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25.07.09 / Die Gerufenen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-09 vom 25. Juli 2009

Die Gerufenen
von Harald Fourier

Es ist natürlich ein trauriges Thema, weil vom Leben der Balten-, Wolga- oder Karpatendeutschen heute fast nichts mehr übrig ist. Trotzdem ist es wichtig, an sie zu erinnern: die Deutschen, die oft tief im Osten Europas, weit entfernt von Deutschland, gelebt haben.

Ende Juni hat das „Deutsche Kulturforum“ deutsche Minderheitenvertreter in Berlin zusammengebracht, die von ihrer Arbeit berichteten und über ihre zahlenmäßige Stärke Auskunft gaben: in Lettland einige Hundert, in Slowenien 5000, in Nordsiebenbürgen 10000, in der Slowakei 5000 und so weiter. Alles in allem sind die einst so zahlreichen Deutschen in Osteuropa am Beginn des 21. Jahrhunderts zu einer fast unsichtbaren Kleingruppe geschrumpft, wenn man von den Russlanddeutschen absieht.

Umso interessanter sind die Details, die die Besucher der neuesten Ausstellung des Zentrums gegen Vertreibungen im Berliner Kronprinzenpalais erfahren. Sie ist – anders als „Deutschland für Anfänger“ (siehe Beitrag rechts) – für Fortgeschrittene in deutscher Geschichte und gibt Einblick in die Siedlungsgeschichte der Deutschen.

Der Titel „Die Gerufenen“ sagt schon alles. Es ist heute wichtiger denn je, daran zu erinnern, dass die Deutschen von den örtlichen Machthabern als Landwirte oder Handwerker, Architekten oder Künstler seit dem hohen Mittelalter ins Land gelockt worden waren. Immer weniger wissen junge Leute davon. Das gängige Zerrbild, dass Deutsche immer nur mit dem Schwert in der Hand oder mit dem Panzer unterwegs nach Osten waren, hat sich längst in vielen Köpfen festgefressen, so dass viele gar nicht mehr wissen, dass es eine jahrhundertealte Kultur gab, von der alle Einwohner der dortigen Gebiete wie Siebenbürgen, Bessarabien oder des Buchenlandes (Bukowina) profitierten.

Die Vertreibung ist hier kein Thema. So geht es auch nicht um jene Deutschen, die aus unter fremde Herrschaft geratenen Teilen Deutschlands oder Österreichs verjagt worden sind. Es ging darum, die kulturelle Leistung zu zeigen, die von deutschen Siedlern jenseits des geschlossenen deutschen Sprachgebiets vollbracht worden ist. Dabei die Schau nicht besonders politisch, wenngleich von links gleich wieder die Kritik kam, es sei zu wenig von deutscher Schuld die Rede. „Warum wird nicht erzählt von den Kriegen des Deutschordens in Litauen?“, fragt die „Süddeutsche Zeitung“ empört. Wer die Dummköpfe gegen sich hat, der verdient Vertrauen, soll Jean Paul Sartre einmal gesagt haben. Insofern ist diese Ausstellung nur zu empfehlen.

„Die Gerufenen“ wurde vor wenigen Tagen eröffnet und ist im Kronprinzenpalais (Unter den Linden 3) noch bis 30. August zwischen 10 und 20 Uhr zu sehen. Der Eintritt beträgt sechs Euro, ermäßigt drei.


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