29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
05.09.09 / Die 200 schwersten Jahre des Deutschen Ordens / Das Deutschordensmuseum in Bad Mergentheim hat eine neue Abteilung: »Deutscher Orden heute seit 1809«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-09 vom 05. September 2009

Die 200 schwersten Jahre des Deutschen Ordens
Das Deutschordensmuseum in Bad Mergentheim hat eine neue Abteilung: »Deutscher Orden heute seit 1809«

In Anwesenheit des Hochmeisters des Deutschen Ordens Bruno Platter ist im Deutschordensmuseum in Bad Mergentheim die neue Abteilung „Deutscher Orden heute seit 1809“ eröffnet worden. 1809 wurde als Zäsur gewählt, weil in jenem Jahr Napoleon den Orden in den Rheinbundstaaten für aufgelöst erklärte. Danach war für Generationen ein Fortbestand nur noch in der Habsburgermonarchie Österreich möglich. Und überhaupt waren die letzten 200 Jahre sicherlich die schwersten für den Orden.

Nach dem schweren Schlag von 1809 konnte der Orden durch die Fürsprache von Staatskanzler Klemens Wenzel Lothar von Metternich in den 1830er Jahren etwas aufleben. Kaiser Franz I. wurde Schutz- und Schirmherr des Ordens. In jenen Jahren war Österreich von Massenarmut und Sittenverfall geplagt, von einem nützlichen Orden und seinem Wirken erhoffte man sich Besserung.

Ab 1839 nahm die Zahl der Ordenspriester wieder zu, sie übernahmen Pfarreien und versahen seelsorgliche Dienste. Ein 1841 neugegründetes Schwesterninstitut versah fürderhin die Aufgaben von Krankenpflege und Unterricht für Mädchen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte der Orden Schwerpunkte in ziviler Krankenpflege und dann auch im Sanitätsdienst im Krieg, nun finanziell unterstützt von Marianern und Ehrenrittern.

Nach dem Ersten Weltkrieg geriet der Orden in eine seiner größten Krisen. Durch das Habsburger-Gesetz, das alle Herrschaftsrechte der Habsburger aufhob, ihr Vermögen beschlagnahmte und ihre Mitglieder des Landes verwies, geriet der Deutsche Orden, den man als Hausorden der Habsburger ansah, in höchste Gefahr. Ihm drohte die Säkularisation. Dies konnte nur abgewendet werden, indem man ihn in einen klerikal-geistlichen Orden unter der Leitung eines priesterlichen Hochmeisters umwandelte. Aus diesem Grunde sah sich Hochmeister Erzherzog Eugen von Österreich 1923 dazu gezwungen, vom Hochmeisteramt zurückzutreten. Sein Nachfolger wurde Bischof Norbert Klein – der Orden war gerettet.

Nach 1918 zerfiel die Habsburgermonarchie in mehrere Staaten. Dort bildeten sich die Ordensprovinzen Österreich, Tschechoslowakei, das spätere Jugoslawien und Südtirol, in denen er sich meist gut entwickelte.

Als sich ab 1938 das Deutsche Reich ausdehnte, hatte dies auch Folgen für den Deutschen Orden. Erst wurde er in Österreich, dann in der Tschechoslowakei aufgehoben und enteignet. Nach der deutschen Besetzung Jugoslawiens verlor der Orden seinen Besitz. Ab 1948 wurde der Orden in der Tschechoslowakei von den Kommunisten verfolgt. Durch Nationalsozialismus und Kommunismus kamen mindestens 13 Ordensbrüder und -schwestern um.

Gerade in dem Zeitraum, als der Deutsche Orden in den Rheinbundstaaten verschwand und auf Österreich konzentriert wurde, entdeckte man ihn in Preußen neu. Über die Entdeckung der Marienburg, Hauptsitz des Ordens im Mittelalter, als Denkmal hoher Baukunst begann man die Leistungen des Ordens im Mittelalter zu bewundern. Der Deutsche Orden wurde zum Mythos stilisiert, wozu die nationalistische Schrift des Historikers Heinrich Treitschke über den Deutschen Orden beitrug. 1813 wurde in den Befreiungskriegen das Eiserne Kreuz gestiftet, das unabhängig vom Dienstgrad für Tapferkeit verliehen wurde. Es orientiert sich in seiner Gestaltung am Ordenskreuz. Auch Kaiser Wilhelm II. berief sich auf die Tradition des Deutschen Ordens. Diese Rezeption, die die Geschichte des Ordens instrumentalisierte, erlebte dann noch einmal einen Höhepunkt in der Weimarer Republik und im Hitlerstaat. Der Deutsche Orden war ein Teilmythos des Hitlerstaates. Er galt als Vereinigung von Staatengründern, als Vorkämpfer des Deutschtums, als Slawengegner, als Lebensraumgewinner. Im Rückblick befremdet es doch arg, dass zur gleichen Zeit der Orden in Österreich aufgehoben und enteignet wurde, während man sich ideologisch auf den mittelalterlichen Orden berief.

Heimatvertriebene Brüder und Schwestern aus der Tschechoslowakischen Republik (CSR) brachten nach 1945 den Deutschen Orden nach 140 Jahren wieder nach Deutschland. Die Schwestern gründeten ihr Mutterhaus in Passau, für die Brüder nahm die Brüderprovinz ihren Anfang in Darmstadt, heute hat sie ihren Hauptsitz in Weyarn in Oberbayern. Die Priesterbrüder bauten die Deutschordenswerke, einen Sozialkonzern, auf, der heute vor allem in der Sucht- und Behindertenhilfe sowie Alten- und Krankenpflege in rund 60 Häusern mit rund 3000 Betten und 2400 Mitarbeitern wirkt.

Nach 1945 unterstützte Hochmeister Marian Tumler die Idee, Laien als Familiaren an den Orden zu binden. Die Familiaren, die in Deutschland im Deutschherrenbund zusammengefasst sind, unterstützen den Deutschen Orden in seinem Wirken. Sie bauten die zerstörte Komturei Frankfurt Sachsenhausen nach dem Krieg als neues Ordenszentrum wieder auf.

Den Deutschen Orden gibt es heute nicht nur in der Bundesrepublik Deutschland, sondern auch in Österreich, Italien, Tschechien, der Slowakei, Slowenien und in Belgien. Generaloberer ist der Hochmeister, der in Wien nahe dem Stephansdom residiert. Maike Trentin-Meyer

Die Verfasserin dieses Beitrags ist Geschäftsführerin des Deutschordensmuseums. Nähere Informationen sind erhältlich beim Deutschordensmuseum, Schloss 16, 97980 Bad Mergentheim, Telefon (07931) 52212, Fax (07931) 52669, E-Mail: info@deutsch­ordensmuseum.de, www.deutsch­ordensmuseum.de


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren