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25.07.09 / Es herrscht Ausnahmezustand / Erst Wirtschaftskrise, jetzt Dürre − Kalifornien stürzt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-09 vom 25. Juli 2009

Es herrscht Ausnahmezustand
Erst Wirtschaftskrise, jetzt Dürre − Kalifornien stürzt von einer Katastrophe in die nächste

Wasser ist der Quell des Lebens, wie man weiß. Doch nie ist es so wichtig, wie wenn man es nicht hat. Das verstehen die Deutschen in ihrem verregneten Sommer natürlich nicht. Sie können endlos ihren Rasen und ihre Pflanzen gießen (was zudem der Himmel kostenlos besorgt). Sie können ihre Bäder füllen und unter der Brause stehen, so lange sie wollen. Anders in Kalifornien. Dort durchlebt die von der Wirtschaftskrise besonders stark gebeutelte Bevölkerung nun auch noch das dritte Jahr einer extremen Dürre.

Monatelange, extreme Sonneneinstrahlung hat das Land in einen katastrophen-ähnlichen Zustand gestürzt. In seltenen Fällen ergießen sich ein paar Tropfen auf die verdurstende Natur. Und in noch selteneren Fällen, wenn es doch mal einen Regentag gibt, stürzen Wolkenbrüche vom Himmel und verwandeln die Straßen innerhalb von Minuten in reißende Flüsse. Schlammlawinen rauschen von den Bergen und begraben alles unter sich. Doch kaum endet die Flut, dauert es oft nur Minuten, und alles ist so trocken wie zuvor.

Gouverneur Arnold Schwarzen-egger erklärte bereits Ende Februar einen Ausnahmezustand: „Diese Dürre hat einen vernichtenden Einfluss auf unsere Menschen, unsere Gemeinden, unsere Wirtschaft und unsere Umwelt“, sagte er. „Dies ist eine Krise wie ein Erdbeben oder wütende Waldbrände, und wir müssen sie mit derselben Dringlichkeit behandeln.“

Drastische Beschränkungen für Wasserverbrauch, öffentlich wie privat, wurden beschlossen und jetzt angeordnet, um 20 bis 30 Prozent Wasser zu ersparen. Danach ist jede Privatperson angehalten, nicht länger als acht Minuten unter der Dusche zu stehen. (Im Bad fallen 22 Prozent des Familien-Wasserverbrauchs an, wie Fachleute errechnet haben). Wer einen festgesetzten Prozentsatz überschreitet, muss mit Straf-Gebühren rechnen.

Dies ist jedoch zu ertragen. Doch wo das wirklich katastrophale Problem einsetzt, ist in der Landwirtschaft. Der 37 Milliarden Dollar umfassende Industriezweig, eine der tragenden Säulen der kalifornischen Wirtschaft, droht wegzubrechen. Eine halbe Million Morgen einst blühendes Farmland wurden bereits wegen mangelnder Wasserzufuhr stillgelegt, was zur Entlassung ganzer Legionen von Landarbeitern geführt hat und damit zu ungezählten menschlichen Tragödien.

Ein Beispiel ist ein landwirtschaftliches Gebiet in Nord-Kalifornien, das San Joaquin Valley bei Fresno. Dort allein dürfte nach Aussagen von Richard Howitt von der University of California der Ertrag der Farmer in diesem Jahr um 900 Millionen Dollar einbrechen. 30000 Landarbeiter verloren allein hier ihren Job. Riesige Tomaten-, Avocado-, Melonen- und andere Felder liegen unbepflanzt da oder verdorren in der unbarmherzigen Hitze.

Kirchen und Gemeinden werden mit den Massen von Hilfsbedürftigen, unter den fast nur arbeitslose und hungrige Mexikaner sind, kaum noch fertig. Die Kriminalität ist stark gestiegen und ein Ende ist nicht abzusehen.

Grund für die Situation ist eine stark begrenzte Wasserzufuhr für die Region aus den Reservoiren am Sacramento River, die gemeinsam mit dem Colorado River ganz Kalifornien versorgen. Das durch die Hitze im Übermaß in die Reservoire gepumpte Wasser hat zu einem bedrohlichen Rückgang des Fischbestandes geführt, vor allem von Lachs und Stör, die durch den Fluss ins offene Meer schwimmen müssen. Jetzt tobt ein Kampf zwischen Fischindustrie und Landwirtschaft um das kostbare Nass. Denn neben Pump-Beschränkungen soll der riesige Red-Bluff-Diversion-Damm am Sacramento River geöffnet werden, damit die Fische ungehindert das Meer erreichen und sich wieder vermehren können. Gouverneur Arnold Schwarzenegger ist dagegen: „Die öffentliche biologische Meinung setzt Fische über die Bedürfnisse von Millionen von Kaliforniern“, schimpfte er über den Plan aus Washington, „und über die Gesundheit und Sicherheit der achtgrößten Wirtschaftsmacht der Welt.“

Lachs oder Tomaten – es ist keine einfache Entscheidung. Und schuld ist, wofür die Welt Kalifornien liebt: die Sonne.   L. Millauer


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