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15.08.09 / Kapellmeister und Lehrer Friedrichs des Großen / Carl Heinrich Graun vertonte die meisten Libretti des Preußenkönigs – Zu seiner Zeit ein gefeierter Opernkomponist

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-09 vom 15. August 2009

Kapellmeister und Lehrer Friedrichs des Großen
Carl Heinrich Graun vertonte die meisten Libretti des Preußenkönigs – Zu seiner Zeit ein gefeierter Opernkomponist

Carl Heinrich Graun wurde am 7. Mai 1701 in Wahrenbrück an der Schwarzen Elster fünf Kilometer nördlich von Bad Liebenwerda (heute im brandenburgischen Kreis Elbe-Elster) geboren. In Dresden besuchte er die Kreuzschule. Mit 13 Jahren ging er als Chorknabe an die dortige Kreuzkirche, wo er sein musikalisches Talent ausbildete. Als seine Stimme sich zu einem herrlichen Tenor entfaltet hatte, ging er 1724 als Hofsänger nach Braunschweig. Graun hatte in Dresden auch Komposition studiert und bekam den Auftrag, für die Hochzeit des späteren Königs Friedrich des Großen (1712–1786) mit der Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern (1715–1797) am 12. Juni 1733 die Oper „Lo Specchio della fedeltà“ („Der Spiegel der Treue“) zu komponieren. Sie gefiel dem preußischen Kronprinzen so gut, dass er ihn nach Rheinsberg holen wollte. Fried­richs Schwiegervater Ferdinand Albrecht Herzog von Braunschweig-Bevern (1680–1735) löste die Hofkapelle 1735 auf, so dass Graun frei war und der Aufforderung des Kronprinzen, zu ihm zu kommen, folgen konnte. Damit wurde das bisher ausschließlich instrumentale Schaffen der Hofkapelle Friedrichs durch einen Musiker, der komponieren, ein Instrument spielen sowie als Sänger und als Kompositionslehrer Friedrichs fungieren konnte, in erfreulicher Weise ergänzt. Die Vorliebe des Kronprinzen für neo-neapolitanische Kompositionen und deren Verwirklichung auf der Bühne trat in zunehmendem Maße hervor, was in dem von ihm berufenen Ensemble vor allem eben durch Carl Heinrich Graun einen kongruenten Vertreter hatte. Graun wurde demzufolge nach der Thronbesteigung Friedrichs zum Hofkapellmeister ernannt, reiste nach Italien und warb geeignete Sängerinnen und Sänger für die neu zu errichtende Oper des jungen Königs an. Graun enttäuschte seinen Gönner nicht, und am 7. Dezember 1742 wurde das neue Gebäude unter den Linden mit der Oper „Cleopatra e Cesare“ von Graun eröffnet. Neben dieser schrieb Graun in seinem Leben noch 27 weitere Opern, aber auch Kirchemusik, Oratorien, Lieder und Instrumentalsmusiken.

Graun hat neben dem Flötenlehrer Friedrichs, Johann Joachim Quantz (1697–1773), der den König weiterhin unterrichtete, das Stilempfinden der Zuhörer dadurch beeinflusst, dass er den „vermischten Stil“ bevorzugte, der durch die Verschmelzung italienischer, französischer und deutscher Stileigenheiten zu einem „empfindsam-galanten Stil“ fand. Orchester-Ritornelle und Solo­teile durchdringen einander; Kontraste werden gern verwendet. Friedrich machte die Kompositionen Grauns zum Ausgangspunkt der von ihm bevorzugten Art, welche die italienische Oper in die rokokohafte Musikversion der so genannten Berliner Schule verwandelte. Friedrich hat selbst durch die in den langsamen Sätzen seiner eigenen Kompositionen verwirklichte Empfindsamkeit zur Ausbildung der Merkmale der „Berliner Schule“ beigetragen.

Ein gesellschaftliches Kennzeichen der Musikszene in Berlin in der friderizianischen Zeit war, dass die Kapellmusiker des Königs ihre Werke vor Kreisen des Bürgertums spielten. Der Kontraviolonist Johann Gottlieb Janitsch (1708–1763) setzte seine „Freitags-Akademien“, die er in Rheinsberg begonnen hatte, fort. In der „Musikausübenden Gesellschaft“ kam Carl Heinrich Grauns „Der Tod Jesu“ 1755 zur Uraufführung.

Dabei zeigte sich die „Berliner Schule“ in beiden Varianten, der Instrumentalmusik und der gesanglichen Ausbildung, stilbildend: Im instrumentellen Bereich müssen die Schrift von Johann Joachim Quantz „Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen“, Berlin 1752, sowie das Buch von Carl Philipp Emanuel Bach (1714–1788) „Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen“, Berlin 1753, genannt werden. Im gesanglichen Bereich war die Schrift von Friedrich Agricola (1720–1774) „Anleitung zur Singkunst“, Berlin 1757, stilbildend. Man kann aus seinem Buch deutlich auf das Musikverständnis der damaligen Zeit schließen.

Graun war wegen seiner ungeheuren kompositorischen Produktivität prägend. Neben 28 Opern komponierte er über 40 Kantaten, mehrere Oratorien und zahlreiche Symphonien. Die Zusammenarbeit mit dem König war sehr eng – insbesondere dann, wenn der König wünschte, dass eigene Libretti vertont werden sollten. Der König hatte sehr konkrete musikalische Vorstellungen hinsichtlich des Klanges seiner Operntexte und gab ganz direkte Anweisungen, beispielsweise, wie sich eine Arie für eine bestimmte Sängerin anhören sollte. Graun gelang es nahezu immer, den Wünschen seines Souveräns zu entsprechen. Voraussetzung für diese fruchtbare Zusammenarbeit waren die nahezu kongruenten Hörgewohnheiten des Königs und seines Kapellmeisters. Graun starb am 8. August 1759 in Berlin und wurde in der Petrikirche in Alt-Cölln (heute Berlin-Mitte) beigesetzt. Mit dem Abriss der im Krieg zerstörten Kirche verschwand auch sein Grab. Heute ist sein musiktheatralisches Werk kaum noch bekannt. Um so erfreulicher ist die Aufführung seiner Kompositionen in der barocken Operngala „Una festa teatrale“ (siehe Kasten),   J.Z./os

 

Aufführungen im Neuen Palais

Im Schlosstheater des Neuen Palais in Potsdam veranstalten die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) und das Ensemble „I Confidenti“ den barocken Opernsommer 2009. Das Programm ist in diesem Jahr dem Hofkapellmeister und Tenorsänger Carl Heinrich Graun (um 1703 bis 1759) gewidmet. Zu hören sind bislang unaufgeführte Konzerte und musikalische Szenen, anmutige Tänze sowie Arien und Duette seiner großen Opern.

Premiere ist in der barocken Operngala „Una festa teatrale“ am 28. August, 19 Uhr. Weitere Termine, 5. September, 19 Uhr, 6. September, 16 Uhr, 17. Oktober, 19 Uhr, 18. Oktober, 16 Uhr. Eintrittskarten (10 bis 22 Euro) unter Telefon (01805) 4470 oder im Internet unter www.ticketonline.com     os

Foto: Carl Heinrich Graun mit seiner Ehefrau Anna Luise (um 1733): Gemälde von Antoine Pesne


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