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15.08.09 / Bewahrer der Geschichte / Wissensvermittler und Kulturträger – Bibliotheken sind keine Staubfänger

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 33-09 vom 15. August 2009

Bewahrer der Geschichte
Wissensvermittler und Kulturträger – Bibliotheken sind keine Staubfänger

Schlesische Bibliotheken aus Polen, Tschechien und Deutschland präsentierten sich in Ratingen und Herne.

Die internationale Fachtagung „Ungeteilter Wissenszugang. Schlesische Bibliotheken stellen sich vor“ bot den zahlreichen Teilnehmern einen Überblick über die Tätigkeit und die aktuellen Bestände der Bibliotheken in Polen, Tschechien und Deutschland. Zugleich wurden auch die Herausforderungen und Aufgaben thematisiert, die die modernen Büchereien heute zu erfüllen haben. Es stellte sich heraus, dass die Bibliotheken im elektronischen Zeitalter nicht nur als Wissensvermittler und Kulturträger auftreten, sondern auch dem schnellen Informationsumschlag gerecht werden müssen.

Die vom Land Nordrhein-Westfalen finanziell unterstützte Kulturveranstaltung wurde von den Stiftungen Haus Oberschlesien und Martin-Opitz-Bibliothek sowie vom Kulturverein für Schlesien und Mähren organisiert. Teilgenommen haben Vertreter von Institutionen, die sich schwerpunktmäßig mit der Geschichte und dem Kulturerbe Schlesiens beschäftigen.

Zu den bedeutendsten Einrichtungen gehört die Universitätsbibliothek zu Breslau (Wrocław), die durch die Direktorin Grażyna Piotrowicz vertreten war. Neben Fakten aus der Geschichte des Hauses sowie gegenwärtige und zukünftige Arbeitsbereiche wurde auch über die „Digitale Bibliothek“ (Biblioteka Cyfrowa) informiert, die für Internetnutzer zugänglich ist.

Die Theologische Bibliothek an der Schlesischen Universität zu Kattowitz präsentierte sich als Einrichtung mit wertvollen theologischen und interdisziplinären Sammlungen sowie mit schlesien- und oberschlesienbezogener Literatur.

Des weiteren war die Schlesische Bibliothek zu Kattowitz präsent, die nicht nur die älteste polnische Bücherei in Oberschlesien ist, sondern auch die Aufgaben einer Woiwodschaftsbibliothek übernommen hat. Stellvertretend für den westlichen Teil Oberschlesiens war die Öffentliche Woiwodschaftsbibliothek aus Oppeln vertreten.

Als Pendant der Woiwodschaftsbibliotheken im polnischen Teil Schlesiens stellte sich die auf der tschechischen Seite wirkende Mährisch-Schlesische Wissenschaftliche Bibliothek in Ostrau (Ostrava) vor.

Die Teschener Bücherei und die Oppelner Joseph-von-Eichendorff-Caritas-Zentralbibliothek boten ebenfalls Einblicke in ihre Tätigkeit und Sammlungsgebiete. Letztere ist übrigens als Deutsch-Polnisch-Tschechisches Kultur- und Informationszentrum bekannt.

Mit Interesse wurden auch die Vorträge und Vorführungen verfolgt, in denen neue Zugriffsmöglichkeiten auf schlesische Literatur- und Datenbestände anschaulich aufgezeigt wurden. Im praktischen Teil erfuhren die Tagungsteilnehmer, wie schlesienbezogene Literatur über die in der Bundesrepublik gängigen Bibliothekskataloge und andere Datenbanken sowie über den Verbundkatalog Östliches Europa erschlossen werden kann. Auch in den schlesischen Bibliotheken sorgen Modernisierungsprozesse dafür, dass die Digitalisierung von Bibliotheksbeständen und Literatur im Rahmen der EU-geförderten Projekte erfolgt.

Auf dem Programm der zweitägigen Fachtagung stand auch der Schwerpunkt „Schlesienbezug deutscher Bibliotheken“. Dr. Stephan Kaiser, Direktor des Oberschlesischen Landesmuseums Ratingen-Hösel, sprach über die Bedeutung digitaler Volltexteditionen als Forschungsressourcen. Die Stiftung Haus Oberschlesien hat in den letzten beiden Jahren eine weitgehende Neuerfassung ihrer Druckschriftensammlung vorgenommen. Aktuell wird dem direkten, internetbasierten Zugriff auf digitalisierte Volltexteditionen der Vorzug gegeben. Dazu hat die Stiftung Haus Oberschlesien rund 500 Bücher als Verknüpfung in den Verbundkatalog Östliches Europa eingestellt, die mittels spezieller kostenfreier Software bei polnischen Bibliotheken genutzt werden können.

Dr. Wolfgang Kessler, Direktor der Martin-Opitz-Bibliothek in Herne, informierte über die Schlesienbestände in deutschen Bibliotheken und Sammlungen, die bundesweit zerstreut sind. Die Tagungsteilnehmer nutzten die Gelegenheit, die Räumlichkeiten der Martin-Opitz-Bibliothek zu besuchen, wo sich übrigens der größte Silesiaca-Bestand Deutschlands befindet.

Fazit: Die internationale Begegnung zeigte neue Wege im modernen Bibliothekswesen auf und bot einen fundierten Überblick über die aktuellen Schlesiensammlungen sowie die elektronischen Kataloge und Datenbanken. Dieter Göllner

Foto: Abwechslungsreich: die Arbeit einer Bibliothekarin


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