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08.08.09 / Eitelkeiten und leere Kassen / Max Klinger schuf für Hamburg ein Denkmal des Komponisten Johannes Brahms – Eine Ausstellung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-09 vom 8. August 2009

Eitelkeiten und leere Kassen
Max Klinger schuf für Hamburg ein Denkmal des Komponisten Johannes Brahms – Eine Ausstellung

Eine ungewöhnliche Künstlerfreundschaft verband den Komponisten Johannes Brahms mit den Bildhauer und Graphiker Max Klinger, der schon früh eine schwärmerische Liebe zur Musik des Hamburgers entwickelte. Eine Ausstellung in der Hansestadt zeigt die Geschichte und die Früchte dieser Freundschaft.

Es ist eine Geschichte der Eitelkeiten und leeren Kassen, allerdings mit einem glücklichen Ausgang. Als im Sommer 1897 die Idee geboren wurde, dem Komponisten Johannes Brahms (1833–1897) ein Denkmal in seiner Vaterstadt zu setzen, ahnte man nicht, welche Klippen zu umschiffen wären. Joachim Kossmann, Leiter des Johannes-Brahms-Museums in Hamburg, in dem derzeit eine Ausstellung zu diesem Thema zu sehen ist, erzählt die Geschichte: „Ein alsbald gegründetes Bürger-Komitee rief zu Spenden auf, die allerdings nur spärlich flossen, und zwar nicht nur wegen der herrschenden Wirtschaftsflaute, sondern vor allem wegen der ,nationalen Aufgabe‘, in Hamburg – ebenfalls vorwiegend spendenfinanziert – das größte Bismarck-Denkmal im Reich zu errichten. Selbst das Minimalziel des Denkmal-Komitees von 50000 Reichsmark wurde nie erreicht. Die Stadt Hamburg fiel wegen ihres gigantischen Hafenausbaus (Speicherstadt) als Geldgeber ebenfalls aus. Für einen mit Prämien ausgelobten Denkmals-Wettbewerb standen gleichfalls keine Mittel zur Verfügung. Dies führte dazu, dass man eine Reihe Berliner Bildhauer einlud, Modell-Entwürfe beziehungsweise Skizzen zu einem Brahms-Denkmal einer von Alfred Lichtwark, dem Direktor der Hamburger Kunsthalle, geleiteten Jury einzureichen – ein Beteiligungs- und Auswahlverfahren, das erst nach öffentlichen Protesten Hamburger Künstler im Dezember 1900 auch für Letztere geöffnet wurde, ihnen wegen des extrem eng gesetzten Abgabetermins (1. Mai 1901) allerdings wenig nützte.“

Eine Jury, zu der neben anderen der Architekt und Erbauer des Reichstages Paul Wallot, der Maler und Lichtwark-Freund Leopold von Kalckreuth und der aus Königsberg stammende Bildhauer Rudolf Siemering gehörten, begutachtete die Entwürfe und entschied sich für den aus Elbing stammenden jungen Bildhauer Reinhold Felderhoff (1865–1919). Parallel lief eine ganz andere Entwicklung, „deren treibende Kraft Alfred Lichtwark war“, so Kossmann. „Sich durch Klingers freundschaftliche Beziehung zu Brahms legitimiert fühlend, verfolgte Lichtwark wahrscheinlich von Anfang an das Ziel, den Denkmalsauftrag an Klinger zu vermitteln.“

Im Frühsommer vor 100 Jahren dann konnte das von Max Klinger (1857–1920) geschaffene Brahms-Denkmal in der neu errichteten Musikhalle enthüllt werden. Durch die großzügige Spende des Reeder-Ehepaars Carl Heinrich und Sophie Laeisz war in den Jahren 1903 bis 1908 das neue Konzerthaus errichtet worden. Kossmann: „Es spricht einiges dafür, dass Lichtwark es war, der Sophie

Laeisz dafür gewann, das Foyer der Musikhalle für die Aufstellung des geplanten Brahms-Denkmals zur Verfügung zu stellen: ein höchst passender Ort, sollte doch das neue Konzerthaus vor allem das Werk von Johannes Brahms pflegen.“

Es war ein feierlicher Moment, als das Denkmal enthüllt wurde. Der „Hamburgische Correspondent“ schrieb in seiner Abendausgabe: „In einer Senatsequipage naht Herr Bürgermeister Dr. Burchard, Senatoren und Bürgerschaftsmitglieder, Vertreter der künstlerischen und wissenschaftlichen und der Gesellschaftskreise Hamburgs füllen den festlichen Raum, und mit ihnen erscheint die hohe Gestalt Max Klingers, dessen schöpferisches Genie nach seinem Beethoven nun auch ein Marmorbild von Johannes Brahms hat entstehen lassen, dem nun die Weihe gegeben werden soll. Noch steht es verborgen unter schneeweißer Hülle inmitten eines kleinen Haines voll Palmen und Lorbeerbäumen, und erwartungsvoll harrt die Menge des Augenblicks, der ihr den Anblick des Denkmals bringen soll.“ Zu sehen ist schließlich das von Klinger porträtähnlich ausgearbeitete Antlitz des Komponisten. Ein weites Gewand umhüllt den Körper und verbirgt dessen Fülle. Eine Muse legt ihre linke Hand auf die Schulter des Dargestellten. Die Figuren rechts verkörpern die Gemütsbewegungen Andacht und Verehrung. Unten schließt ein als Fragment gestalteter männlicher Rückenakt das Denkmal ab. Man nimmt an, dass er Klinger selbst darstellen soll, der voller Verehrung und Hingabe an die Musik die Füße des Meisters umfasst. Silke Osman

Das Hamburger Johannes-Brahms-Museum, Peterstraße 39, ist dienstags, donnerstags und sonntags von 10 bis 16 Uhr geöffnet; die Ausstellung „Max Klingers Brahms-Denkmal für Hamburg“ ist dort bis 11. Oktober zu sehen, Eintritt 4 Euro.

Foto: Max Klinger: Brahms-Denkmal (Marmor, 1908)


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