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25.07.09 / Von Saddam Hussein gelernt / Al-Kaida setzt wie 1991 der Diktator im Irak Ölquellen in Brand

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-09 vom 25. Juli 2009

Von Saddam Hussein gelernt
Al-Kaida setzt wie 1991 der Diktator im Irak Ölquellen in Brand

Die gigantischen Ölfackeln von 1991 in Kuwait gaben das Signal: Als Saddam Hussein 1991 aus dem von ihm besetzten Kuwait von US-Truppen davongejagt wurde, ließ er 700 Bohrlöcher und Quellen in Brand setzen – es war die schlimmste Attacke auf Energie-Infrastrukturen seit dem Zweiten Weltkrieg. Dies reduzierte die globale Ölförderung um etwa drei Prozent und lieferte auch gleich dem internationalen Terrorismus Denkanstöße, wie die Wirtschaft des verhass-ten Westens getroffen werden kann. 18 Jahre danach leidet die internationale Mineralölindustrie vor allem im Mittleren Osten und in Afrika unter Angriffen auf ihre Anlagen, Milliardenwerte werden vernichtet, die globale Energieversorgung preistreibend gestört.

Der Katalog der gegenwärtigen Attacken zeigt die terroristischen Anschläge am deutlichsten. So meldete etwa Ägypten im Juli 26 Angriffe durch Al-Kaida-Kämpfer auf Öl- und Gaspipelines sowie auf Schiffe im Suez-Kanal, einer wichtigen Strecke des Öltransports durch Tanker. In der jemenitischen Provinz Süd-Shabwa ist es zu mehreren Anschlägen von vermutlich von Al-Kaida gesteuerten Rebellen gekommen. Unter anderem wurde eine Pipeline gesprengt.

Seit 2008 wird eine 1100 Meilen lange Rohrleitung der BP vom Kaspischen Meer zu den mediterranen Abfüllhäfen im türkischen Ceyhan sabotiert. Zudem gab es Attacken auf die Pipeline Kirkuk–Ceyhan, hinter den Anschlägen werden kurdische Separatisten vermutet.

Diesen Sabotageakten kommt insofern größere Bedeutung zu, als gerade jetzt die Europäische Union mit Ankara einen Milliardenvertrag über die Querung einer Pipeline vom Kaspischen Meer unterzeichnet hat. Sie soll mehr Unabhängigkeit von russischen Lieferungen garantieren. Bei Nigerias südlichen Ölfeldern wurde im Juli ein Chemietanker gekapert. Zudem wurden Anlagen des englisch-holländischen Shell-Konzerns und der US-Firma Chevron angegriffen. In den vergangenen Monaten intensivierte ganz offensichtlich die militante Bewegung „Niger-Delta“ ihre Attentate. Die Förderung von Rohöl schrumpfte deswegen schon 2006 von 2,6 Millionen Barrel am Tag auf 1,7. Von der Tatsache bedrängt, dass seit etwa drei Jahren täglich ein Viertel der Produktion verschwindet, verstärkt die Regierung in Abuja derzeit ihre Offensive gegen die militanten Gruppen und bewaffneten Verbrecherbanden. Wahrscheinlich Tausende von Zivilpersonen werden dabei in Mitleidenschaft gezogen.

Die Operationen der Banden haben inzwischen den gesamten Golf von Guinea destabilisiert. Immerhin handelt es sich nach Expertenmeinung um die neue „Ölbonanza“ der Welt, die Nigeria, Äquatorial Guinea, Gabun, Kamerun, den Tschad und den Inselstaat Sao Tome e Principe umfaßt. Vor allem die USA sind betroffen. Sie ordnen für die nächste Dekade diesem rohstoffreichen Golf eine Schlüsselstellung zu.

Al-Kaida unternahm außerdem verschiedene Anläufe, die Ölindustrie Saudi-Arabiens zu sabotieren, hat es aber bisher nicht geschafft, die Ausfuhr empfindlich zu unterbrechen.

Bin Laden rief 2004 dazu auf, die Attacken auf Anlagen im Irak und in der Golfregion zu intensivieren. Er untermauerte seine Forderung mit dem Hinweis, dass der Westen nur über die Region herrsche, weil er den Arabern das Öl stehle. Gerade die irakische Volkswirtschaft hängt sehr stark vom Ölexport ab. Die Regierung in Bagdad buhlt derzeit darum, dass die 1972 im Zuge einer Verstaatlichung aus dem Land vertriebenen internationalen Konzerne zurückkehren und mit Investitionen von 50 Milliarden Dollar die teils zerstörten Anlagen wieder aufbauen. Nach dem Abzug der Amerikaner sind diese Anlagen allerdings noch ungeschützter und es ist fraglich, ob die Konzerne vor einem solchen Hintergrund investieren. Bin Laden erklärte bereits: „Eine goldene Gelegenheit!“      J. Feyerabend


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