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12.09.09 / Überparteilich und mit Augenmaß / Zum 90. Geburtstag von Horst Mertineit − Für Ostpreußen, speziell Tilsit, stets engagiert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-09 vom 12. September 2009

Überparteilich und mit Augenmaß
Zum 90. Geburtstag von Horst Mertineit − Für Ostpreußen, speziell Tilsit, stets engagiert

Horst Mertineit erblickte am 11. September 1919 in Tilsit das Licht der Welt. Nach dem Schulbesuch folgte eine Ausbildung bei der Kreissparkasse Tilsit-Ragnit, die mit dem Besuch der Fachschule in Königsberg/Pr. abschloss. Im Zweiten Weltkrieg diente er in der deutschen Wehrmacht und erlitt fünf Verwundungen. 1945 wurde er als Leutnant mit hohen Auszeichnungen und Träger des Goldenen Verwundetenabzeichens aus der Wehrmacht entlassen. Nach dem Ende des Krieges musste sich Horst Mertineit zunächst als Gelegenheitsarbeiter betätigen, bevor er in einem Ort an der Westküste Schleswig-Holsteins seinen Beruf als Sachbearbeiter und später als Geschäftsführer einer Baugenossenschaft ausüben konnte. 1956 siedelte er in die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt Kiel über, wo seine langjährige Tätigkeit in der freien Wohnungswirtschaft begann, die er bis ins hohe Alter fortgeführt hat.

Bereits in den ersten Nachkriegsjahren setzte sich Horst Mertineit als Mitglied des Gemeinderates und als Vertriebenenbeauftragter für die Belange seiner heimatvertriebenen Landsleute ein. Er war Mitbegründer und Vorsitzender des örtlichen Verbandes der Heimatvertriebenen. Bereits wenige Jahre nach seinem Umzug nach Kiel nahm Horst Mertineit Kontakt zur Stadtgemeinschaft Tilsit auf und beteiligte sich aktiv an der Vereins­­arbeit. Nach mehrjähriger ehrenamtlicher Tätigkeit im Vorstand wurde er 1982 zum 1. Vorsitzenden der Stadtgemeinschaft Tilsit e. V. gewählt. Dieses Amt hatte er bis 2008 inne.

Horst Mertineit zeichnete unter anderem für die Gestaltung, Durchführung und Leitung von zahlreichen großangelegten Bundestreffen der Tilsiter, unter anderem in der Kieler Ostseehalle und im Kieler Schloss sowie für die Gestaltung und Durchführung weiterer, regional begrenzter Veranstaltungen verantwortlich. Er pflegte den engen Kontakt mit namhaften Persönlichkeiten aller demokratischen Parteien und zuständigen Dienststellen der Patenstadt Kiel und des Landes Schleswig-Holstein. Auch um die Erarbeitung und Veröffentlichung zahlreicher heimatbezogener Artikel hat sich Horst Mertineit verdient gemacht.

Nach der Öffnung der Grenzen zum nördlichen Ostpreußen organisierte er 1991 den ersten Hilfsgütertransport nach Tilsit, den er zusammen mit zwei Landsleuten auch begleitete. Zugleich war dies der erste offizielle Besuch von ehemaligen Bewohnern der Stadt nach dem Krieg. Maßgeblich unterstützte Horst Mertineit den Aufbau des „Historischen Museums“ in Tilsit, das schwerpunktmäßig die Darstellung der Tilsiter Geschichte beinhaltet. Gespräche und Verhandlungen zwischen dem Vorstand der Stadtgemeinschaft Tilsit unter seiner Leitung und den russischen Dienststellen führten dazu, dass in Tilsit Gedenkstätten mit russischen und deutschen Inschriften erstellt wurden, die auf die deutsche Vergangenheit dieser Stadt hinweisen. Seiner Initiative ist es zu verdanken, dass das Denkmal „Tilsiter Elch“, das nach dem Krieg nach Königsberg verbracht worden war, vor wenigen Jahren an seinen angestammten Platz zurückkehrte.

Horst Mertineit praktizierte Heimatpolitik – überparteilich und mit Augenmaß. Er wirkte maßgeblich mit beim Brückenschlag zum Osten, insbesondere zu den Menschen, die jetzt in seiner Heimatstadt leben. Dass an den Bundestreffen der Tilsiter in Kiel heute auch russische Gäste aus Tilsit teilnehmen und diese Veranstaltung teilweise auch mitgestalten, ist in erster Linie der Initiative von Horst Mertineit zu verdanken. Mit dem russischen Verein „Stadtgemeinschaft Tilsit“, der sich unter anderem der Erforschung der Geschichte seiner Heimatstadt widmet, pflegt er gute und freundschaftliche Kontakte.

Mit Erfolg setzte er sich dafür ein, dass neben der Patenschaft Kiel–Tilsit auch eine Partnerschaft zwischen Kiel und der russischen Stadtverwaltung von Tilsit begründet wurde. Dieses Dreiecksverhältnis zwischen der Stadtgemeinschaft, dem Patenschaftsträger und der russischen Gebietskörperschaft besteht seit nunmehr 17 Jahren und hat reiche Früchte getragen. So konnte 2004 mit Hilfe der Stadtgemeinschaft Tilsit sowie der Kreisgemeinschaften Tilsit-Ragnit und Elchniederung in Tilsit die Begegnungsstätte der Regionalorganisation der Rußlanddeutschen „Altes Tilsit“ feierlich eingeweiht werden. 2007 wurde durch die entscheidende Mitwirkung Mertineits ein kleiner Bauernweiler im Schweizer Kanton Thurgau in „Tilsit“ umbenannt. Damit sollte an den Ursprung des Tilsiter Käse erinnert werden, dessen Rezept Mitte des 19. Jahrhunderts im Kreis Tilsit entstanden war. Bei dieser Veranstaltung hatte Mertineit Gelegenheit, die Geschichte Tilsits vor einer großen Anzahl Gäste vorzutragen.

Das Lebenswerk Horst Mertineits ist vielfach gewürdigt worden. Der Bundespräsident hat ihn für seine uneigennützige Arbeit mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Im Juni 1995 ehrte die Landsmannschaft Ostpreußen Horst Mertineit mit der Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens. Die Stadt Kiel würdigte seine Verdienste um die deutsch-russische Aussöhnung im Jahre 2004 mit der Verleihung ihrer höchsten Auszeichnung, der Andreas-Gayk-Medaille. Ebenfalls im Jahre 2004 ehrte ihn der Bundesvorstand der LO durch die Verleihung der Ottomar-Schreiber-Plakette.

Der Bundesvorstand der LO gratuliert Horst Mertineit zur Vollendung des 90. Lebensjahres. Diesen Glückwunsch verbinden wir mit unserem aufrichtigen Dank für sein unermüdliches Eintreten für Ostpreußen und die Ostpreußen. In den Dank eingeschlossen ist seine Ehefrau, die ihm in der Heimatarbeit stets zur Seite gestanden hat.

Wir wünschen dem Jubilar zum Eintritt in das zehnte Lebensjahrzehnt Gottes Segen. Auch wünschen wir ihm, dass die zunehmenden Beschwerden des Alters erträglich bleiben mögen.

Wilhelm v. Gottberg, Sprecher der LO


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