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18.07.09 / Hochmeister im Kulturzentrum Ostpreußen / Freyberg führte das Oberhaupt des Deutschen Ordens durch die Ausstellung »Ein Franke zieht ins Preußenland«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 29-09 vom 18 Juli 2009

Hochmeister im Kulturzentrum Ostpreußen
Freyberg führte das Oberhaupt des Deutschen Ordens durch die Ausstellung »Ein Franke zieht ins Preußenland«

Der Hochmeister des Deutschen Ordens, Bruno Platter, hat dem Kulturzentrum Ostpreußen im barocken Deutschordensschloß in Ellingen einen Besuch abgestattet. Auf Einladung von dessen Direktor Wolfgang Freyberg sah er sich die Jahresausstellung „Ein Franke zieht ins Preußenland – Siegfried von Feuchtwangen, die Marienburg und der Deutsche Orden“ an.

Der Hochmeister war äußerst angetan von der facettenreichen und informativen Präsentation, die besonders durch zahlreiche aussagekräftige Exponate bereichert ist. Die Deutschordensschatzkammer in Wien, die dem Hochmeister untersteht, hat ebenfalls einige Leihgaben beigesteuert. Zusammen mit dem Hochmeister besuchten Fürst und Fürstin von Wrede sowie die Familiaren (Laienmitglieder) des Deutschen Ordens aus Ellingen die Ausstellung, die noch bis zum 29. November 2009 läuft.

Der 1944 in Südtirol geborene Abt Bruno Platter trat 1964 in den Orden ein und bekleidet das traditionsreiche Amt seit dem Jahr 2000. Die Ordensleitung wird seit 1923 durch Priester ausgeübt, die auf einem Generalkapitel für sechs Jahre gewählt werden. Eine Wiederwahl ist möglich, wie sie auch im Falle Platters 2006 geschehen ist.

Das Hochmeisteramt reicht bis in die Gründungszeit des Ordens zurück, der zunächst als Spitalbruderschaft 1190 in Akkon im Zuge des Dritten Kreuzzuges (1189–1192) gegründet worden war. Acht Jahre später wurde die Bruderschaft in einen geistlichen Ritterorden umgewandelt. Seit dieser Zeit gibt es gesicherte Hinweise auf die Existenz des Amtes des Hochmeisters.

Die Kreuzritter sahen sich aber im 13. Jahrhundert einem übermächtigen Gegner gegenüber und mußten immer mehr Verluste an Mensch und Territorium hinnehmen, bis letztlich 1291 mit dem Fall von Akkon die letzte Bastion des abendländischen Kreuzzugsheers im Orient verlorenging. Der Deutsche Orden verlegte seinen Hauptsitz dann zuerst nach Venedig, und ab 1309 befand sich die Machtzentrale in der Marienburg an der Nogat.

Mit der ersten Gründung einer Ordensburg im Preußenland 1228 begann die fast 300jährige Machtausübung des Ordens in diesem Gebiet, es entstand ein christlich-deutscher Ordensstaat an der Ostsee. Albrecht von Brandenburg, seit 1511 Hochmeister, wandelte 1525 unter dem Einfluß der Lehre Luthers den Ordensstaat in ein evangelisches, erbliches Herzogtum um.

Kaiser Karl V. ernannte daraufhin den im Reich verbliebenen Deutschmeister zum „Administrator des Hochmeistertums“, daraus entstand der Kurztitel „Hoch- und Deutsch­meister“. Residenz wurde das fränkische Mergentheim. Frankreichs Revolutionskriege leiteten im ausgehenden 18. Jahrhundert eine große Krise im Orden ein. Nach der Säkularisation verlor der Orden seinen territorialen Besitz in den anderen deutschen Staaten und existierte nur im Habsburgerreich weiter. Sitz des Hochmeisters wurde nun Wien, das es heute noch ist. Durch den Untergang der Donaumonarchie 1918 brach für den Orden eine seiner wichtigsten politischen Stützen weg. In den Nachfolgestaaten drohte die Enteignung des Deutschen Ordens als vermeintliches Eigentum des Hauses Habsburg. Nur durch einen geschickten Schachzug des damaligen Hochmeisters Erzherzog Eugen, der 1923 auf sein Amt verzichtete und den Bischof von Brünn Norbert Klein zum Hochmeister wählen ließ, konnte die Auflösung abgewendet werden.

Einen weiteren Schicksalsschlag mußte der Orden kurze Zeit später durch den Nationalsozialismus bewältigen. Der Orden wurde im Deutschen Reich verboten. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann der Wiederaufbau. Der Orden widmete sich vermehrt wieder seiner ursprünglichen Hauptaufgabe, der Krankenpflege. Er unterhält heute in Österreich, Italien, Slowenien, der Bundesrepublik Deutschland sowie in Tschechien und der Slowakei mehrere Krankenhäuser, Kindergärten, Altenheime und ähnliche Einrichtungen. Enrico Göllner

Foto: Platter und Freyberg (von links)


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