25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
25.07.09 / In den Fängen der Mafia / Gauner macht »Karriere« bei der Camorra

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 30-09 vom 25. Juli 2009

In den Fängen der Mafia
Gauner macht »Karriere« bei der Camorra

Wer hätte in Funk und Fernsehen oder in der Zeitung nicht schon von dem italienischen Mafia-Clan „der Camorra“ gehört oder gelesen? Dass es sich bei der Camorra um kriminelle Familienclans in Neapel handelt, ist bekannt. Auch dass sie in der gesamten Europäischen Union mit Drogen und gefälschten Luxusgütern handelt. Aber spätestens seit Sommer 2008 wissen wir, dass auch die illegale Müllentsorgung in Neapel eine der Einnahmequellen der Camorra ist.

Im März diesen Jahres erschien in den deutschen Kinos der Film zum Erfolgsbuch „Gomhorra: Reise in das Reich der Camorra“, der das Publikum durch seine Authentizität und brutale Härte überzeugte.

In der Verlagsgruppe Lübbe wurde im Februar diesen Jahres nun der Roman „Gezeichnet“ herausgebracht, der sich ebenfalls mit der Thematik der Camorra beschäftigt.

Der in Neapel geborene und in Rom lebende italienische Journalist Francesco de Filippo lädt den Leser in diesem Roman quasi zu einem Blick hinter die Kulissen der Camorra ein. Am Beispiel eines jungen Neapolitaners zeigt de Filipo auf, wie schnell man ungewollt in die Fänge der Camorra geraten kann und dass der Versuch, ihr wieder zu entfliehen, in der Regel tödlich endet.

Eigentlich ist Gennarino Sorrentino nur ein ganz kleiner Fisch. Er lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Neapel und hält die Familie mit Gelegenheitsjobs und kleinen Gaunereien über Wasser. Doch eines Tages wird er von Paolino, einem Handlanger Don Rafaeles, zum Don persönlich bestellt: „Was verdammt wollten die eigentlich alle von mir? Ich wollte mich doch nur durchschlagen, irgendwie meinen Lebensunterhalt bestreiten. Weiter nichts. Was gingen mich denn ihre verfluchten Machenschaften an, die Camorra, die Schüsse, die Erpressungen und all der andere Scheiß? ... Doch Don Rafaele ... war … freundlich. In dem Sinn, dass er mir nichts tat, obwohl er mich hätte umbringen können.“

Zunächst bittet Don Rafaele Gennarino lediglich darum, ihm den Keller seiner Schwiegermutter zwecks „Lagerung“ zur Verfügung zu stellen. Schon bald begreift Gennarino, dass es sich bei dieser höflich formulierten Bitte allerdings um einen Befehl handelt. Doch ist er danach leider nicht aus dem Schneider, denn Don Rafaele lässt ihn von Paolino zur Teilnahme an zunächst relativ harmlosen „Aktionen“ abholen. 

Schon bald findet er sich tief verstrickt in der Drogenschmuggel- und Prostitutionsszene wieder. Als seine Frau Pamela Wind von der Sache bekommt, verschwindet sie ohne eine Wort zu sagen mit den Kindern bei Nacht und Nebel. Gennarino stürzt völlig ab, Folter, Drogen, der tiefste Morast in den eine Menschenseele geraten kann.

Francesco de Filippo stellt authentisch Gennarinos Werdegang zum waschechten Camorrist dar. Der Leser spürt den Unwillen des jungen Mannes, mit in diese Szene hineingezogen zu werden, sieht aber auch dessen ausweglose Situation.

Mit einer Härte und Schonungslosigkeit, die nichts für Zartbesaitete ist, beschreibt Francesco de Filippo einige der Taten, welche Gennarino mit ansehen und aktiv begleiten muss. Die Begriffe Skrupellosigkeit und Sadismus finden hier eine ganz neue Bedeutung. A. Ney

Francesco de Filippo: „Gezeichnet“, Edition Lübbe, Bergisch Gladbach 2009, gebunden, 282 Seiten, 19,95 Euro


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren