28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
08.08.09 / Schrecken der schweren Jungs

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-09 vom 8. August 2009

Schrecken der schweren Jungs

Vor 75 Jahren wurde Alcatraz jener Nutzung zugeführt, die es weltweit berühmt machte. Ihren Namen verdient das Eiland an der US-amerikanischen Westküste dem spanischen Forscher Juan Manuel de Ayala. 1775 segelte er in die Bucht von San Francisco und gab einer der Inseln, die er dort vorfand, möglicherweise Alcatraz, den Namen „Isla de los Alcatraces“ (Tölpel-Insel).

Wie Kalifornien wurde auch Alcatraz Mitte des 19. Jahrhunderts US-amerikanisch. Dem zunehmenden Schiffsverkehr infolge des Goldrausches wurde 1852 durch den Bau eines Leuchtturmes auf der Insel Rechnung getragen, der 1854 in Betrieb ging. Er gilt als der älteste der US-amerikanischen Westküste. Des weiteren wurde die Insel zur Verteidigung des Hafens von San Francisco genutzt. 1853 bis 1859 wurde ein Fort errichtet. Erstmals im Krieg zwischen den Vereinigten und Konföderierten Staaten von Amerika wurden in der Anlage Gefangene untergebracht. Damals handelte es sich noch um konföderierte Kriegsgefangene und Internierte. Dieser Verwendungszweck trat gegenüber dem rein militärischen immer mehr in den Vordergrund. Alcatraz wurde Militärgefängnis.

1933 zog sich das Militär von der Insel zurück und der Komplex wurde in eine zivile Strafvollzugsanstalt umgebaut. Mit Datum vom 1. Januar 1934 wurde Alcatraz Bundesgefängnis. Vor 75 Jahren, am 11. August 1934, trafen mit 53 Häftlingen aus dem Staatsgefängnis in Atlanta die ersten zivilen Strafgefangenen ein.

Berühmt wurde die Strafanstalt vor allem durch ihre Häftlinge. Die Gefängnisinsel war nämlich über Jahrzehnte das Hochsicherheitsgefängnis der Vereinigten Staaten. Nicht nur wegen der Insellage galt das Gefängnis als besonders sicher. Auf der 85000 Quadratmeter großen und bis zu 41 Meter hohen Sandsteininsel gibt es kaum Vegetation, in der man sich hätte verstecken können. Um die Felseninsel herrschen tückische Strömungen. Das Wasser ist eiskalt und haiverseucht. Es handelt sich zwar nur um Katzenhaie, aber das erzählte man den Gefangenen nicht. Um die Inhaftierten nicht an das kalte Wasser zu gewöhnen, war Alcatraz das einzige Gefängnis im Land mit Warmwasserduschen. „The Rock“ erfüllte insofern die in ihn gesteck­ten Erwartungen, als kein einziger der nur 14 Fluchtversuche erwiesenermaßen erfolgreich war, vielmehr vieles dafür spricht, dass alle scheiterten.

Das Salzwasser zehrte jedoch an der Bausubstanz, wobei hinzu kam, dass man beim Bau, um Geld zu sparen, minderwertige Materialien verwandt hatte. Die Folge waren potenzielle Sicherheitsdefizite und hohe Unterhaltskosten. Robert F. Kennedy ordnete deshalb als Justizminister am 21. März 1963 die Schließung des Gefängnisses an. Heute ist das Ex-Gefängnis eine Touristenattraktion.       Manuel Ruoff


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren