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25.07.09 / Dunkle Vergangenheit / Hubertus Knabe über Geschichte und Gegenwart der Partei »Die Linke«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-09 vom 25. Juli 2009

Dunkle Vergangenheit
Hubertus Knabe über Geschichte und Gegenwart der Partei »Die Linke«

Hubertus Knabe dürfte in der Partei „Die Linke“ äußerst schlecht gelitten sein. Der Direktor der Stasi-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen hat schon mehrere Bücher publiziert, in denen die Erben der SED sehr miserabel wegkommen. Während „Die Linke“ versucht, die Ostalgiewelle zu beleben und ihre SED-Vergangenheit nur auf die „Errungenschaft“ der DDR zu beschränken, wühlt der 1959 geborene Knabe immer wieder im Dreck verdrängter Unrechtstaten. Hervor zieht er regelmäßig zahlreiche Details, die eigentlich „Die Linke“ unwählbar machen müssten, doch leider erreicht der Autor nicht die Massen. Zudem wollen zumindest die Stamm-Wähler der „Linken“ gar nicht hören, was Knabe zu sagen hat, schließlich haben viele von ihnen genau den gleichen Hintergrund wie die Vertreter ihrer Partei.

In „Honeckers Erben – Die Wahrheit über ,Die Linke‘“ zeichnet Knabe nach, wie es der Partei gelang, aus dem Schatten der SED herauszutreten und aus der politischen Schmuddelecke in die verschiedenen Parlamente und sogar Landesregierungen zu kommen. Dabei betont der Autor, wie die Partei während ihres langsamen Aufstiegs mit Prozessen versuchte, Kritiker mundtot zu machen. Durch kostenträchtige Klagen wäre die Freiheit des Wortes inzwischen spürbar eingeschränkt worden, und vor allem deshalb dankt der Autor seinem Verlag dafür, dass er trotz dieser Bedrohung alle Protagonisten bei ihrem Klarnamen nennen konnte.

Knabe beginnt mit den Vorbildern der Partei „Die Linke“. Auch die ehemalige SED, ehemalige PDS, ehemalige Linkspartei hat ihre Parteistiftung nach einem ihrer Idole benannt. Knabe belegt, dass Rosa Luxemburg jedoch keine Person ist, in deren Tradition eine Partei, die im Deutschen Bundestag sitzt, stehen sollte. So bezeichnete die KPD-Mitgründerin die freien Wahlen zur Nationalversammlung der Weimarer Republik als „Attentat auf die Revolution und die Arbeiter- und Soldatenräte“. Vor allem die SPD sei angefeindet worden. Gleichzeitig hätten sie gemeinsam mit den Nationalsozialisten die junge Demokratie unterwandert.

Gleich nach dem Zweiten Weltkrieg hätten die Kommunisten sich in der Sowjetisch besetzen Zone sich darangemacht, politische Gegner zu beseitigen. Keinesfalls nur ehemalige Nationalsozialisten, sondern auch Konservative, Liberale und Sozialdemokraten wurden politisch verfolgt und allzu häufig inhaftiert. Selbst aus den eigenen Reihen wurden Missliebige hinter Gitter gebracht. Knabe ätzt: „Wer wie Pieck und der neue starke Mann Walter Ulbricht die Säuberungen [in Moskau im Exil] überlebte, hatte zahllose Mitstreiter denunziert und sich vor Stalin extrem erniedrigen müssen – entsprechend zynisch war das Menschen- und Gesellschaftsbild dieser Funktionäre.“

Immer wieder geht der Autor auf Einzelbiographien von Verfolgten oder Tätern ein. Gegen Ende des Buches beleuchtet er die Vergangenheit heute noch aktiver Politiker der Partei „Die Linke“ – und der Leser verfällt in Unglaube darüber, dass fast alle bis heute nicht zur Rechenschaft gezogen worden sind. Vor allem der Rettung der Partei über das Ende der DDR durch Gregor Gysi widmet sich der Autor ausführlich. Gysi erscheint durchaus als starker Mann, doch die Motive die ihn trieben und treiben, werfen Fragen auf. Selbst in den letzten Jahren tauchten immer wieder bedenkliche Ansichten der Partei auf, die ein bizarres Geschichtsbild offenbaren, kaum Fehler während des SED-Regimes einräumen und ein Bild der Zukunft entwerfen, das nicht zu einem demokratischen freiheitlichen Staat passt.

Wie immer sind Knabes Recherchen wasserdicht, alles andere kann er sich aufgrund der Klagelust der von ihm Beschriebenen nicht leisten. Erstaunlich ist, dass er bei allem, was er über die Partei „Die Linke“, ihre Protagonisten und ihre Vergangenheit weiß, durchgehend sachlich Fakten aneinanderreiht. Nur selten schimmert die Haltung des Autors durch. Eine Bewertung durch ihn ist im Grunde aber auch gar nicht nötig, da die Fakten für sich sprechen.     Rebecca Bellano

Hubertus Knabe: „Honeckers Erben – Die Wahrheit über die ,Linke‘“, Propyläen, Berlin 2009, gebunden, 448 Seiten, 22,90 Euro


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