© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-09 vom 8. August 2009

»Mach ich selber«
Scheibenputzer sorgen für Ärger

Wer in Berlin mit dem Auto unterwegs ist, kennt die Scheibenputzer, die in Kreuzberg und Umgebung ihre Dienste anbieten. Was jedoch Außenstehenden wie ein freundlicher Service erscheinen mag, schüchtert Berliner mittlerweile ein. Denn wer sich die Scheiben nicht putzen lassen will, dem zerkratzen die Dienstleister immer öfter den Wagen.

Tanja Trültzsch, 31 Jahre und Besitzerin eines preiswert erstandenen und teuer restaurierten Oldtimers, will vermeiden, dass einer der ungebetenen Dienstleister sich an ihrem Wagen zu schaffen macht. Insbesondere habe sie sich geärgert, dass manche Fensterputzer keine Ruhe gäben und sich nicht entfernten, wenn man sie dazu aufforderte.

So entwarf sie einen Aufkleber für die Frontscheibe, vier Zentimeter im Durchmesser. Darauf ist vor einem grinsenden Gesicht im Hintergrund ein überdimensionaler, durchgestrichene Wischer zu sehen und darunter: www.mach-ich-lieber-selber.de

Sie klebte ihn an ihr Auto, verteilte ihn an Freunde, bat diese, ihn weiterzuverteilen. 750 Stück hat sie mittlerweile verkauft. Bald gab es jedoch Ärger. Anonyme Drohungen, unfreundliche oder sogar ebenfalls drohende E-Mails von Menschen, die Tanja Trültzsch Rücksichtslosigkeit gegenüber „sozial Benachteiligten“ vorhalten.

Eine Umfrage der „Berliner Morgenpost“ zeigte nun, dass es sich bei den militanten Kritikern der jungen Designerin nur um eine verschwindend geringe Minderheit handelt. 87 Prozent signalisierten Zustimmung zu der Aktion.                            HL