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01.08.09 / Der Weg der Esel / Ausstellung Le Corbusier in Berlin zeigt gebaute Kunst

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-09 vom 01. August 2009

Der Weg der Esel
Ausstellung Le Corbusier in Berlin zeigt gebaute Kunst

Nahezu im Alleingang entwickelte er eine neue Architektur und erreichte durch den Einsatz von Stahl und Beton eine Liaison von Funktionalität und Eleganz. Dennoch ist der Stadtplaner und Architekt Charles Edouard Jeaneret (1887–1965), der sich Le Corbusier nannte, zu einem Symbol für die Menschenfeindlichkeit modernen Lebens geworden. 1929 schrieb er: „Eine moderne Stadt lebt, praktisch, von der Geraden: Hoch- und Tiefbau, Kanalisation, Straßen, Gehsteige und so weiter. Der Verkehr erfordert die Gerade. Die Gerade ist gesund auch für die Seele der Städte … Die gekrümmte Straße ist der Weg der Esel, die gerade Straße ist der Weg der Menschen.“ Wohnhäuser nannte er kurz „Maschinen zum Wohnen“ und forderte die Entmischung der Städte.

Die Siedlungen am Rande der Städte werden heute längst als trostlos betrachtet. Le Corbusier war jedoch überzeugt, alles zum Wohl der Menschen zu tun. Sie sollten aus den engen – und stinkenden – Gassen befreit, Hinterhöfe durch großzügige Anlagen ersetzt werden. Damit aber verschwand auch die Gemütlichkeit aus den Städten, nicht unbedingt zum Wohl der Menschen, die nicht immer bereit waren, diesen Preis zu zahlen.

Eine Ausstellung im Berliner Martin-Gropius-Bau vertritt eine ausdrücklich zeitgenössische Sicht auf Le Corbusier und bezieht jüngste Forschungsergebnisse mit ein; auf diese Weise versuchen die Ausstellungsmacher des Vitra-Design-Museums dem immer wiederkehrenden Diskurs über Le Corbusier gerecht zu werden. Andererseits soll die Ausstellung auch als Einführung in das Werk des Architekten gelesen werden – insbesondere von jenen jüngeren Generationen, für die Le Corbusier bereits Teil der Geschichte des 20. Jahrhunderts ist.

380 Exponate bilden den Kern der Ausstellung, darunter 20 Originalgemälde, acht Skulpturen, zahlreiche Originalmöbel, 80 Originalzeichnungen und -pläne. Erstausgaben seiner Bücher sowie Kleinobjekte aus der privaten Sammlung, die ihm als Inspiration dienten, runden das Bild ab.             os

Die Ausstellung „Le Corbusier – Kunst und Architektur“ im Martin-Gropius-Bau, Niederkirchnerstraße 7, ist bis 3. Oktober täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet, Eintritt 8/6 Euro. 

Foto: Le Corbusier: Kapelle Notre-Dame-du-Haut in Ronchamp. Der Architekt ließ sich auf keinen Stil festlegen.


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