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22.08.09 / Im Namen Allahs / Konvertiten sind manchmal die radikalsten Anhänger

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-09 vom 22. August 2009

Im Namen Allahs
Konvertiten sind manchmal die radikalsten Anhänger

Der in Düsseldorf laufende Gerichtsprozess um die so genannten Sauerland-Bomber legt den Fanatismus der Angeklagten offen: Junge gebürtige Deutsche, die sich zum radikalen Islam bekennen, waren der Öffentlichkeit bisher nicht bekannt.

Nicht Nachdenklichkeit über den Zustand der eigenen Kultur, aber doch eine gewisse Sorge um deren Zukunft treibt deutsche Politiker angesichts der Aussagen der Angeklagten um. So Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU), der mit Blick auf die Sauerland-Gruppe vor „home grown terrorism“ (hausgemachter Terrorismus) warnt. Denn erstmals reden Deutsche mit deutschem Elternhaus und aus einem von religiös verbrämtem Terrorismus unbeeinflussten Milieu über ihren Hass – Hass auf den Westen. Sie wollten als Zelle der Islamischen Dschihad-Union (IJU), einer Untergruppe des Terrornetzwerks al-Kaida, im Namen Allahs töten. Glaubensübertritte zum Islam geraten so ins Fadenkreuz der Fahnder, denn diese neuen Konvertiten sind besonders fanatisch.

Verlässliche Zahlen zu Islam-Übertritten gibt es nicht. 13000 bis 60000 aus allen möglichen Religionen zum Glauben Mohammeds Übergegangene leben Experten-Schätzungen zufolge in Deutschland. Nach einer Umfrage unter 60000 Menschen aus 49 muslimischen Herkunftsländern rechnete das Bundesinnenministerium die Gesamtzahl der hiesigen Muslime auf 4,3 Millionen hoch – mehr als bisher angenommen. Deutsche Islam-Glaubensneulinge wären demnach eine kleine Minderheit.

Eine Studie des in Soest ansässigen „Zentralinstituts Islam Archiv Deutschland“ spricht dagegen davon, dass angeblich jährlich 4000 Deutsche zum Islam übertreten. Sie stammt von 2004, wird vom Islam-Archiv jedoch als aktuell bezeichnet. Laut der Organisation hätten die Konversionen nach dem Einmarsch der USA in den Irak zugenommen. Stimmen die Zahlen, dokumentieren sie eine Vervielfachung im Vergleich zu den Jahren zuvor. Das offensive Werben der Moslems durch sich selbst und ihre Vereine führt zu gestiegenen Übertrittszahlen, die von ihnen als Zeichen der islamischen Expansion in Europa gefeiert werden. Zumeist kleine Organisationen mit hochtrabenden Namen verweisen auf ihr Wachstum, wenn sie den Bau überdimensionierter Moscheen in Deutschland vorantreiben. Dass der Moscheebesuch in Deutschland zudem oft Eintrittskarte für eine Reise einschließlich des Besuchs radikaler Islam-Schulen im Ausland darstellt, ist bei manchen der 150-prozentigen deutschen Konvertiten klar erkennbar. Fritz Gelowicz und Daniel Schneider, die beiden Deutschen „Sauerlandbomber“, radikalisierten sich bereits in deutschen islamischen Netzwerken.

Unter den deutschstämmigen neuen Muslimen sind, entgegen dem Bild vom fanatischen Außenseiter, aber auch anerkannte Ärzte, Anwälte oder Unternehmer. Ihnen kommt es nicht darauf an, ein drastisches Zeichen zu setzen. Sinnsuchende Menschen, oftmals Männer in der Lebensmitte, sprich Personen, die sich geistig neu orientieren wollen, gehören zum Reservoir für den Islam in Deutschland. Früher waren es vor allem Frauen, die einem Partner zuliebe die Religion wechselten. Wenn solche als weltlich geltende Deutsche den Islam für sich entdecken, erregt dies meist Aufmerksamkeit bis Unverständnis. Das verschärft mitunter den Drang, sich selbst sowie den neuen Glaubensbrüdern etwas beweisen zu wollen. Dass zum Islam Übergetretene gelegentlich selbst fanatischste Muslime übertrumpfen wollen, zeigen nun die Geständnisse der Angeklagten im Prozess. Die als „Gefährder“ eingestuften Deutsch-Muslime sind jedoch im Gegensatz zu den Konvertiten aus intellektuellen oder familiären Motiven alle jung. Sie sind ihren Äußerungen zufolge radikal enttäuscht von Deutschland, so dass sie ihr Leben als Gegenentwurf zu allem bisher Bekannten neu ausrichten und dem Dschihad widmen. Es sind noch extreme Einzelfälle, nicht repräsentativ für den Islam an sich und doch erst durch ihn möglich.   S. Gutschmidt

Foto: Zu allem bereit: Der Konvertit Daniel Schneider im Gespräch mit seinem Anwalt im Prozess umd die „Sauerlandgruppe“

 

Zeitzeugen

Fritz Gelowicz – Der 29-jährige, gebürtige Münchner wurde 2007 unter Terrorverdacht festgenommen. Schon vorher galt er als „islamistischer Gefährder“. Er hatte als Rädelsführer einer Terrorzelle eine Garage im abgelegenen Schwarzwalddorf Wittlenweiler angemietet und dort Explosivstoffe gelagert, um Anschläge gegen den US-Stützpunkt Ramstein zu verüben. Erst nach mehreren unbemerkt gebliebenen Explosivstoff-Einkaufsfahrten fiel er Fahndern auf. Er gehörte auch zu den Besuchern des berüchtigten „Multikulturhauses“ in Neu-Ulm, einem Treffpunkt der islamistischen Terror-Szene.

 

Ayyub Axel Köhler − Der in Stettin als Axel Köhler geborene Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland ist seit 1963 Moslem und gehört zu den prominenten Gesichtern der medial gern als „Euro-Islam“ vereinnahmten Konvertiten. Köhler kämpft lautstark gegen das Bild vom Konvertiten als radikalstem Moslem. Er wehrt sich jedoch auch gegen staatlichen islamischen Religionsunterricht in Deutschland und andere Formen versuchter Einbindung des Islam im Rahmen von Integration.

 

Kristiane Backer − Die Ex-Moderatorin des Musiksenders MTV (44) wandelte sich namentlich von Bäcker zu Backer und so von der Deutschen zur Engländerin. Das einstige Party-Mädchen lernte in London erst einen pakistanischen Cricketspieler und dann dessen Heimat kennen – ihr Konversionserlebnis. „Ich war nicht wirklich erfüllt“, so Backer zu ihrem alten Leben. Sie sei eine europäische Muslima, sagt sie.

 

Muhammad Salim Abdullah − Der Seniordirektor des Islam-Archivs ist bosnischer und deutscher Staatsangehöriger, war Mitglied im Islamischen Weltkongress und gründete mit dem „Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland“ 1986 eine der größeren Dachorganisationen des hiesigen Islam. Der Journalist arbeitete mit an den Lehrplänen für islamischen Religionsunterricht in Nordrhein-Westfalen. Buchveröffentlichungen wie „Weshalb Koranschulen?“ und „Muslimische Identität und Wege zum Gespräch“ haben ihn bekannt gemacht. Der in Bad Salzuflen Geborene verbreitete die Zahl von jährlich angeblich 4000 Übertritten zum Islam in Deutschland offensiv in den Medien. Er gilt als „Islam-Experte“.


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