27.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
25.07.09 / »Die Rentner tragen keine Schuld« / VdK-Präsidentin Ulrike Mascher sieht die Generationsgerechtigkeit nicht gefährdet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-09 vom 25. Juli 2009

»Die Rentner tragen keine Schuld«
VdK-Präsidentin Ulrike Mascher sieht die Generationsgerechtigkeit nicht gefährdet

Der Sozialverband VdK Deutschland e. V. ist einer der einflussreichsten Verbände in Deutschland. Seine 1,4 Millionen Mitglieder bringen ihre Vorstellungen über soziale Gerechtigkeit, Solidarität und die sozialen Sicherungssysteme in die Politik ein. Mit VdK-Präsidentin Ulrike Mascher sprach Rebecca Bellano.

PAZ: Nachdem die umstrittene Rentengarantie den Bundesrat passiert hatte, behauptete Minister Steinbrück (SPD), dass es den Rentnern heute so gut gehe wie nie. Wie bewertet der VdK diese Aussage?

Mascher: Es kann nicht oft genug gesagt werden: Rentner beziehen eine durchschnittliche Rente von unter 1000 Euro, Rentnerinnen sogar nur von unter 500 Euro. Und es gibt schon jetzt zu viele Rentner – und vor allem Rentnerinnen –, bei denen die Rente nicht ausreicht. Deshalb müssen sie ergänzend Grundsicherung beantragen, sind also auf die Hilfe des Staates angewiesen, um ihre Grundbedürfnisse wie Wohnen und Essen decken zu können. Die Zahl der Grundsicherungsempfänger im Alter nimmt von Jahr zu Jahr zu.

PAZ: Die Rente ist lang nicht so sicher, wie Norbert Blüm es den Menschen vor nun über zwei Jahrzehnten weismachen wollte und es auch heute noch versucht. Welche Reformen sind laut VdK dringend erforderlich?

Mascher: Die umlagefinanzierte Rente ist immer noch die sicherste Altersvorsorge. Das System der deutschen Rentenversicherung steht im weltweiten Vergleich sehr gut da. Eine Alterssicherung, die auf Kapitaldeckung, also vor allem auf Aktien beruht, ist für jede Finanzkrise anfällig. Die Rentner in den USA haben diese bittere Erfahrung gemacht. Wir sollten in Deutschland bei unserem bewährten System des Generationenvertrags bleiben.

PAZ: „Riester-Faktor, Nachhaltigkeits- und Ausgleichsfaktor müssen weg, um die Rente wieder zu einer berechenbaren Größe zu machen“, erklärten Sie kürzlich. Wie wollen Sie das den jüngeren Generationen erklären, die schon jetzt nicht wissen, wie sie die wachsende Zahl der Rentner, die steigenden Staatsschulden und ihre eigenen Familien finanzieren sollen?

Mascher: Man darf die Menschen nicht unterschätzen. Auch die Jungen wissen, dass die Rentner keine Schuld an der derzeitigen Finanz- und Wirtschaftsmisere haben. Deshalb darf die Gruppe der Rentnerinnen und Rentner jetzt nicht herausgegriffen werden, um deren Opfer zu werden. Im Gegenteil: Die Rentner sind in den vergangenen Jahren in Vorleistung gegangen. Während die Arbeitnehmer von – wenn auch moderaten – Lohn- und Gehaltserhöhungen profitiert haben, mussten die Rentner mehrere Nullrunden und zwei Mini-Erhöhungen hinnehmen. Man darf auch unser Rentensystem nicht unterschätzen: Auch die jüngere Generation wird als künftige Rentner davon noch einen Nutzen haben. Voraussetzung sind aber ein funktionierender Arbeitsmarkt, ordentliche Löhne und Gehälter und eine gerechte Steuerpolitik.

PAZ: „Wir haben die Jüngeren ja großgezogen!“ „Wir haben Gelder eingezahlt, die wollen wir auch aus der Rentenkasse wieder rausbekommen!“ Mit diesem oder ähnlichen Argumenten begründet so mancher Senior seine Ansprüche an die Rentenkasse. Doch die jüngeren Generationen zahlen ja auch ein, und zwar auf den Beitragssatz bezogen deutlich mehr als die jetzige Rentnergeneration, obwohl sie wissen, dass Sie das eingezahlte Geld nie wieder in der Höhe zurückbekommen werden. Wo sieht der VdK, der ja alle Generationen vertritt, die Generationengerechtigkeit?

Mascher: Auch junge Menschen können einen positiven Ertrag aus ihren Beiträgen in die gesetzliche Rentenversicherung erwarten. Die Deutsche Rentenversicherung hat gerade erklärt, dass die Rendite zwischen 2,9 und 3,3 Prozent liegt. Die garantierte Rendite bei privaten Versicherungen liegt bei 2,25 Prozent. Die Generationengerechtigkeit sehen wir nicht gefährdet.

PAZ: Die Zahl jener Menschen, die für Niedriglöhne arbeiten müssen, nimmt immer weiter zu. Wie steht der VdK zu Mindestlöhnen?

Mascher: Wir halten einen gesetzlichen Mindestlohn für richtig. Von Hungerlöhnen kann man keine ausreichende Alterssicherung aufbauen.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren