© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-09 vom 01. August 2009

Wettlauf bis zum Herbst
Forscher: »Tödliche Hochzeit« der Grippeviren bleibt wohl aus

Die Ausbreitung der Schweinegrippe wird immer mehr zum Wettlauf zwischen den Impfstoff-Entwicklern und der inneren Logik der Pandemie. Voraussichtlich bis Oktober benötigen die Virologen, um einen Impfstoff gegen den Erreger zu entwickeln und in ausreichender Menge zu produzieren. Die intensive Arbeit daran steht unter enormem Zeitdruck. Noch verläuft die Krankheit in den meisten Fällen harmlos, obwohl schon jetzt mit der Erkrankung nicht zu spaßen ist. Doch je mehr Menschen Träger des Erregers sind, umso größer ist die Gefahr, dass dieser sich entweder durch eine Mutation spontan verändert oder aber, dass es zu einer Kreuzung des H1N1-Virus mit anderen, aggressiver verlaufenden Formen der Influenza kommt.

Genau an dieser Stelle beginnen die großen Sorgen der Gesundheitspolitiker: Auch in der Vergangenheit begannen mörderische Grippeepidemien mit der Ausbreitung wenig gefährlicher Varianten der Krankheit. Bei der Schweinegrippe steht die (bisher geringe) Gefährlichkeit gleichsam in umgekehrtem Verhältnis zur Übertragbarkeit des Leidens. Dermaßen infektiös ist das Virus, dass sich die Zahl der Erkrankungen in Großbritannien zuletzt in nur einer Woche von 55000 auf 100000 fast verdoppelt hat.

Mit einer „riesigen Welle“ von Infektionen rechnet denn auch der Virologe Alexander Kekulé infolge der Urlaubszeit. In Diskotheken, Flugzeugkabinen oder Reisebussen herrschten nun einmal „ideale Bedingungen“ für Neuansteckungen. Immerhin rechnet Kekulé nicht mit der von so manchem (Interessierten?) befürchteten „tödlichen Hochzeit“ zwischen Vogel- und Schweinegrippe-Erreger. Die werde es „aller Wahrscheinlichkeit nach“ nicht geben. Das Deutsche Rote Kreuz hat eine andere Sorge: Erkrankte und frisch Genesene dürfen kein Blut spenden. Deswegen ruft das DRK jetzt besonders zu Blutspenden auf.             K.B.