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15.08.09 / Zehn Jahre Auferstehungskirche / Königsbergs Lutheraner feierten ein verlängertes Wochenende über das runde Jubiläum mit vielen Gästen von nah und fern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-09 vom 15. August 2009

Zehn Jahre Auferstehungskirche
Königsbergs Lutheraner feierten ein verlängertes Wochenende über das runde Jubiläum mit vielen Gästen von nah und fern

Drei Tage lang feierte die evangelisch-lutherische Kirche mit einem umfangreichen Festprogramm das zehnjährige Bestehen der Auferstehungskirche in Königsberg. Zur Erinnerung wurde auf dem Friedhof ein Gedenkstein eingeweiht.

Zum Auftakt der sich über ein verlängertes Wochenende hinziehenden Jubiläumsfeierlichkeiten gab es am Freitagabend ein festliches Konzert im Königsberger Dom. Propst Jochen Löber hieß die zahlreichen Gäste, darunter auch viele Gäste aus der Bundesrepublik Deutschland, und seine Gemeindemitglieder aus dem Königsberger Gebiet herzlich willkommen. Eröffnet wurde das festliche Konzert mit Orgelmusik von Artjorm Chatschaturow. Anschließend begeisterten der Posaunenchor aus Irmelshausen-Höchheim mit 20 Bläserinnen und Bläsern sowie die Chöre aus der evangelischen Gemeinde Königsberg und Gumbinnen die Zuhörer.

Die offiziellen Feierlichkeiten begannen am zweiten Tag mit einer Feierstunde in der Auferstehungskirche. Propst Löber, der erst seit vergangenem September als Pfarrer für die Propstei Königsberg im Amt ist, begrüßte zusammen mit der Gemeindevorsitzenden Galina Riesen die anwesenden Gäste. Dabei äußerte er ein gewisses Bedauern über einige Absagen. Viele Gratulanten wiesen in ihren Reden auf den schwierigen Beginn der sich nach 1945 neu formierenden evangelisch-lutherischen Gemeinde in Königsberg hin.

Oberkirchenrat i. R. Pastor Bernd Gillert überbrachte die Grüße der Nordelbischen Kirche mit den Worten: „Wenn wir noch einmal weitere zehn Jahre zurückdenken, in das Jahr 1989, dann kann uns bewusst werden, welch großes Geschenk – welches Wunder – es ist, dass Sie als Gemeinde und als Propstei das zehnjährige Bestehen der Auferstehungskirche feiern können. Damals war überhaupt noch nicht daran zu denken, dass neues kirchliches Leben, und vor allem evangelisch-lutherisches Leben, in dieser Region möglich sein könnte. 1990/1991 begann überraschender- und glücklicherweise eine Öffnung des Königsberger Gebietes und so war es möglich, dass Pastor Kurt Beyer, später Propst der Propstei, die ersten lutherischen Gemeinden aufbauen konnte.“

Anfänglich versammelte sich die junge Gemeinde in provisorischen Versammlungsstätten wie dem Gebietskrankenhaus, dem Kino „Pobeda“ oder – zu besonderen Anlässen – der ehemaligen Luisenkirche. Schließlich wurde seitens der Stadtverwaltung ein Teil des ehemaligen Luisenfriedhofs als Baugelände für eine neu zu errichtende Kirche genehmigt. Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Evangelischen Kirche der Union (EKU) hatten vorher vergeblich mit Regierungsstellen vor Ort wegen der Rückgabe eines Kirchengebäudes verhandelt. Schließlich bot sich als Alternative der Neubau eines Gemeindezentrums an, denn die Kirche der Union in Berlin-Brandenburg verwaltete treuhänderisch Gelder aus der Provinz Ostpreußen, die sie nun für einen Neubau zur Verfügung stellte. Weitere finanzielle Mittel kamen vom Gustav-Adolf-Werk in Sachsen (GAWiS), von der Gemeinschaft evangelischer Ostpreußen (GeO), von der EKD, der Nordelbischen Kirche (NEK) und weiteren Gemeinden in der Bundesrepublik Deutschland und vielen einzelnen Spendern.

Zu den Überbringern von Glück­wünschen und kleinen wie größeren Geschenken gehörte auch der ehemalige Propst Heye Osterwald, der Vorgänger von Propst Löber, der dieses Amt bis Herbst 2008 sechs Jahre lang bekleidet hat. Es folgten ihm der neue deutsche Generalkonsul für das Gebiet, Aristide Fenster. Er ist der dritte Generalkonsul seit Eröffnung des Generalkonsulates durch Cornelius Sommer im Jahre 2004. Ein Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche, Priester Jerzy Steckiewicz, brachte als Geschenk ein großes weißes Tuch mit, in das all die Tränen der Sorgen, des Leides und des Glücks geweint werden können. Auch Vertreter der römisch-katholischen Kirche und der Baptistenkirche sowie der stellvertretende Vorsitzende der muslimischen Gemeinde der Stadt überbrachten ihre Glückwünsche zum Jubiläum. Vera Gast-Kellert, Erste Vorsitzende des Gustav-Adolf-Werkes, würzte ihre Rede noch mit einigen persönlichen Erlebnissen aus der Entstehungsgeschichte der Kirche, bevor sie das Wort an Pfarrer i. R. Robert Wachowsky von der Königsberghilfe Bonn e. V. weitergab. Er gehört zu den Hauptakteuren dieses Jubiläums, denn die Errichtung des Gedenksteines auf dem Gelände der Kirche geht auf seine Initiative zurück und wurde fast ausschließlich von der Königsberghilfe Bonn e. V. finanziert.

Für den musikalischen Rahmen während der Feier sorgte auch hier der „stimmgewaltige“ Posaunenchor aus Franken, der eigens mit seinem Bürgermeister Helmut Kürschner und einem großen Fass einheimischen Bieres als Gastgeschenk angereist war. „Etwas Werbung kann nicht schaden“, dachte sich der Bürgermeister und wies in seiner Rede zur Erheiterung der Gäste auch auf die touristischen Vorzüge seiner Heimat hin. Eine Liste aller an dieser Feierstunde Beteiligten und Grußwortsendern findet man im Internet unter www.propstei-kaliningrad.info.

Nach der Feierstunde in der Kirche trafen sich alle Anwesenden bei herrlichem Wetter im blumengeschmückten Garten des Kirchengeländes. Propst Löber und Pfarrer Wachowsky enthüllten unter dem Geläut der Kirchenglocken den Stein aus rotem Granit, der dort zum Gedenken an die Toten des früheren Luisenfriedhofs I aufgestellt worden ist. Bei der Aushebung des Fundamentes für die Kirche hatte man seinerzeit Knochen gefunden, die man an dieser Stelle erneut beigesetzt hat.

Für ausgelassene Stimmung zum Abschluss des Festes an diesem Tag sorgten die Jugendgruppe der Gemeinde mit ihren folkloristischen Tänzen und Liedern sowie der schon erwähnte Posaunenchor. Auch für das leibliche Wohl war bestens vorgesorgt. Bei frisch gezapftem Bier aus Bayern und herzhaften Speisen aus der Region entwickelten sich anregende Gespräche und neue Verbindungen zwischen Gemeindemitgliedern und den angereisten Besuchern.

Zum Abschluss gab es am Sonntag nochmals zwei Höhepunkte in der Jubiläumskirche: Einen Festgottesdienst mit Gesangsaufführungen und Posaunenbegleitung, dem mehr als 220 Gäste beiwohnten. Und eine wunderbare Konzertaufführung des staatlichen Symphonieorchesters unter der Leitung seines Dirigenten, Arkadi Feldmann. Janne Neuman

Foto: Robert Wachowsky (links) und Jochen Löber enthüllen den Gedenkstein: Dessen Inschrift lautet auf Deutsch und Russisch: „Zur Erinnerung an die Menschen, die hier lebten, Ostpreußen und Königsberg als ihre Heimat liebten, die von hier in die Ewigkeit Gottes gingen und deren Leiber hier auf dem ehemaligen Luisenfriedhof beerdigt wurden. Jesus sagt: Ich lebe, und ihr sollt auch leben (Johannes 14:19). Kaliningrad, im Juli 2009. Der Kichenvorstand.


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