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08.08.09 / Welt ohne Frauen / Afrikaner über Saudi-Arabien

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 32-09 vom 8. August 2009

Welt ohne Frauen
Afrikaner über Saudi-Arabien

Zwar erzählt Sulaiman Addonia in „Die Liebenden von Dschidda“ nicht seine eigene Geschichte, doch autobiographisch geprägt dürfte der wunderbar tragische Liebesroman sein. Genau wie sein Held Naser ist Sulaiman der Sohn einer Eritreerin und verbrachte nach dem Om-Hajar-Massaker 1976 einige Jahre in einem Flüchtlingslager im Sudan. Danach lebte er in Dschidda in Saudi-Arabien. Doch während der Autor dort studierte, schlägt sich Naser als Autowäscher durch.

Als Zehnjähriger mit seinem jüngeren Bruder von seinem Onkel aus dem Sudan in scheinbar geregelte Verhältnisse geholt, erlebt Naser früh, wie sehr die Ausländer von dem guten Willen der Araber abhängig sind. Jeder Ausländer braucht einen saudischen Bürgen, einen Kefil. Dieser bürgt selten aus lauter Menschenfreundlichkeit, sondern erwartet Gegenleistungen in Form von Geld oder Dienstleistungen.

Addonia hat in den 80er Jahren in Saudi-Arabien gelebt, sein Roman spielt auch zu dieser Zeit. Inwieweit die dort beschriebenen Vorgänge heute noch aktuell sind, erfährt der Leser leider nicht. Überall fährt die Religionspolizei Streife, Frauen und Männer leben derart streng voneinander getrennt, dass Naser feststellt, dass er nach fast zehn Jahren in Dschidda keine einzige Frau gesehen oder gar gesprochen hat. Er lebt in einer reinen Männerwelt, die zudem ihre sexuellen Bedürfnisse bei Jünglingen wie ihm befriedigt.

Der Autor schildert Ereignisse, die skandalös und erschreckend sind. Inwieweit er hier ein reales Problem anspricht oder nur seiner Phantasie freien Lauf lässt, ist leider nicht überprüfbar. Den ersten sexuellen Kontakt hat Naser als Halbwüchsiger mit dem Kefil seines Onkels, der den Jungen vergewaltigt, woraufhin Naser von daheim wegläuft. Aber auch die Teestube, in der er sein Auskommen als Bedienung verdient, offenbart sich als Kontaktbörse. Erst als Naser in eine Autowäscherei wechselt, bleibt er von Nachstellungen verschont.

Zusammen mit seinen Freunden hängt der Junge in seiner Freizeit in der Nähe eines alten Schlosses rum, schnüffelt Klebstoff und träumt von der großen Liebe. Als ihm eines Tages eine verschleierte Frau heimlich einen Liebesbrief vor die Füße wirft, verliert Naser jeglichen Halt. Er gibt seinen Job auf und lungert nur noch auf der Straße rum, in der Hoffnung, dass die Frau ihm Zeilen zusteckt. Die Aussicht, geliebt zu werden, ist stärker als jede Vernunft, auch wenn er nicht weiß, wer sich hinter den Schleiern verbirgt. Naser schreibt der Unbekannten, der er den Namen Fiore gibt, Briefe, und sie entdecken eine Möglichkeit, um sich nahe zu sein, obwohl die Religionspolizei auf den Straßen patrouliert.

Die intensive Liebesgeschichte bezaubert, auch wenn sie kein Märchen aus 1001 Nacht ist. Überall hetzen muslimische Prediger gegen die Liebe und beschimpfen die Weiber, die Männer um den Verstand bringen, in denen sie ihnen die Liebe versprechen. Erstaunlicherweise sind es aber gerade die Mullahs, die Naser näher an seine Fiore bringen.         R. Bellano

Sulaiman Addonia: „Die Liebenden von Dschidda“, Hoffmann und Campe, Hamburg 2009, gebunden, 383 Seiten, 22 Euro


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