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22.08.09 / Armer Inselstaat / Madagaskar: Nach Putsch bald Neuwahlen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-09 vom 22. August 2009

Armer Inselstaat
Madagaskar: Nach Putsch bald Neuwahlen

Gut 5000 Kilometer paddelte er mit seinem Kajak, dann hatte er der Welt zweitgrößten Inselstaat umrundet: Der Südafrikaner Riaan Manser, stolz auf seinen Rekord, lenkte vor kurzem die Augen der Kanuten-Welt auf einen Staat im Indischen Ozean, der zu den ärmsten der Erde gehört: Fast jeder zweite Madegasse verdiene nur einen Dollar pro Tag. Jedes Jahr rasen Wirbelstürme mit bis zu 300 Stundenkilometern über den Staat hinweg, der dann wieder großen Dürren ausgesetzt ist und seit kurzem nach einem blutigen Militärputsch von der politischen Bühne isoliert ist.

Seit 1960 gab es in Madagaskar vier Regierungswechsel mit sozialistischer Tendenz und Verstaatlichungen des Finanzsektors. Im Frühjahr 2009 stürzte das Militär unter Führung von Andry Rajoelina den Präsidenten Charles Rabemananjara, der ins Exil flüchtete.

Die seit 1960 unabhängige Präsidialrepublik und ehemalige französische Kolonie Madagaskar steckt in einer der schlimmsten Krisen ihrer Geschichte. Hunger, politische Grabenkämpfe, Versteppung des Landes und Naturkatastrophen beuteln die 20,6 Millionen Einwohner, die zu 41 Prozent christlich sind gegenüber nur sieben Prozent Moslems und 52 Prozent Anhängern indigener Naturreligionen. Das ist eine Ausnahme in Ostafrika. Die unmittelbaren benachbarten Komoren sind zu 90 Prozent islamisch und praktizieren die Scharia als Rechtsordnung.

Über die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit unterhält Madagaskar gute Beziehungen zu Deutschland und ist wegen seiner seltenen Fauna und Flora auch bei Touristen beliebt. Diese bleiben derzeit jedoch wegen der Unruhen und ständigen Schießereien aus.

Um den Schwebezustand zu beenden, hat Mosambiks Ex-Präsident Joaquim Chissano die beiden zerstrittenen Politiker empfangen und ihnen die Zusage für Neuwahlen in den nächsten 15 Monaten abgerungen. Höchste Zeit, denn am 16. September wäre ein Ultimatum der Südafrikanischen Union ausgelaufen, wonach Madagaskar zur verfassungsmäßigen Ordnung zurückkehren soll. Andernfalls wären weitere Sanktionen in Kraft getreten und US-Handelsvergünstigungen entfallen, was die Textilbranche der Insel mit ihren rund 100 000 Mitarbeitern in der Existenz bedroht hätte. J. Feyerabend


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