© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-09 vom 15. August 2009

Versuch der vollen Kontrolle: Die Datenaffäre

Die ehrgeizigen Ziele der Deutschen Bahn hatten auch intern Konsequenzen: Die Datenaffäre brachte umfangreiche Bespitzelungs- und Überwachungspraktiken ans Licht. Verbissen versuchte der Konzern, seine Außendarstellung zu kontrollieren, Informationslecks zu stopfen.

Was nach Bahnangaben der Korruptionsbekämpfung dienen sollte, geriet außer Kontrolle. E-Mails von Mitarbeitern seien überwacht worden, besonders wenn darin Namen von Journalisten auftauchten, auch PC-Festplatten von Angestellten hätten die Bahn-Spitzel unter die Lupe genommen, berichteten die Medien. Im großen Stil durchleuchtete die Bahn Mitarbeiter und Führungskräfte – offiziell nach Korruption. Tatsächlich hatten die Schnüffler es bei der Suche auf Schlagworte mit Medienzusammenhang abgesehen. Eines konkreten Verdachts bedurfte es bei der Suche offenbar nicht. Adressen, Telefon- und Kontonummern von Zehntausenden von Mitarbeitern prüfte die Bahn ab 1998 – ein Massenabgleich von Daten. Sogar Aufsichtsräte seien bespitzelt worden, so die Vorwürfe. Auch das Privatleben einiger Mitarbeiter habe die Bahn überwacht, berichteten Zeitungen. Zumindest eine Bank erwägt rechtliche Schritte gegen die Bahn, weil sie möglicherweise Kundenkonten ausspähte. Zuständig für die Aktionen war die direkt dem Bahnchef Hartmut Mehdorn unterstellte Revisionsabteilung. Mehdorn will von deren Arbeit nichts gewusst haben. 2002, 2003 sowie 2005 haben Massenprüfungen stattgefunden, bei 173000 Angestellten sagt die Bahn – Medienberichten zufolge sind dagegen sämtliche Beschäftigte in die Aktion hineingeraten. Zudem habe die Bahn eine schwarze Liste mit Namen von Kritikern geführt, so der „Tagesspiegel“.        SV