19.04.2024

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01.08.09 / Von unerwarteter Seite

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-09 vom 01. August 2009

Von unerwarteter Seite
von Konrad Badenheuer

Manchmal kommen Zustimmung und Unterstützung von völlig unerwarteter Seite. In dieser Woche ist das dieser Zeitung und ihrem großen Anliegen eines tragfähigen Ausgleichs mit Polen zur Überwindung des fortwirkenden Vertreibungsunrechts gleich zweimal geschehen.

Fünf Wochen ist es her, dass wir in großer Aufmachung auf Seite 1 über ein Projekt polnischer Historiker berichteten, die bald nach Kriegsende von kommunistischen Propagandisten erfundene Zahl von angeblich 6.028.000 polnischen Opfern des Zweiten Weltkriegs auf den Prüfstand zu stellen. Der Beitrag war mit Respekt für Polen geschrieben – für damaliges Leid und heutige Aufrichtigkeit. Und doch haben wir nicht verschwiegen, dass „polnisches Leid Vorwand für die Vertreibung war und ist“ und sogar die Frage gestellt, ob die deutsche Wiedergutmachung geringer ausgefallen wäre, wenn nicht lange die so offenkundig überhöhte Zahl verbreitet worden wäre.

Umso größer war das Erstaunen, dass ausgerechnet das polnische Institut für Nationales Gedenken (IPN) uns in formvollendeter Weise für diese Berichterstattung gedankt und weitere Zusammenarbeit angeboten hat (siehe Seite 2). Ein Missverständnis ist ausgeschlossen, denn beim IPN arbeiten hervorragende Wissenschaftler, die ohne Zweifel in der Lage sind, Zeitungsartikel in deutscher Sprache exakt zu verstehen. Sie werden auch nicht übersehen haben, dass diese Zeitung von der Landsmannschaft Ostpreußen herausgegeben wird. Kein Zweifel: Mit solchen Gesprächspartnern würde die Arbeit eines Zentrums gegen Vertreibungen sicher ein Erfolg und könnte große Impulse für eine deutsch-polnische Versöhnung geben, die diesen Namen verdient.

Die zweite Überraschung war das Engagement des österreichischen Bundespräsidenten Heinz Fischer für eine gerechte Einbeziehung der 1945 vertriebenen Donauschwaben in die Restitutions- und Entschädigungsgesetze, über die derzeit in Kroatien und Serbien beraten wird. Fischer ist Sozialdemokrat, auch wenn seine Parteimitgliedschaft als Staatspräsident momentan ruht.

Zieht man eine Parallele zur politischen Debatte in Berlin, so scheint Österreich auf einem anderen Stern zu liegen. Wer hier noch Entschädigung für Vertriebene befürwortet, wird – siehe „Preußische Treuhand“ oder Europäischer Vertriebenenverband EUFV – behandelt wie ein Extremist. Bei den Jusos wurde unlängst allen Ernstes beraten, ob der Bund der Vertriebenen als „NS-Hilfsorganisation“ eingestuft werden solle.

Der staunende Beobachter fragt sich, wie weit sich die deutsche Sozialdemokratie vom Völkerrecht entfernt hat. Jedenfalls haben die beiden unerwarteten Wendungen der letzten Tage schlaglichtartig deutlich gemacht, auf welche Abwege die bundesdeutsche Debatte in Sachen Vertreibung geraten ist.


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