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08.08.09 / Die Clinton des Ostens / Glamouröse Präsidentschaftskandidatin, die keine sein will

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-09 vom 8. August 2009

Die Clinton des Ostens
Glamouröse Präsidentschaftskandidatin, die keine sein will

Obwohl die Präsidentschaftswahlen erst im Herbst 2010 stattfinden, wird in Polen bereits ganz intensiv über die Nachfolge gerätselt, wahrscheinlich auch, weil man mit dem derzeitigen Staatsoberhaupt Lech Kaczynski nicht gerade zufrieden ist. Es ist allerdings kein Politiker, der alle Umfragen überlegen gewinnt, sondern eine der charismatischsten Frauen Polens: Jolanta Kwasniewska. Die beliebte Frau des Ex-Präsidenten Aleksander Kwasniewski würde sowohl den Ministerpräsidenten Donald Tusk mit über 50 Prozent als auch den amtierenden Präsidenten Lech Kaczynski mit über 70 Prozent schlagen, berichtete kürzlich die Tageszeitung „Gazeta Wyborcza“. Es sieht fast so aus, als ob die Polen von den dauernden politischen Affären die Nase gestrichen voll haben und lieber jemanden wählen, der eher unpolitisch ist und das Land nach außen hin würdig repräsentiert.

Mit ihrem aristokratischen Auftreten, dem karitativen Engagement und der Volksnähe scheint die elegante Ex-First Lady die perfekte Kandidatin ... nur dass Jola, wie sie die Polen liebevoll nennen, gar nicht Präsidentin sein möchte. „Ich bin keine Politikerin und will es auch nicht sein“, beteuert sie immer wieder.

Man mag es daher kaum glauben, dass dennoch fast jede polnische Tageszeitung Umfragen in Auftrag gibt, in denen Frau Kwasniewska als potentielle Präsidentin gehandelt wird. Die Spekulationen um das höchste Amt für die „Hilary Clinton des Ostens“ wie sie früher oft genannt worden ist, begannen schon in der letzen Legislaturperiode.

Damals war sie noch „amtierende“ First Lady, als im November 2003 das Politmagazin „Polityka“ die Polen befragte, wer ihr Wunschpräsident für 2005 sei.

Das überraschende Ergebnis: 34 Prozent gaben an, dass sie am liebsten Frau Kwasniewska als Nachfolgerin von Herrn Kwasniewski sehen würden. (Er durfte laut Verfassung nach dieser Amtszeit nicht noch einmal antreten.) Trotz der vielversprechenden Ergebnisse hatte sie sich gegen den Präsidentensessel entschieden, den letzt-endlich Lech Kaczynski gewann. Nun wird wieder über eine Kandidatur der 54-jährigen Juristin für die Wahlen 2010 spekuliert. Auch wenn ihr der Rummel um ihre Person sehr schmeichelt, auf den stressigen 16-Stunden-Arbeitstag eines Staatsoberhauptes möchte sie lieber verzichten. Bereits als First Lady musste Jola, die vorher eine steile berufliche Karriere gemacht hatte, von ihrem Geschäftsführerposten abtreten, weil die Polen laut damaligen Umfragen keine berufstätige Präsidentengattin wollten. Auch an ihrem Aussehen, ihren etwas zu kurzen, nicht standesgemäßen Röcken und ihren grellen Kostümen wurde anfänglich viel gemäkelt. Doch schnell lernte sie die ungeschriebenen Regeln und machte sich und ihren Präsidentengatten zum polnischen Vorzeigepaar, zu den „Clintons aus Warschau“, wie sie häufig betitelt wurden.

Jola, „die Königin der Herzen“, wurde zum personifizierten American Dream – nur made in Poland. Immer noch erscheint kaum eine Frauenzeitschrift, ohne über sie zu berichten, meist als Expertin für Mode und Stil. So erklärte einst Jacek Rakowiecki, Chefredakteur des Boulevardmagazins „Viva“, sie sei für die Polen wie eine Ikone einer besseren Welt, eines westlichen Märchens, freundlich, klug und elegant.

„Unsere Leser lieben sie!“ Und damit es auch so bleibt, sagte Jolanta Kwasniewska der Zeitung „Gazeta Wyborcza“, möchte sie sich weiterhin mit Dingen beschäftigen, von denen sie Ahnung hat, und ganz sicher nicht Präsidentin werden.          Anna Gaul


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