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29.8.09 / Geburtshelfer des Papiergelds / Im Österreichischen Papiermachermuseum wird Tradition gepflegt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-09 vom 29. August 2009

Geburtshelfer des Papiergelds
Im Österreichischen Papiermachermuseum wird Tradition gepflegt

Langsam läuft das milchige Wasser durch das über den Schöpfrahmen gespannte Sieb. Der Pauscht (Papierstapel) besteht aus 182 Filzen und dazwischen 181 Blättern frischgeschöpften Büttenpapiers. Der Leger richtet die schwere Spindelpresse, legt den Pauscht mit Hilfe des Gautschers hinein und presst ab. 600 Jahre lang wurde in Europa Papier handwerklich hergestellt, wie es die Spanier um 1150 von den Arabern gelernt hatten. Die hatten die Kunst, Papier zu machen, 400 Jahre zuvor von den Chinesen übernommen.

Erst mit der Erfindung des Holzschliffs und der industriellen Fertigung von Papier ab Mitte des 18. Jahrhunderts verwendete man kürzere und empfindlichere Fasern sowie Alaun. Für Banknoten und Wertpapiere kamen stets nur hochwertige Hadernpapiere in Betracht.

Nicolas-Louis Robert, dem Ende des 18. Jahrhunderts die Leitung der Papiermühle in Essonnes südlich von Paris zugefallen war, sah sich mit immer neuen Forderungen seiner Arbeiter konfrontiert, die den Betrieb zu ruinieren drohten. Für viele neue Verordnungen und Ankündigungen, aber auch für das neue Geld benötigte die Revolutionsregierung große Mengen an Papier. Diese Schwierigkeiten ließen in Robert den Gedanken reifen, eine Maschine zur Erzeugung von Papier zu bauen, um den Betrieb von steigenden Arbeitskosten unabhängiger zu machen. Heute arbeiten in Papierfabriken Maschinen von der Größe mehrerer Reihenhäuser.

Die erste Papiermaschine bestand aus zwei drehbaren Walzen, über denen ein an seinen Endkanten zusammengenähtes Sieb angebracht war. Durch die mechanische Papiermaschine wurde das Produkt Papier in seinem Aufbau verändert. Die Fasern wurden nun in Laufrichtung des Siebes ausgerichtet. Das Papier wurde gleichmäßiger und sauberer. Durch die Einführung der neuen Rohstoffe, allen voran des Holzschliffes im Jahre 1843, wurde Papier zum billigen Massenprodukt. Das wirft bis heute Probleme auf: Frühe Industriepapiere weisen einen hohen Säuregrad auf, weswegen sie nun allmählich zerfallen. Bibliotheken versuchen mit unterschiedlichem Erfolg, diesen Zerfall aufzuhalten Papier wurde seit dieser Zeit jedoch wieder besser. Die Maschinen wurden immer größer und schneller, und ab Mitte der 70er Jahre setzten sich säurefreie Papiere durch, die sich als genauso haltbar erweisen sollen wie die alten handgeschöpften Papiere. Im Papiermachermuseum Steyrermühl kann man dieser Entwicklung nachgehen und hat sogar die Möglichkeit, Papier aus der Bütte zu schöpfen. Das 1997 eröffnete Museum bietet in seinen großzügigen Räumlichkeiten – ehemaligen Hallen der benachbarten Papierfabrik Steyrermühl AG, die heute als Hauptsponsor fungiert – zahlreiche stillgelegte Maschinen als Originalexponate. 1992 hatte der Bürgermeister und Nationalratsabgeordnete Karl Neuwirth die Idee, im Gemeindegebiet von Laakirchen ein solches Museum einzurichten. Alexander Glück

Österreichisches Papiermacher-Museum, Museumsplatz 1, Steyrermühl, ist vom 1. April bis 31. Oktober dienstags bis sonntags von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Für  Gruppen ist eine Führung außerhalb der Öffnungszeiten ganzjährig möglich. Telefon +43 (0)7613/3951, Fax –8834, E-Mail papier.druck@aon.at


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