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01.08.09 / Brückenbauer für gute Nachbarschaft / Goldenes Ehrenzeichen für Hans Dzieran − Wahrhafte Geschichtsdarstellung ist ihm Anliegen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-09 vom 01. August 2009

Brückenbauer für gute Nachbarschaft
Goldenes Ehrenzeichen für Hans Dzieran − Wahrhafte Geschichtsdarstellung ist ihm Anliegen

Hans Dzieran wurde am 15. Juni 1929 unweit Tilsit geboren und mit Memelwasser getauft. Das Land am Memelstrom prägte seine Kindheit und Jugend und ließ ihn seine ostpreußische Heimat nie vergessen. Zehnjährig kam er auf die Oberschule für Jungen in Tilsit. Hier erwarb er das geistige Rüstzeug für seinen späteren Werdegang. Dieser Schule ist er immer treu geblieben und seit er 1995 den Vorsitz in der Schulgemeinschaft übernahm, pflegt er engagiert den Zusammenhalt der immer noch 250 Schulkameraden und bewahrt mit ihnen die Erinnerung an die Tilsiter Lehranstalt.

1944 verbrannte Dzierans Schule im Bombenhagel. Es folgten Schanzeinsatz im Osten, Wehrertüchtigungslager und Volkssturm. Als der Krieg zu Ende ging, war die Heimat verloren und die Familie fand sich im sächsischen Erzgebirge wieder. Hans Dzieran bestand die Reifeprüfung. Ein Studium wurde ihm jedoch wegen seiner „sozialen Herkunft“ verwehrt. Als Sohn eines Zollbeamten war er dem Arbeiter- und Bauernstaat nicht genehm. Statt dessen wurde er in den Uranbergbau dienstverpflichtet. Mehrere Jahre arbeitete er in Aue, bis er endlich mit 23 Jahren zum Studium zugelassen wurde. Hans Dzieran studierte Betriebswirtschaft und Ingenieurökonomik des Bergbaus und schloss das Studium mit dem Diplom ab. Postgradual machte er noch das Staatsexamen als Dolmetscher und Übersetzer für Russisch.

Sein weiteres berufliches Schaffen verband sich viele Jahre mit der montanwissenschaftlichen Forschung. Als er 1990 in den Ruhestand ging, konnte er sich einer Aufgabe widmen, für die sein Herz seit je schlug – für seine ostpreußische Heimat! Bald nach der Wende organisierte er das erste Ostpreußentreffen in Chemnitz, an dem 1200 Landsleute teilnahmen. Er war an der Gründung der Kreisgruppe Chemnitz beteiligt, in deren Vorstand er über zehn Jahre eine verantwortungsvolle Arbeit leistete und der er heute als Ehrenmitglied angehört.

Hans Dzieran war Mitbegründer der Landesgruppe Sachsen der Landsmannschaft Ostpreußen. Als langjähriges Mitglied im Landesvorstand sah er es als seine Verpflichtung an, die geschichtliche Vergangenheit und das kulturelle Erbe der ostpreußischen Heimat zu bewahren, es mit Vorträgen und Aufsätzen in das gesellschaftliche Bewusstsein zu rücken. Anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Landesgruppe sorgte er mit der Festbroschüre „Unvergessene Heimat“ dafür, dass das Land der dunklen Wälder nicht in Vergessenheit gerät.

Mehr als 30mal begleitete Hans Dzieran Reisegruppen nach Ostpreußen und machte sie mit der Geschichte und Kultur eines Landes vertraut, in dem 700 Jahre preußisch-deutsche Geschichte geschrieben wurde. Bei seinen Reisen knüpfte er vielfältige Kontakte zu Vertretern kommunaler und kultureller Einrichtungen seiner Vaterstadt. In den Begegnungen mit den heutigen Bewohnern vertritt er sachkundig und unbeirrbar eine wahrhafte Geschichtsdarstellung als Grundlage aufrichtiger Beziehungen, denn ein Brückenschlag im Sinne guter Nachbarschaft kann nur auf der Grundlage historischer Wahrheit gedeihen. Dank seiner Kenntnisse der russischen Sprache und Mentalität gelingt es ihm, den Russen die jahrhundertealte preußisch-deutsche Kulturleistung und auch die schlimmen Folgen der Vertreibung aufzuzeigen. In der von den Russen gegründeten Gesellschaft „Tilsit“ ist er unter dem Motto „Zukunft braucht Vergangenheit“ ein geschätzter Gesprächspartner.

Seine Recherchen zu den Ereignissen 1945 bis 1948 in der verlorenen Region am Memelstrom fanden ihren Niederschlag in zahlreichen Veröffentlichungen. Dzierans Verdienste um die Bewahrung heimatlicher Geschichte und Kultur und deren öffentlichkeitswirksame Darstellung in Wort und Schrift wurden von der Landesgruppe mit der Verleihung des Kulturpreises gewürdigt.

Hans Dzieran stellt seine ganze Kraft und Zeit seiner Heimat und seinen Landsleuten zur Verfügung. 1999 wurde er in den Kreistag von Tilsit-Ragnit gewählt, wo er sich vor allem der Öffentlichkeitsarbeit widmet. Seit dem Jahr 2001 gehört er dem Vorstand der Stadtgemeinschaft Tilsit an. Am 19. November 2008 wurde Dzieran zum 2. Vorsitzenden der Stadtgemeinschaft Tilsit gewählt.

Die Landesgruppe Freistaat Sachsen schätzt das Wirken von Hans Dzieran sehr hoch. Seine kameradschaftliche Verbundenheit mit den ostpreußischen Schick-salsgefährten und sein Einsatz in der landsmannschaftlichen Arbeit sind ein wertvoller Beitrag, dass Ostpreußen nicht nur in unseren Herzen bleibt, sondern dass die Ostpreußen auch dafür sorgen, dass ihre Heimat im Gedächtnis der Menschheit und im Geschichtsbuch der Deutschen einen festen Platz hat.

Die Landsmannschaft Ostpreußen hat Dzierans heimatverbundenes Wirken 1999 mit dem Ehrenzeichen in Silber gewürdigt. Die Landesgruppe Sachsen der LO verlieh ihm die Ehrenmitgliedschaft. In Würdigung seiner außergewöhnlichen Leistungen und seines herausragenden Einsatzes für die Heimat Ostpreußen verleiht die Landsmannschaft Ostpreußen Herrn Hans Dzieran das Goldene Ehrenzeichen.


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