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25.07.09 / Mit Klischees für Deutschland / Eine neue Ausstellung soll Menschen in aller Welt für unser Land begeistern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-09 vom 25. Juli 2009

Mit Klischees für Deutschland
Eine neue Ausstellung soll Menschen in aller Welt für unser Land begeistern

Wie stellt man Deutschland vor? Die Macher der Ausstellung „Deutschland für Anfänger“ spielen mit Klischees, die sie gekonnt präsentieren. Nur wenn’s politisch wird, rutschen sie aus.

Mitten im Foyer des Auswärtigen Amts in Berlin steht ein Stoßtrupp weißer Gartenzwerge. Sind das die neuen kulturellen Botschafter unseres Landes? Tatsächlich: Die Bundeszentrale für politische Bildung und das Goethe-Institut haben eine Ausstellung ins Leben gerufen, die das Interesse an unserem Land wecken soll, und die Gartenzwerge gehören dazu.

„Deutschland für Anfänger“ zeigt, was dieses Land so ausmacht – von A bis Z. Keine schlechte Idee: Wer Ausländer an sein Land heranführen will, der muss mit vom Zeitgeist so verachteten Stereotypen auf sich aufmerksam machen.

Verachtet werden sie deshalb, weil nationale Eigenheiten gerne als Überbleibsel des 19. Jahrhunderts dargestellt werden. Eigentlich sind wir doch alle gleich – so lautet die politisch korrekte Vorgabe, die von den Machern der Ausstellung umschifft werden musste. Trotzdem wirbt jede zweite Pizzeria mit einer Italienfahne, auf der das Colosseum zu sehen ist. Und bei den USA denken wir an die Freiheitsstatue, bei Frankreich an Baguette und  Wein.

Bei uns Deutschen findet sich unter C beispielsweise die gute, alte Currywurst, erfunden von der Königsbergerin Herta Heuwer (gestorben 1999). Die Ausstellungsbesucher erfahren noch mehr: Der Durchschnittsdeutsche verzehrt im Jahr neun Döner Kebab, sieben Brathähnchen und 32 Kilo Pommes Frites.

Unsere Sprache, unsere Loreley, unsere Wirtschaftsleistung – alles wird unter die Lupe genommen. Exportprodukte wie der VW Golf (Spielzeugmodell) oder Heidi Klum (Poster) werden gezeigt. Unser Humor wird anhand des witzigen Loriot-Kurzfilms erläutert, in dem der Komiker ein Wohnzimmer verwüstet, als er versucht, ein schief hängendes Bild gerade zu rücken.

Es haben sich ein paar Deutschstudenten eingefunden, sie sind die einzige größere Besuchergruppe an diesem Vormittag. Russen, Italiener, Spanier. „Was gefällt euch an Deutschland?“, fragt eine Sprachlehrerin die ausländischen Besucher. „Es ist bequem hier, mit der S-Bahn und der U-Bahn“, antwortet ein spanischer Student. Diese Antwort verblüfft, versinkt die Stadt doch seit Wochen im Verkehrschaos, weil bei der S-Bahn immer mehr Züge ausfallen (PAZ berichtete). Für spanische Verhältnisse geht es wohl trotzdem noch sehr geregelt zu. Das fällt dann unter O wie Ordnung, auch eine deutsche Besonderheit. Eine Russin weiß bereits: „Ich will hier studieren.“ Für diese jungen Besucher, die nur wenige Brocken Deutsch sprechen und nicht viel über das Land wissen, ist diese Ausstellung wie gemacht.

Aber nicht alles ist einwandfrei. Neben kleinen Rechtschreibfehlern (Lebensstandard mit t oder Fußball mit ss statt ß) ist die Gartenzwerg-Ausstellung im Auswärtigen Amt da unglaubwürdig, wo sie politisch wird.

So wird über K wie Kindergärten einseitig berichtet, wir bräuchten dringend mehr davon. Es mag sein, dass die Regierung das so sieht, aber es entspricht kaum der Wirklichkeit der meisten Familien, zumindest im Wes­ten des Landes. Kein Wunder also, dass beispielsweise die Feministin Alice Schwarzer unter Q als prominente Querdenkerin vorgestellt wird.

Unter N findet sich das Kapitel „Nazis raus“, in dem es um „rechte Gewalt“ geht. Wenig überraschend in diesem Zusammenhang: Über linke Gewalt gibt es kein Kapitel – und das, obwohl es gerade eine Welle von Anschlägen in Berlin gibt, bei denen regelmäßig Autos abgebrannt werden. Dafür wird über eine „starke Gegenbewegung“ philosophiert, die Nazi-Kundgebungen stört und Gegendemonstrationen organisiert. Just dieser Tage wurde bekannt, dass die Zahl der gewalttätigen Übergriffe von Linksextremisten auf ihre Gegner enorm zugenommen hat. Soviel zur Vorgehensweise der Antifa, die hier faktisch begrüßt wird („treten den neonazistischen Tendenzen entgegen“).

Wohin die deutsche Pseudo-Zivilcourage führen kann, das hat der Nürnberger Kunstprofessor Ottmar Hörl vor wenigen Tagen erleben dürfen. Hörl ist selbst ein Linker und hat eine Ausstellung mit kleinen goldenen Gartenzwergen entworfen. Hörls Gartenzwerge sollen die Deutschen böse karikieren – sie haben den rechten Arm erhoben. Diese nicht eben originelle Idee hat dem Chef der Nürnberger Kunstakademie jetzt ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft eingebracht. Grund: Ein Gast der Ausstellung hat den Professor anonym wegen der Verwendung verfassungswidriger Kennzeichen denunziert.

Der Besucher wünscht sich, „Deutschland für Anfänger“ möge auch darüber informieren: über manch bizarre Auswüchse der nachträglichen NS-Bewältigung. Zum Beispiel unter P – wie Paranoia. Demnächst geht die Schau auf Weltreise, zunächst nach China, dann nach Vietnam.

Harald Fourier

Foto: „Typisch deutsch“? Eine Besucherin betrachtet im Lichthof des Auswärtigen Amts (AA) in Berlin Minimülltonnen zum Thema Naturschutz. Die Ausstellung der Bundeszentrale für politische Bildung, des Goethe-Instituts und des AA zeigt ein breites Themenspektrum über die Bereiche Geschichte, Politik, Wirtschaft, und Kultur.


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