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08.08.09 / Freiheitsheld aus Tirol / Rund 100 Veranstaltungen über Andreas Hofer und seinen Kampf vor 200 Jahren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-09 vom 8. August 2009

Freiheitsheld aus Tirol
Rund 100 Veranstaltungen über Andreas Hofer und seinen Kampf vor 200 Jahren

Ganz Tirol steht in diesem Jahr im Zeichen von Andreas Hofer und der Erinnerung an die vier Schlachten am Bergisel vom 12. April, 29. Mai, 13. August und 1. November 1809 gegen die Herrschaft der Franzosen und ihrer bayerischen Verbündeten.

Rund 100 Veranstaltungen in der italienischen autonomen Region Trentino-Südtirol ebenso wie im österreichischen Nord- und Osttirol prägen das „Hofer-Jahr“, darunter eine Wanderausstellung „Tirol 1809 – Vom Freiheitskampf zum Kassenschlager“. Diese präsentiert noch nie gezeigte Original-Exponate wie den Schlüssel zu Hofers Gaststätte „Sandwirt“, seine Pfeife, eigene Briefe und andere zeitgeschichtliche Dokumente, Landsturmwaffen sowie die ersten Bücher, die über das Jahr 1809 und die Person des Widerstandskämpfers geschrieben wurden – darunter eine 1820 in London erschienene Hofer-Biografie. Höhepunkt des Veranstaltungsreigens wird ein Festumzug am 23. September sein, zu dem über 20000 Teilnehmer erwartet werden.

Die Erinnerung an Andreas Hofer hat große politische Bedeutung, die durch historische Relativierungsversuche seiner Persönlichkeit kaum beeinträchtigt wird. Ein Mythos ist eben keine objektive Überlieferung, sondern eine gemeinschaftliche Form der Erinnerung voller Bilder und Symbole, erfüllt von Sehnsüchten und Wertungen.

Tatsächlich spielte der am 22. November 1767 geborene Schützenleutnant Hofer als Oberkommandierender der aufbegehrenden Schützenkompanien bei genauerem Hinsehen nicht die weithin angenommene Hauptrolle im Befreiungskampf. Auf der offiziellen Internetseite zum Landesjubiläum www.1809-2009.eu heißt es gar, er sei von seinen Aufgaben überfordert gewesen und verdanke seinen Rang in der kollektiven Erinnerung vor allem dem geschichtsträchtigen Verrat durch Franz Raffl und seiner anschließenden Erschießung, vor welcher der Tiroler Bauernführer, nachdem die Soldaten bei der ersten Salve nicht getroffen hatten, gesagt haben soll: „Ach, ihr Franzosen schießt schlecht!“

Andreas Hofer war Bauer, Gastwirt, Pferde-, Vieh- und Weinhändler und führte mit seiner Frau Anna Ladurner, den sieben Kindern und seinen Dienstboten den Sandhof zwischen St. Leonhard und St. Martin im Passeiertal. Bereits Vater, Groß- und Urgroßvater waren Wirte „am Sand“ beziehungsweise „an der Goldenen Krone“ gewesen und hatten als Anwälte wichtige Ämter in der Gerichtsverwaltung innegehabt. Nach dem Besuch der Volksschule – 1774 hatte Maria Theresia die allgemeine Schulpflicht eingeführt – schickten seine Eltern den jungen Andreas nach Welschtirol, um dort Erfahrungen für seinen späteren Beruf als Bauer und Wirt zu sammeln.

Anschließend übernahm er 1788 den Sandhof und betrieb diesen mit mäßigem Erfolg. Zur Zeit der bayerischen Regierung in Tirol ab 1805 verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage des ganzen Landes, was die Wirte und Händler besonders zu spüren bekamen, so dass sie unter den Aufständischen des Jahres 1809 in besonders großer Zahl zu finden waren. Der bis dato politisch unauffällige Andreas Hofer stellte als Schützenleutnant vom Schießstand Passeier seine Saumpferde für den Warentrans­port in die Militärlager zur Verfügung und stieg militärisch rasch auf, erst zum Schützenhauptmann, dann 1809 zum Oberkommandanten von ganz Tirol und schließlich noch im selben Jahr zum Landesregenten.

Zwar war Hofer im Passeiertal wegen seines Eintretens für die althergebrachten Rechte der Bauern hochangesehen, doch ist noch nicht völlig geklärt, warum gerade er für den Posten des Landesregenten vorgeschlagen und von der Obrigkeit bestätigt wurde. Mittlerweile glauben Historiker, dass Hofer sich nicht aus eigenem Ehrgeiz emporgearbeitet habe, sondern von seiner Umgebung in eine Führungsrolle hineingedrängt worden sei, die ihn klar überfordert habe.

So schreibt Meinrad Pizzinini in seiner vergangenen Herbst erschienen Biographie „Andreas Hofer – Seine Zeit – sein Leben – sein Mythos“: „Man muss bedenken, er hat sich ja nie aufgedrängt. Er wächst dann in eine immer höhere Position hinein und das ist ihm gar nicht so recht. Am Höhepunkt dann, als er die Regentschaft führen musste und in der Innsbrucker Hofburg residierte, hatte er keine Allüren eines Des­poten. Er betonte immer, er vertritt ja nur den Kaiser, bis der endlich wiederkommt. Was man als Historiker schon sagen muss: Er war eine starke Persönlichkeit. Aber dennoch war er doch auch weich und hat sich beeinflussen lassen – gerade in der Endzeit.“

Bis zuletzt hoffte er auf militärische Unterstützung durch das Haus Österreich oder gar durch himmlische Mächte. Im Januar 1810 wurde Andreas Hofer verhaftet, am 20. Februar des Jahres in Mantua auf direkten Befehl Napoleons standrechtlich exekutiert. Martin Schmidt

Foto: Andreas Hofer: Ölgemälde aus der Mitte des 19. Jahrhunderts


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