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01.08.09 / Tiefe Kratzer im Autolack / Merkwürdigkeiten um Porsche – Geht Opel doch noch pleite?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-09 vom 01. August 2009

Tiefe Kratzer im Autolack
Merkwürdigkeiten um Porsche – Geht Opel doch noch pleite?

In der Übernahmeschlacht von Volkswagen und Porsche hat der alte Machtmensch Ferdinand Piech triumphiert. Er kann nunmehr die Stuttgarter Sportwagenschmiede Porsche als zehnte Marke in den Volkswagen-Konzern, dem er als Aufsichtsratschef vorsteht, eingliedern. Das Nachsehen hatten der langjährige Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und sein kongenialer Finanzvorstand Holger Härter. Den Sprung über die 50-Prozent-Anteilsmarke bei VW konnte Porsche langfristig nicht solide finanzieren. Die Öffentlichkeit betrachtete diesen schon 2005 begonnenen Coup ohnehin mit Misstrauen.

Einst mit eigenem Kapital bei Porsche eingestiegen, verwandelte Wiedeking das am Rande der Pleite stehende Unternehmen in einen hochprofitablen Luxusartikelhersteller. Eine in den letzten Jahren gereifte Feindschaft mit Porsche-Anteilseigner und VW-Chefaufseher Piech kostete ihn nach dessen Sieg schließlich den Job. Der nicht unerwartete Rausschmiss wird Wiedeking indes mit 50 Millionen Euro Abfindung versüßt, auch wenn Wiedekings Erfolgsbilanz zuletzt tiefe Kratzer bekam: Wie es heißt, ist Porsche nicht „nur“ mit zehn, sondern mit 14 Milliarden Euro verschuldet und habe zuletzt kurz vor der Insolvenz gestanden. Zwar kann VW den angeblich rund acht Milliarden Euro teuren Porsche-Kauf stemmen. Doch könnte das neuentdeckte Porsche-Loch das Kreditrating von VW verschlechtern.

Auch die Frage nach der Zukunft von Opel ist noch nicht beantwortet, obschon drei Einstiegsangebote vorliegen. Für Unruhe sorgte nun ausgerechnet die Meinung der von der Bundesregierung und den beteiligten Ländern eingesetzten Treuhänder im Opel-Beirat. Kurz vor ihrer Insolvenz hatte die Opel-Mutter General Motors 65 Prozent ihrer Anteile an Opel in eine Treuhandgesellschaft überführt. Sowohl Manfred Wennemer, vom Bund eingesetzter Ex-Vorstandschef von Conti, als auch der Insolvenzverwalter Dirk Pfeil wandten sich nun gegen das von Magna unterbreitete Angebot. Zuvor war lediglich klar, dass die Offerte des chinesischen Autobauers BAIC keinen Gefallen findet. Übrig bleibt der Finanzinvestor RHJ International. Wennemer und Pfeil halten aber auch dieses Angebot für nicht tragbar und plädieren für eine Insolvenz. Das „Geschmäckle“ bleibt, dass Teile der Politik dem Wahlvolk bis zur Bundestagswahl keinen reinen Wein einschenken wollen.

Das unabhängige Votum der deutschen Treuhänder ist für die beteiligten Regierungsvertreter unangenehm, favorisieren diese doch den Magna-Einstieg. Das Angebot des kanadisch-österreichischen Automobilzulieferers steht und fällt jedoch mit der Beteiligung der staatlich beherrschten russischen Sberbank. Unverhohlen betreibt das Magna/Sberbank-Konsortium Industriepolitik. So sollen sie von General Motors den Vertrieb bestimmter Billigmarken für den russischen und zentralasiatischen Markt verlangen. Das hat mit der Opel-Rettung nichts zu tun. Am Ende droht die Gefahr, dass der deutsche Steuerzahler die Sanierung russischer Automobilwerke finanziert.           J. Vielhaber


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