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19.09.09 / Gedopte Volkswirtschaft / Die globale Krise ist noch lange nicht überwunden – Inflationsgefahr bleibt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-09 vom 19. September 2009

Gedopte Volkswirtschaft
Die globale Krise ist noch lange nicht überwunden – Inflationsgefahr bleibt

Vor einem Jahr markierte die Pleite der Bank Lehman Brothers den Beginn der gefährlichsten Finanzkrise der Wirtschaftsgeschichte. Zum Jahrestag haben plötzlich wieder die Optimisten Oberwasser. Tatsächlich ist die Krise noch lange nicht ausgestanden.

Die gegenwärtige Krise, das steht fest, verläuft anders als alle vorangegangenen: Sehr viele, die ihre Arbeit bisher nicht verloren haben, haben in den Jahren 2005 bis 2008 vom Aufschwung genausoviel gespürt wie seitdem von der Krise: So gut wie nichts.

Die Wirtschaftsnachrichten nehmen sich sogar fast wieder positiv aus: Kurzarbeit hält die Arbeitslosigkeit halbwegs stabil, und erste Optimisten meinen, ein allzu steiler Anstieg könnte auch nach der Bundestagswahl ausbleiben. Industrieproduktion und Wirtschaftsleistung nehmen zu, und selbst die riesigen Bürgschaften der Bankenrettungspakete sind bisher noch nicht in Form niederschmetternder Abschlussrechnungen wie ein Bumerang über den Bundeshaushalt hereingebrochen. Dass auch die Börsen zulegen, überrascht da nicht, nützt allerdings nur einer kleinen Minderheit.

Ist alles halb so schlimm gewesen? Nichts wäre falscher als diese Annahme! Es ist eine vielfach bestätigte Erfahrung der Ökonomen, dass gerade solche Rezessionen, an deren Beginn eine Finanzkrise stand, besonders tückisch verlaufen: Sie sind länger und auch tiefer als „normale“ Abschwünge. Dass das diesmal nicht voll spürbar ist, ändert nichts an dieser grundsätzlichen Diagnose, sondern ist nur die Folge besonders hoch dosierter „Schmerz- und Aufputschmittel“, die die Notenbanken und Regierungen dem Patienten Wirtschaft verabreicht haben. Zu Recht wollten die Verantwortlichen den Zusammenbruch des Finanzsystems (und damit auch der Realwirtschaft) um jeden Preis verhindern. Und zu Recht waren sie der Ansicht, dass eine Politk des leichten Geldes in dieser Lage vorerst ohne Inflationsgefahren möglich ist.

Doch die Betonung liegt auf dem Wort „vorerst“, und nun stehen die Verantwortlichen in Europa und den USA schon bald vor der außergewöhnlichen Herausforderung, „die Zahnpasta in die Tube zurückzubekommen“, wie Finanzminister Peer Steinbrück sich anschaulich ausgedrückt hat.

Nach aller Erfahrung können nur massive Zinserhöhungen verhindern, dass die riesigen Dollar- und auch Eurosummen, die die Notenbanken der Wirtschaft wie eine Infusion verabreicht haben, früher oder später eben doch nachfragewirksam werden und eine mächtige Inflationswelle auslösen. Manche sagen, das sei das kleinere Übel gegenüber allen anderen möglichen Entwicklungen, insbesondere sei es eine Möglichkeit, wie sich überschuldete Staaten ohne eigentlichen Bankrott Erleichterung verschaffen könnten. Mag sein, aber Millionen Menschen müssten dafür mit Teilen ihrer Altersvorsorge bezahlen, und das ist ein hoher Preis. Noch ist die Krise nicht überwunden. Konrad Badenheuer


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