25.04.2024

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29.8.09 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-09 vom 29. August 2009

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

ein herzliches Dankeschön kam von Inge Holstein für die Schilderung des unerwarteten Wiederfindens mit einem Freund aus ihrer Tilsiter Kindheit, das durch unsere Gratulationsliste zustande kam. Sie meint, dass es bestimmt auch anderen Lesern Mut mache, „denn oft denkt man, es kann sich niemand melden, sind wir doch in alle Winde verstreut“. Aber dafür ist ja gerade unsere PAZ gut, weil sie nicht auf einen lokalen Leserkreis begrenzt ist, sondern in der ganzen Welt gelesen wird. Dadurch kann es aber auch zu zeitlichen Verzögerungen kommen, und wenn man dann eben denkt, es meldet sich niemand – dann geschieht oft ein verspätetes kleines Wunder. Und so hofft auch Frau Holstein, dass ihre Geschichte auch noch weitere Kreise zieht. Und wir hoffen mit.

Diese Hoffnung ist berechtigt, denn sie wird durch einen neuen Sucherfolg bestätigt, der durch unsere Gratulationsliste zustande kam. Auch wieder gänzlich unerwartet, der Überraschungseffekt war deshalb sehr groß. Es handelt sich um ein Soldatenschicksal, das nach über 60 Jahren aufgeklärt werden konnte. Gerade diese Fragen mehren sich auch in unserer Kolumne in letzter Zeit, weil alle bisherigen Versuche über die infrage kommenden Suchstellen ergebnislos blieben. Und dann genügt ein Name auf der Gratulationsliste in unserer Zeitung und … Aber lest selber, was Heta Laborge aus Elbe-Gustedt schreibt: „Ein guter Freund und Landsmann von mir, Herr Rudi Nagaitschik aus Wolfenbüttel, der kurz vor seinem 90. Geburstag steht, las in der Rubrik „Wir gratulieren“ den Namen von Lieselotte Schulz geb. Greszik anlässlich ihres 90. Geburtstages. Er dachte sofort an seinen Freund und Kriegskameraden, Fritz Greszik aus dem Kreis Treuburg, der mit ihm in Stalingrad kämpfte und schrieb umgehend an die angegebene Adresse. Er schilderte, dass sein Freund Fritz Greszik am Tag der Kapitulation und Gefangennahme am 31. Januar 1943 von einer verirrten Kugel getötet wurde – und fragte an, ob es sich um einen Bruder oder Verwandten von Frau Schulz handeln könnte. Schon an folgenden Tag kam ein Anruf von Frau Schulz, die es kaum fassen konnte, nach so vielen Jahren vom Schicksal und Tod ihres geliebten Bruders zu erfahren. Er galt ja als vermisst, und man hoffte noch lange auf seine Wiederkehr. Frau Schulz und ihre jüngere Schwester Heta Großkopf sind seitdem von der Last der Ungewissheit befreit und sehr dankbar für diese Benachrichtigung. Man traf sich trotz des hohen Alters auch zu einem persönlichen Gespräch und steht seitdem in telefonischem Kontakt. Ich meine, diese Begebenheit ist es wert, veröffentlicht zu werden.“ Ist es auch, wie Sie, liebe Frau Laborge, sehen. Und für diese so erfreuliche Mitteilung danken wir Ihnen.

Einen Schlussstrich ziehen kann auch Sigrid Matthee-Kohl aus Rohrbach, was allerdings nur einen Fall aus der Fülle ihrer Suchfragen betrifft. Es handelt sich um ihren Onkel Franz Matthee aus Gr. Wersmeningken/Gr. Stangenwald, dessen Schicksal geklärt werden konnte. Die Nichte erhielt die Gewissheit, dass ihr Onkel am 28. Februar 1945 im Kriegslazarett 1/615 in Danzig-Langfuhr verstarb. Ein Grab gibt es nicht, da das gesamte Friedhofsgelände mit polnischen Zivilgräbern belegt ist. Aber sie weiß nun, wo der Vermisste verstarb, und das ist schon viel. Anders liegt die Sache im Fall ihres Vaters Heinz Matthee, *9. September 1914 auf der Flucht in Danzig-Langfuhr. Er war bei der Schw. Pz.Jg.Abt.519 (Feldpostnr. 040 22). Zuletzt wurde er auf dem Weg zur Westfront in der Eifel gesehen, als er in den ersten Januartagen 1945 in Euskirchen einen dort lebenden Bekannten besuchte. Von da an fehlt jede Spur. Auch bei der ersten Frau ihres Großvaters August, Minna Matthee, geb. Urbszat, *13. Oktober 1867 in Plimballen, kommt Frau Matthee-Kohl nicht weiter. Das in Gr. Wersmeningken lebende Ehepaar, das etwa Anfang 1897 geheiratet haben müsste, hatte mindestens fünf Kinder, die dort in den Jahren 1897, 1899, 1900, 1902 und 1904 geboren wurden. Unsere Leserin möchte soviel wie möglich über diese Frau, die schon früh – wohl nach der Geburt des jüngsten Kindes 1904 – verstarb, erfahren und hofft hierbei auf die Mithilfe von Dierk Loyal, der gerade dabei ist, die Kirchenbücher des Kirchspiels Judtschen zu rekonstruieren. Frau Matthee-Kohl konnte ihm schon mit Urkundenmaterial aus ihrer Familienforschung helfen. Da Herr Loyal seine Dokumentation so umfangreich wie möglich gestalten möchte, wäre er dankbar für Fotokopien von Geburts-, Tauf-, Heirats- und Sterbeurkunden sowie für andere Mitteilungen aus dem Kirchspiel Judtschen. (Dierk Loyal, Meisenstr. 7 in 65824 Schwalbach a. Ts., Telefon: 16196/85341, E-Mail: dierk.loyal@t-online.de)

Einen großen Erfolg kann Frau Angelika Lange aus Uslar in Bezug auf ihre Verwandtensuche zwar noch nicht aufweisen, aber immerhin hat sie ein paar „tolle Tipps“ bekommen, wie sie schreibt. Zuerst einmal hat sie sich über die Veröffentlichung in Folge 20 sehr gefreut und sagt dafür auch im Namen ihrer Mutter Hildegard Fuchs geb. Bajohr, die jede Woche schon begierig auf unsere PAZ/Das Ostpreußenblatt wartet, herzlichen Dank. Und über nichts wäre die alte Dame glücklicher als endlich etwas über ihre Schwestern zu erfahren, die beide die Kriegswirren überstanden haben, aber dann eigene Wege gingen, die unbekannt blieben. Da der Vater noch einmal nach dem Tod seiner Frau Minna, geb. Schwark, geheiratet hatte, fiel die Familie auseinander. Die Bajohrs stammten aus Korschen, wohnten in einem „Bahnerhaus“ in der Eisenbahnersiedlung, die Mutter arbeitete in der Molkerei, denn es waren acht gemeinsame Kinder zu versorgen. Hierzu hat Frau Lange einige gute Hinweise bekommen und sich an die deutsche Minderheit in Korschen gewandt, um eventuell etwas über den Verbleib der jüngsten Schwester ihrer Mutter, Hertha Bajohr, zu erfahren. Die 1926 in Korschen Geborene wurde nach Krieg und Flucht von einem ihrer Brüder in Eckernförde (Schleswig-Holstein) gesehen. Sie soll nach Auskunft des Kirchlichen Suchdienstes Ende 1947 nach Russland „verzogen“ sein. Tatsächlich, wie Ilse Bannick nach unserer Veröffentlichung bestätigte, hat es solche „Rückführungen“ gegeben, aber ob das auch auf Korschen im südlichen Ostpreußen zutrifft, ist fraglich. Jedenfalls fehlt von Hertha Bajohr jede Spur. Von einer anderen, noch immer gesuchten Schwester, Charlotte, ebenfalls, allerdings erst seit den 50er Jahren. Da lebte Charlotte Bajohr in Australien, war verheiratet und als Krankenschwester tätig. Von dem Ehemann ist nur der Vorname – Eitel – bekannt, wann das Paar geheiratet, wo es gelebt hat, ob und wann es von Australien nach Europa – wahrscheinlich Berlin – gegangen ist, konnte bisher nicht geklärt werden, es gab noch nicht einmal vage oder sogar brauchbare Hinweise. Heute können wir nun ein Foto von Charlotte Bajohr und ihrem Mann bringen und so konkreter fragen: Wer kennt das Paar, wann und wo ist man ihm begegnet? In der Heimat hat Charlotte auch in Königsberg gelebt, vielleicht erinnern sich ehemalige Freundinnen oder Kolleginnen an sie, da könnte das Foto vielleicht weiterhelfen. Frau Lange würde sich vor allem für ihre 88-jährige Mutter freuen, wenn diese erneute Suche Erfolg hätte, denn die Ungewissheit über das Schicksal ihrer Schwestern gibt ihr noch immer keine Ruhe. (Angelika Lange, Obere Volperstraße 4 in 37170 Uslar, Telefon 05573/762)

Irgendwie fallt mir an diesen stillen Spätsommertagen das Gedicht von Agnes Miegel ein, in dem sie jene wunderbare Stimmung des scheidenden Sommers bewahrt. „Zum letztenmal mit dunkelblauem Blick sieht noch der Sommer her von unserm Strande…“ Und zu diesem führen auch die Collagen der Naturpädagogin Cornelia Dauter, allerdings nicht zu den weißen Sandstränden der Ostsee, sondern zu den dunkleren des nordfriesischen Wattenmeeres. Dort in Husum, Theodor Storms „grauer Stadt am Meer“, lebt und wirkt die Tochter der ostpreußischen Malerin Helene Dauter, der „geheimnisvolle Ton des gärenden Schlammes“, wie ihn der Dichter beschreibt, hat sie wohl schon als Kind fasziniert wie die endlose Weite des Wattenmeeres mit seinen immer wechselnden Formen, die von der Natur gestaltet werden. Diese will Cornelia Dauter den Besuchern Nordfrieslands näher bringen, und keine ist wohl dafür prädestinierter als sie, die als Naturpädagogin den Nationalpark Wattenmeer mit aufgebaut hat. In dem „Kleinen Museum“ in der malerischen Altstadt finden viele Veranstaltungen statt, die zur künstlerischen Gestaltung des im Wattenmeer gefundenen Naturmaterials anregen, ihre eigenen Collagen beweisen, welche Kunstwerke aus Sand, Muscheln und Nordseetreibsel entstehen können. Diese Motivation zur Kreativität der kleinen und großen Besucher macht das Museumsprogramm, das auch Wochenend-Workshops und Erlebnistouren anbietet, immer beliebter. Vor allem birgt das Haus in der malerischen Altstadt ein Vermächtnis, das Cornelia Dauter sorgsam hütet und das der eigentliche Anlass zur Gründung des Vereins war: Die Ölbilder der aus Gilge stammenden Malerin Helene Dauter, der Mutter der Naturpädagogin Eine Sammlung von 70 Bildern, die unter dem Leitmotiv „Ostpreußen wie es war“ gezeigt werden. Sie erzählen originelle Geschichten von dem Alltag in den Dörfern am Kurischen Haff vor hundert Jahren, als es noch kein fließendes Wasser und keinen elektrischen Strom gab. Gilge und Husum, so sagt Cornelia Dauter, passen zusammen, für beide gilt: Fischerei ist Lotterie. Von einigen Bildern aus der Sammlung will sie sich nun doch trennen, denn sie möchte ein Buch über Leben und Wirken ihrer Mutter herausbringen, und um dies zu ermöglichen, hat sie sich zum Verkauf von drei Ölbildern entschlossen. Es handelt sich um „Die Düne von Nidden“, „Mohnblumen“ und „Der Klingerschlitten“. Cornelia Dauter sucht noch weitere Mitstreiter für das geplante Werk, die ihr helfen, es so sujetgetreu wie möglich zu verwirklichen. So soll in den Texten auch die Mundart der Haffdörfer zum Ausdruck kommen. Wer sich mit ihr in den Verbindung setzen will, hier die Anschrift: Cornelia Dauter, Das kleine Museum e.V., Westerende 26 in 25813 Husum, Telefon 04841/4044115, www.daskleinemuseumev.de

Eure Ruth Geede

Foto: Wer kennt das Paar? Die Spur von Charlotte Bajohr und ihrem Mann Eitel verliert sich in Australien.


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