer Motorenwerke/DKW zur Auto Union AG zusammen. Gleichzeitig wurde mit den Wanderer Werken ein Kauf- und Pachtvertrag zur Übernahme ihrer Automobilabteilung abgeschlossen. Als Logo des Zusammenschlusses wurden entsprechend seinen vier Wurzeln vier verschlungene Ringe gewählt.

Die Auto Union war mit ihrer Gründung nach der Adam Opel AG der zweitgrößte Kraftfahrzeugkonzern in Deutschland. Die Markenbezeichnungen Audi, DKW, Horch und Wanderer wurden beibehalten. Jede der vier Marken erhielt innerhalb des Konzerns ein spezielles Marktsegment zugeordnet: DKW – Motorräder und Kleinwagen; Wanderer – Automobile der Mittelklasse; Audi – Automobile im gehobenen Mittelklassesegment; Horch – Luxusautomobile der Oberklasse.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das sächsische Unternehmen erst verstaatlicht und dann aufgelöst. Das, was die Sowjets von den Produktionsanlagen der Auto Union nicht in ihre Heimat verschafften, wurde in der DDR zweigeteilt. Die Kraftfahrzeugproduktionsstätten wurden zum Bau des „Trabant“ 1957 im VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau zusammengefaßt. Das DKW-Motorradwerk in Zschopau wurde 1952 zu „Motorradwerke Zschopau“ (MZ).

Zu diesem Zeitpunkt waren bereits viele ehemalige Mitarbeiter der Auto Union – darunter der ehemalige Vorstandsvorsitzende Richard Bruhn und dessen Stellvertreter Carl Hahn, der Vater des gleichnamigen späteren VW-Vorstandsvorsitzenden – in den We­sten und hier vor allem nach Bayern geflohen. Dort wurde in der alten Garnisonsstadt Ingolstadt erst Ende 1945 ein Depot für Auto-Union-Ersatzteile eingerichtet und dann 1949 die Auto Union GmbH gegründet. Mit Krediten der bayerischen Staatsregierung und Marshallplan-Geldern wurde die Autoproduktion wieder aufgenommen. Aufgrund der Verarmung Deutschlands durch den Zweiten Weltkrieg konzentrierte man sich in Ingolstadt auf die Herstellung von DKW-Motorrädern und -kleinwagen mit Zweitaktmotoren. Als Logo erhielten die Autos die vier Ringe der Auto Union.

Im Jahre 1958 kaufte die Daimler-Benz AG 88 Prozent der Auto Union und im darauffolgenden Jahr auch noch die verbliebenen 12 Prozent. Damit schloß in gewisser Hinsicht der Kreis, denn August Horch hatte, bevor er sich 1899 selbständig machte, für Carl Benz gearbeitet.

Mit dem Wohlstand wuchs im Wirtschaftswunderland die Nachfrage nach Autos mit Viertakt- statt Zweitaktmotoren. Die neuen Herren der Auto Union aus Unter­türk­heim überarbeiteten daraufhin die Karosserie des großen DKW F102, kombinierten dessen Frontantrieb mit einem von ihnen mitgebrachten Viertaktmotor und brachten das Ergebnis unter der Typenbezeichnung „Audi“ 1965 auf den Markt. Im Gegensatz zum F102 mit seinem Zweitaktmotor verkaufte sich die neue Kombination aus Frontantrieb und Viertaktmotor gut. Das Motorenangebot wurde erweitert, so daß zur Unterscheidung sich die Kombination aus „Audi“ und der PS-Zahl durchsetzte.

Ebenfalls Mitte der 60er Jahre verkaufte Daimler-Benz die Auto Union an VW. Der Gefahr, zur verlängerten Werkbank Wolfsburgs zu werden, entgingen die Ingolstädter Ende der 60er Jahre mit der Präsentation des neuentwickelten Audi 100, mit welchem dem VW-Konzern der Einstieg in die obere Mittelklasse gelang.

1969 fusionierte die Auto Union GmbH mit der NSU AG Neckars­ulm zur Audi NSU Auto Union AG. Und 1985 wurde die Aktiengesellschaft in „Audi“ umbenannt. Seitdem ist Audi nicht mehr nur Produkt-, sondern auch wieder Herstellername, werden Audis wieder bei Audi hergestellt.         Manuel Ruoff


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