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29.8.09 / Russki-Deutsch (32): Molotow

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-09 vom 29. August 2009

Russki-Deutsch (32):
Molotow
von Wolf Oschlies

Unter Stalin, dem „Stählernen“, war es bei kommunistischen Spitzenfunktionären Mode, sich markige Kampfnamen zuzulegen. Der spätere Außenminister Wjatscheslaw Skrjabin (1890–1986) nannte sich Molotow, abgeleitet von „molot“ (Hammer). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er International häufig als „Mister Njet“ verhöhnt, denn bei allen acht Außenministerkonferenzen der Siegerkoalition war er völlig unkooperativ und blockte westliche Initiativen mit „Njet“ (Nein) ab.

Molotow galt als typischer sowjetischer Betonkopf, und so hat ihn der Kabarettist Thierry karikiert: „Wer looft mir heute im Traum übern Weg? Watscheslaff! Wat, den kennen Se nich? Naja, ick kenn ja den Mann selber nur unjern. Der kleene Molotow, den mein ick. Der mit die einjelegten Vetos, der … also der macht ja ein Gesicht, hat der Molotow, also wissen Se, ick gloobe, dem is der janze Kommunismus nich bekommen, wa? Also eine Miene macht der immer – daneben wirkt ne Tellermine jeradezu scheu und lieblich, nich?“

Mit dem Namen Molotow bleibt sprachbildend manches verbunden, zum Beispiel der „Molotow-Ribbentrop-Pakt“, also der deutsch-sowjetische Nichtangriffs-pakt vom 24. August 1939, der „das Tor zum Weltkrieg aufstieß“ (wie russische Historiker heute urteilen). Dem Weltkrieg ging 1939/40 der sowjetisch-finnische Winterkrieg voraus, den die Finnen letztendlich verloren. Zuvor hatten sie den Sowjets schwerste Verluste zugefügt und mit großer Mühe die eigene Souveränität bewahrt. Molotow war damals für seine Propagandalügen berüchtigt, weswegen sowjetische Streubomben den Spitznamen „Molotow-Brotkörbe“ bekamen.

Berühmter wurde der „Molotow-Cocktail“, eine mit Benzin gefüllte Flasche, mittels Docht entzündet und als Wurfgeschoß verwendet. Ähnliche Waffen wurden im russischen Bürgerkrieg erstmals im nachrevolutionären Bürgerkrieg 1920 als „Brenngemisch“ eingesetzt, erst die Finnen prägten den höhnischen Namen „Molotow-Cocktail“. Gegen sowjetische Panzer waren die „Cocktails“ eine erfolgreiche Gegenwehr. Auch beim Warschauer Ghetto-Aufstand 1942, beim ungarischen Volksaufstand 1956 und weiteren Anlässen wurden „Molotow-Cocktails“ eingesetzt.


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