© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 31-09 vom 01. August 2009

Zeitbombe
Tochter verliert den Verstand

Als ob das Leben für einen freiberuflichen Autoren und seine freiberuflich als Tanzlehrerin tätige Frau nicht schon schwer genug wäre, so traf den New Yorker Michael Greenberg auch noch ein tragischer Schicksalsschlag. Eines Morgens brachte die Polizei seine halbwüchsige Tochter Sally nach Hause. Doch was aussah wie Sally, war nicht Sally. Das Mädchen redete wirres Zeug, offenbar wurde sie von Visionen gepeinigt, die sie um sich schlagen ließen. Von diesem Tag an sollte für den Vater nichts mehr sein wie zuvor.

In „Der Tag, an dem meine Tochter verrückt wurde“ beschreibt Michael Greenberg sein Entsetzen über das, was da mit seiner Tochter geschah. „Ich fühle mich in meiner Überzeugung bestärkt und klammere mich an die Gewissheit, des Rätsels Lösung gefunden zu haben: Drogen.“ Doch die Ärzte im Krankenhaus teilen ihm mit, dass der Bluttest keinerlei Hinweise auf Drogen gegeben habe. Sally kommt in die Psychiatrie, wo man sie mit Medikamenten vollpumpt, die Greenberg zu allem Übel auch noch selber bezahlen muss, da er zu jenen US-Bürgern gehört, die sich die Kosten für eine Krankenversicherung gespart haben.

Der Autor schildert seine Hilflosigkeit und seine verzweifelte Suche, eine logische Erklärung für das Verhalten seiner Tochter zu finden. Zwar brauchte Sally für alles immer etwas länger, aber in der Schule biss sie sich durch. Sein älterer Bruder war zwar verhaltensauffällig, aber doch nicht gleich ein Fall für die Irrenanstalt?

Nach mehreren Wochen Klinikaufenthalt darf Sally nach Hause. Auch darf sie die Medikamente reduzieren, aber stets und ständig haben Greenberg und seine zweite Frau das Gefühl, mit einer tickenden Zeitbombe zu leben, denn die Diagnose lautet „bipolar I“: Sally gilt als manisch-depressiv.       Bel

Michael Greenberg: „Der Tag, an dem meine Tochter verrückt wurde – Eine wahre Geschichte“, Hoffmann und Campe, Hamburg 2009, geb., 285 Seiten, 19,95 Euro